Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Unglück gar nicht mehr! fuhr er fort. Der Leichtsinn und der Dünkel lügen sich jede Niederlage weg! Er erzählte von den schroffen Aeußerungen, die er bei den Serapionsbrüdern gehört hatte. Die Gräfin hatte diesen Sommer über gelernt, den Auseinandersetzungen des bibelgläubigen Mannes auszuweichen, so oft diese das Reich des Satans berührten. Sie fragte nur noch, nachdem sie für die Mittheilung über die Serapionsbrüder gedankt, ob er das Grabdenkmal ihres Mannes im Althing'schen Atelier gesehen hätte. Es solle nun bald fertig sein. Darüber kam Merkus in Verlegenheit. Er hatte an Alles, nur nicht an Friedhofvorstellungen gedacht. Schon als Kunstwerk hätte Sie doch das Monument interessiren dürfen! sagte die Gräfin etwas verstimmt. Der treffliche Althing leistete Herrliches! Ich habe die Treue, die Liebe, die Beständigkeit als drei vereinte Figuren bei ihm bestellt, die nur der Tod trennt - der Künstler verstand sich natürlich nicht zur Abbildung des Knochengerippes - Er idealisirte! sagte Merkus als Aesthetiker, wiederholte aber ironisch: Hm! die Treue, die Liebe - Wie sagten Durchlaucht? Die Beständigkeit - ergänzte die Gräfin. Die Treue natürlich mit dem Anker? meinte Merkus lachend. Unglück gar nicht mehr! fuhr er fort. Der Leichtsinn und der Dünkel lügen sich jede Niederlage weg! Er erzählte von den schroffen Aeußerungen, die er bei den Serapionsbrüdern gehört hatte. Die Gräfin hatte diesen Sommer über gelernt, den Auseinandersetzungen des bibelgläubigen Mannes auszuweichen, so oft diese das Reich des Satans berührten. Sie fragte nur noch, nachdem sie für die Mittheilung über die Serapionsbrüder gedankt, ob er das Grabdenkmal ihres Mannes im Althing’schen Atelier gesehen hätte. Es solle nun bald fertig sein. Darüber kam Merkus in Verlegenheit. Er hatte an Alles, nur nicht an Friedhofvorstellungen gedacht. Schon als Kunstwerk hätte Sie doch das Monument interessiren dürfen! sagte die Gräfin etwas verstimmt. Der treffliche Althing leistete Herrliches! Ich habe die Treue, die Liebe, die Beständigkeit als drei vereinte Figuren bei ihm bestellt, die nur der Tod trennt – der Künstler verstand sich natürlich nicht zur Abbildung des Knochengerippes – Er idealisirte! sagte Merkus als Aesthetiker, wiederholte aber ironisch: Hm! die Treue, die Liebe – Wie sagten Durchlaucht? Die Beständigkeit – ergänzte die Gräfin. Die Treue natürlich mit dem Anker? meinte Merkus lachend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="97"/> Unglück gar nicht mehr! fuhr er fort. Der Leichtsinn und der Dünkel lügen sich jede Niederlage weg!</p> <p>Er erzählte von den schroffen Aeußerungen, die er bei den Serapionsbrüdern gehört hatte.</p> <p>Die Gräfin hatte diesen Sommer über gelernt, den Auseinandersetzungen des bibelgläubigen Mannes auszuweichen, so oft diese das Reich des Satans berührten. Sie fragte nur noch, nachdem sie für die Mittheilung über die Serapionsbrüder gedankt, ob er das Grabdenkmal ihres Mannes im Althing’schen Atelier gesehen hätte. Es solle nun bald fertig sein.</p> <p>Darüber kam Merkus in Verlegenheit. Er hatte an Alles, nur nicht an Friedhofvorstellungen gedacht.</p> <p>Schon als Kunstwerk hätte Sie doch das Monument interessiren dürfen! sagte die Gräfin etwas verstimmt. Der treffliche Althing leistete Herrliches! Ich habe die Treue, die Liebe, die Beständigkeit als drei vereinte Figuren bei ihm bestellt, die nur der Tod trennt – der Künstler verstand sich natürlich nicht zur Abbildung des Knochengerippes –</p> <p>Er idealisirte! sagte Merkus als Aesthetiker, wiederholte aber ironisch: Hm! die Treue, die Liebe – Wie sagten Durchlaucht?</p> <p>Die Beständigkeit – ergänzte die Gräfin.</p> <p>Die Treue natürlich mit dem Anker? meinte Merkus lachend.</p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0103]
Unglück gar nicht mehr! fuhr er fort. Der Leichtsinn und der Dünkel lügen sich jede Niederlage weg!
Er erzählte von den schroffen Aeußerungen, die er bei den Serapionsbrüdern gehört hatte.
Die Gräfin hatte diesen Sommer über gelernt, den Auseinandersetzungen des bibelgläubigen Mannes auszuweichen, so oft diese das Reich des Satans berührten. Sie fragte nur noch, nachdem sie für die Mittheilung über die Serapionsbrüder gedankt, ob er das Grabdenkmal ihres Mannes im Althing’schen Atelier gesehen hätte. Es solle nun bald fertig sein.
Darüber kam Merkus in Verlegenheit. Er hatte an Alles, nur nicht an Friedhofvorstellungen gedacht.
Schon als Kunstwerk hätte Sie doch das Monument interessiren dürfen! sagte die Gräfin etwas verstimmt. Der treffliche Althing leistete Herrliches! Ich habe die Treue, die Liebe, die Beständigkeit als drei vereinte Figuren bei ihm bestellt, die nur der Tod trennt – der Künstler verstand sich natürlich nicht zur Abbildung des Knochengerippes –
Er idealisirte! sagte Merkus als Aesthetiker, wiederholte aber ironisch: Hm! die Treue, die Liebe – Wie sagten Durchlaucht?
Die Beständigkeit – ergänzte die Gräfin.
Die Treue natürlich mit dem Anker? meinte Merkus lachend.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/103 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/103>, abgerufen am 16.02.2025. |