Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Gestaltung unserer Sitten, diese erträumte Weihe unserer Vorurtheile, die von schwatzhaften Philosophastern sittliche Weltordnung genannt wird, daß sie sich nicht sagt: Du warst ja alt, häßlich, als der Mann noch wie ein Jüngling fühlte! Nein, daß sie den Mann, den sie einst vergötterte, jetzt haßt! Zur Wirkung sogar der Eingenommenheit von ihrer fürstlichen Würde ist es gekommen! Alle Dienerschaft bekommt neue glänzende Livreen! Die Kutschen werden neu lackirt, manche wird verkauft und mit modernen vertauscht. Bei Hofe hat die dort ganz Vergessene sich ansagen lassen. Fürst Rauden, der unglückliche Compositeur, ist ihr drittes Wort und den alten Generalfeldzeugmeister stellt sie in Aussicht des Hierherkommens. Freund, daß ich nicht mit Dir plaudern, das Alles glossiren, die Thorheit der Welt belächeln kann! Ada würde gern zuhören! Würde uns dazu köstlichen Mokka bereiten! O was muß ich doch mein Unglück beklagen! Ist es wahr, Freund, daß Helene, die Unvergleichliche, den Amerikaner liebt? Einen Mann, der, ich sehe es, hinkt? Sähe mich nur Ada rasen vor Eifersucht, sie, die mir vorwirft, in meinem gesammten Naturell läge Diplomatie, würde schon an meine Thatkraft glauben. Ich könne Nichts schwer und Nichts leicht nehmen -! sagte sie in Neapel. Mir ist ein Blüthenreich verregnet! Der lustige Frühlingsfink Gestaltung unserer Sitten, diese erträumte Weihe unserer Vorurtheile, die von schwatzhaften Philosophastern sittliche Weltordnung genannt wird, daß sie sich nicht sagt: Du warst ja alt, häßlich, als der Mann noch wie ein Jüngling fühlte! Nein, daß sie den Mann, den sie einst vergötterte, jetzt haßt! Zur Wirkung sogar der Eingenommenheit von ihrer fürstlichen Würde ist es gekommen! Alle Dienerschaft bekommt neue glänzende Livréen! Die Kutschen werden neu lackirt, manche wird verkauft und mit modernen vertauscht. Bei Hofe hat die dort ganz Vergessene sich ansagen lassen. Fürst Rauden, der unglückliche Compositeur, ist ihr drittes Wort und den alten Generalfeldzeugmeister stellt sie in Aussicht des Hierherkommens. Freund, daß ich nicht mit Dir plaudern, das Alles glossiren, die Thorheit der Welt belächeln kann! Ada würde gern zuhören! Würde uns dazu köstlichen Mokka bereiten! O was muß ich doch mein Unglück beklagen! Ist es wahr, Freund, daß Helene, die Unvergleichliche, den Amerikaner liebt? Einen Mann, der, ich sehe es, hinkt? Sähe mich nur Ada rasen vor Eifersucht, sie, die mir vorwirft, in meinem gesammten Naturell läge Diplomatie, würde schon an meine Thatkraft glauben. Ich könne Nichts schwer und Nichts leicht nehmen –! sagte sie in Neapel. Mir ist ein Blüthenreich verregnet! Der lustige Frühlingsfink <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="191"/> Gestaltung unserer Sitten, diese erträumte Weihe unserer Vorurtheile, die von schwatzhaften Philosophastern sittliche Weltordnung genannt wird, daß sie sich nicht sagt: Du warst ja alt, häßlich, als der Mann noch wie ein Jüngling fühlte! Nein, daß sie den Mann, den sie einst vergötterte, jetzt haßt! Zur Wirkung sogar der Eingenommenheit von ihrer fürstlichen Würde ist es gekommen! Alle Dienerschaft bekommt neue glänzende Livréen! Die Kutschen werden neu lackirt, manche wird verkauft und mit modernen vertauscht. Bei Hofe hat die dort ganz Vergessene sich ansagen lassen. Fürst Rauden, der unglückliche Compositeur, ist ihr drittes Wort und den alten Generalfeldzeugmeister stellt sie in Aussicht des Hierherkommens. Freund, daß ich nicht mit Dir plaudern, das Alles glossiren, die Thorheit der Welt belächeln kann! Ada würde gern zuhören! Würde uns dazu köstlichen Mokka bereiten! O was muß ich doch mein Unglück beklagen! Ist es wahr, Freund, daß Helene, die Unvergleichliche, den Amerikaner liebt? Einen Mann, der, ich sehe es, hinkt? Sähe mich nur Ada rasen vor Eifersucht, sie, die mir vorwirft, in meinem gesammten Naturell läge Diplomatie, würde schon an meine Thatkraft glauben. Ich könne Nichts schwer und Nichts leicht nehmen –! sagte sie in Neapel. Mir ist ein Blüthenreich verregnet! Der lustige Frühlingsfink </p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0197]
Gestaltung unserer Sitten, diese erträumte Weihe unserer Vorurtheile, die von schwatzhaften Philosophastern sittliche Weltordnung genannt wird, daß sie sich nicht sagt: Du warst ja alt, häßlich, als der Mann noch wie ein Jüngling fühlte! Nein, daß sie den Mann, den sie einst vergötterte, jetzt haßt! Zur Wirkung sogar der Eingenommenheit von ihrer fürstlichen Würde ist es gekommen! Alle Dienerschaft bekommt neue glänzende Livréen! Die Kutschen werden neu lackirt, manche wird verkauft und mit modernen vertauscht. Bei Hofe hat die dort ganz Vergessene sich ansagen lassen. Fürst Rauden, der unglückliche Compositeur, ist ihr drittes Wort und den alten Generalfeldzeugmeister stellt sie in Aussicht des Hierherkommens. Freund, daß ich nicht mit Dir plaudern, das Alles glossiren, die Thorheit der Welt belächeln kann! Ada würde gern zuhören! Würde uns dazu köstlichen Mokka bereiten! O was muß ich doch mein Unglück beklagen! Ist es wahr, Freund, daß Helene, die Unvergleichliche, den Amerikaner liebt? Einen Mann, der, ich sehe es, hinkt? Sähe mich nur Ada rasen vor Eifersucht, sie, die mir vorwirft, in meinem gesammten Naturell läge Diplomatie, würde schon an meine Thatkraft glauben. Ich könne Nichts schwer und Nichts leicht nehmen –! sagte sie in Neapel. Mir ist ein Blüthenreich verregnet! Der lustige Frühlingsfink
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