Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Giebt es denn noch Religion, Tugend, Zucht und Anstand in der Welt! Liebe Mama, ich bitte, mich nicht - wollte sie der Sohn unterbrechen. Du störst mich im Auseinandersetzen des Plans zu einer Novelle, die ich schreiben will. Von weiter war Nichts die Rede. Ich bin keine Mutter von solcher Schwäche, wie die Deines Cumpans Rabe, den jetzt Gottes Blitzstrahl getroffen hat -! fuhr die Generalin fort. Die Gräfin Erlaucht hat Geistliche zu Tisch geladen, und solche Verruchtheiten werden hier gesprochen! Daß Sie das auch anhören! wandte sich die Wuthentbrannte an den Grafen. Graf Udo war um seine Tante besorgt und rief erzürnt: Meine Ohren bekam ich mit meiner Geburt! O, schweigen auch Sie, Herr Graf! fiel ihm die zornentflammte Frau in die Rede. Ihre Buhlschaft ist allerdings stadtbekannt! Ha! unterbrach sie sich, ich sehe schon, was auf Ihren Lippen brennt! Sie wollen sagen, Ada sei des gleichen Vergehens anzuklagen? Aber Ada wird sich herausreißen, sie wird sich finden. Sie hat noch nie etwas der Vernunft Widersprechendes gethan. Aber Sie, Sie sollten sich schämen, Herr Graf, den Brand der Eitelkeit in eine Bürgerstochter zu schleudern, in so eine armselige Person, die Sie mit falschen Giebt es denn noch Religion, Tugend, Zucht und Anstand in der Welt! Liebe Mama, ich bitte, mich nicht – wollte sie der Sohn unterbrechen. Du störst mich im Auseinandersetzen des Plans zu einer Novelle, die ich schreiben will. Von weiter war Nichts die Rede. Ich bin keine Mutter von solcher Schwäche, wie die Deines Cumpans Rabe, den jetzt Gottes Blitzstrahl getroffen hat –! fuhr die Generalin fort. Die Gräfin Erlaucht hat Geistliche zu Tisch geladen, und solche Verruchtheiten werden hier gesprochen! Daß Sie das auch anhören! wandte sich die Wuthentbrannte an den Grafen. Graf Udo war um seine Tante besorgt und rief erzürnt: Meine Ohren bekam ich mit meiner Geburt! O, schweigen auch Sie, Herr Graf! fiel ihm die zornentflammte Frau in die Rede. Ihre Buhlschaft ist allerdings stadtbekannt! Ha! unterbrach sie sich, ich sehe schon, was auf Ihren Lippen brennt! Sie wollen sagen, Ada sei des gleichen Vergehens anzuklagen? Aber Ada wird sich herausreißen, sie wird sich finden. Sie hat noch nie etwas der Vernunft Widersprechendes gethan. Aber Sie, Sie sollten sich schämen, Herr Graf, den Brand der Eitelkeit in eine Bürgerstochter zu schleudern, in so eine armselige Person, die Sie mit falschen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="154"/> Giebt es denn noch Religion, Tugend, Zucht und Anstand in der Welt!</p> <p>Liebe Mama, ich bitte, mich nicht – wollte sie der Sohn unterbrechen. Du störst mich im Auseinandersetzen des Plans zu einer Novelle, die ich schreiben will. Von weiter war Nichts die Rede.</p> <p>Ich bin keine Mutter von solcher Schwäche, wie die Deines Cumpans Rabe, den jetzt Gottes Blitzstrahl getroffen hat –! fuhr die Generalin fort. Die Gräfin Erlaucht hat Geistliche zu Tisch geladen, und solche Verruchtheiten werden hier gesprochen! Daß Sie das auch anhören! wandte sich die Wuthentbrannte an den Grafen.</p> <p>Graf Udo war um seine Tante besorgt und rief erzürnt: Meine Ohren bekam ich mit meiner Geburt!</p> <p>O, schweigen auch Sie, Herr Graf! fiel ihm die zornentflammte Frau in die Rede. Ihre Buhlschaft ist allerdings stadtbekannt! Ha! unterbrach sie sich, ich sehe schon, was auf Ihren Lippen brennt! Sie wollen sagen, Ada sei des gleichen Vergehens anzuklagen? Aber Ada wird sich herausreißen, sie wird sich finden. Sie hat noch nie etwas der Vernunft Widersprechendes gethan. Aber Sie, Sie sollten sich schämen, Herr Graf, den Brand der Eitelkeit in eine Bürgerstochter zu schleudern, in so eine armselige Person, die Sie mit falschen </p> </div> </body> </text> </TEI> [154/0160]
Giebt es denn noch Religion, Tugend, Zucht und Anstand in der Welt!
Liebe Mama, ich bitte, mich nicht – wollte sie der Sohn unterbrechen. Du störst mich im Auseinandersetzen des Plans zu einer Novelle, die ich schreiben will. Von weiter war Nichts die Rede.
Ich bin keine Mutter von solcher Schwäche, wie die Deines Cumpans Rabe, den jetzt Gottes Blitzstrahl getroffen hat –! fuhr die Generalin fort. Die Gräfin Erlaucht hat Geistliche zu Tisch geladen, und solche Verruchtheiten werden hier gesprochen! Daß Sie das auch anhören! wandte sich die Wuthentbrannte an den Grafen.
Graf Udo war um seine Tante besorgt und rief erzürnt: Meine Ohren bekam ich mit meiner Geburt!
O, schweigen auch Sie, Herr Graf! fiel ihm die zornentflammte Frau in die Rede. Ihre Buhlschaft ist allerdings stadtbekannt! Ha! unterbrach sie sich, ich sehe schon, was auf Ihren Lippen brennt! Sie wollen sagen, Ada sei des gleichen Vergehens anzuklagen? Aber Ada wird sich herausreißen, sie wird sich finden. Sie hat noch nie etwas der Vernunft Widersprechendes gethan. Aber Sie, Sie sollten sich schämen, Herr Graf, den Brand der Eitelkeit in eine Bürgerstochter zu schleudern, in so eine armselige Person, die Sie mit falschen
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/160>, abgerufen am 16.02.2025. |