Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Die Uebergänge bis zu diesem Höhepunkte im Leben Edwinas waren allmälig. Der Werth der Eroberungen steigerte sich nicht plötzlich. Erst begleiteten zuweilen Clavierspieler die Vorträge einer Mazeppajagd, wo die Brennicke und der langhaarige Zukünftler etwas in sich Harmonisches vortragen wollten, der ruhiger Prüfende aber nichts Gehauenes und Gestochenes fand. Dieterici blieb mit seinem Streben nach Anerkennung und der Ueberreichung eines schon von ihm erschienenen lyrischen Bandes nicht aus. Leider hatte er nicht die Poesie Stubbenkammer, diesen Untergang Vinetas, die Nordlandsharfe ganz im Finger, mehr Heine und dessen verschiedene geheilte und wieder neu aufgebrochene Liebeswunden. Aber seine kleinen Aufmerksamkeiten: Hyacinthen-Gärtchen in Mooskörben und Aehnliches dann und wann übersandt, machten bei der Brennicke, die nichts von ihm declamiren konnte, Alles gut. War auch Anfangs der pedantische junge Mann, der nicht blos auf seine Schnurrbartspitzen, sondern auch auf seine innere Welt stolz war, erzürnt über die Mißachtung seiner Waldgänge mit Windesrauschen, Wellen mit Waldeinsamkeit, Waldliebchen mit Waldmühlen im moosigen Grunde und fuhr Jean Vogler an, wenn dieser den Wald für vollständig abgeholzt in der Poesie erklärte und wohl gar sagte: Theodorich, Poet in Versen zu Die Uebergänge bis zu diesem Höhepunkte im Leben Edwinas waren allmälig. Der Werth der Eroberungen steigerte sich nicht plötzlich. Erst begleiteten zuweilen Clavierspieler die Vorträge einer Mazeppajagd, wo die Brennicke und der langhaarige Zukünftler etwas in sich Harmonisches vortragen wollten, der ruhiger Prüfende aber nichts Gehauenes und Gestochenes fand. Dieterici blieb mit seinem Streben nach Anerkennung und der Ueberreichung eines schon von ihm erschienenen lyrischen Bandes nicht aus. Leider hatte er nicht die Poesie Stubbenkammer, diesen Untergang Vinetas, die Nordlandsharfe ganz im Finger, mehr Heine und dessen verschiedene geheilte und wieder neu aufgebrochene Liebeswunden. Aber seine kleinen Aufmerksamkeiten: Hyacinthen-Gärtchen in Mooskörben und Aehnliches dann und wann übersandt, machten bei der Brennicke, die nichts von ihm declamiren konnte, Alles gut. War auch Anfangs der pedantische junge Mann, der nicht blos auf seine Schnurrbartspitzen, sondern auch auf seine innere Welt stolz war, erzürnt über die Mißachtung seiner Waldgänge mit Windesrauschen, Wellen mit Waldeinsamkeit, Waldliebchen mit Waldmühlen im moosigen Grunde und fuhr Jean Vogler an, wenn dieser den Wald für vollständig abgeholzt in der Poesie erklärte und wohl gar sagte: Theodorich, Poet in Versen zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0089" n="83"/> <p> Die Uebergänge bis zu diesem Höhepunkte im Leben Edwinas waren allmälig. Der Werth der Eroberungen steigerte sich nicht plötzlich. Erst begleiteten zuweilen Clavierspieler die Vorträge einer <ref xml:id="TEXTMazeppajagd" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLMazeppajagd">Mazeppajagd</ref>, wo die Brennicke und <ref xml:id="TEXTderlanghaarigeZukuenftler" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLderlanghaarigeZukuenftler">der langhaarige Zukünftler</ref> etwas in sich Harmonisches vortragen wollten, der ruhiger Prüfende aber nichts Gehauenes und Gestochenes fand. Dieterici blieb mit seinem Streben nach Anerkennung und der Ueberreichung eines schon von ihm erschienenen lyrischen Bandes nicht aus. Leider hatte er nicht die Poesie Stubbenkammer, diesen <ref xml:id="TEXTUntergangBISHeine" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLUntergangBISHeine">Untergang Vinetas, die Nordlandsharfe ganz im Finger, mehr Heine</ref> und dessen verschiedene geheilte und wieder neu aufgebrochene Liebeswunden. Aber seine kleinen Aufmerksamkeiten: Hyacinthen-Gärtchen in Mooskörben und Aehnliches dann und wann übersandt, machten bei der Brennicke, die nichts von ihm declamiren konnte, Alles gut. War auch Anfangs der pedantische junge Mann, der nicht blos auf seine Schnurrbartspitzen, sondern auch auf seine innere Welt stolz war, erzürnt über die Mißachtung seiner Waldgänge mit Windesrauschen, Wellen mit Waldeinsamkeit, Waldliebchen mit Waldmühlen im moosigen Grunde und fuhr Jean Vogler an, wenn dieser den Wald für vollständig abgeholzt in der Poesie erklärte und wohl gar sagte: Theodorich, Poet in Versen zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0089]
Die Uebergänge bis zu diesem Höhepunkte im Leben Edwinas waren allmälig. Der Werth der Eroberungen steigerte sich nicht plötzlich. Erst begleiteten zuweilen Clavierspieler die Vorträge einer Mazeppajagd, wo die Brennicke und der langhaarige Zukünftler etwas in sich Harmonisches vortragen wollten, der ruhiger Prüfende aber nichts Gehauenes und Gestochenes fand. Dieterici blieb mit seinem Streben nach Anerkennung und der Ueberreichung eines schon von ihm erschienenen lyrischen Bandes nicht aus. Leider hatte er nicht die Poesie Stubbenkammer, diesen Untergang Vinetas, die Nordlandsharfe ganz im Finger, mehr Heine und dessen verschiedene geheilte und wieder neu aufgebrochene Liebeswunden. Aber seine kleinen Aufmerksamkeiten: Hyacinthen-Gärtchen in Mooskörben und Aehnliches dann und wann übersandt, machten bei der Brennicke, die nichts von ihm declamiren konnte, Alles gut. War auch Anfangs der pedantische junge Mann, der nicht blos auf seine Schnurrbartspitzen, sondern auch auf seine innere Welt stolz war, erzürnt über die Mißachtung seiner Waldgänge mit Windesrauschen, Wellen mit Waldeinsamkeit, Waldliebchen mit Waldmühlen im moosigen Grunde und fuhr Jean Vogler an, wenn dieser den Wald für vollständig abgeholzt in der Poesie erklärte und wohl gar sagte: Theodorich, Poet in Versen zu
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/89>, abgerufen am 27.07.2024. |