Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Cyclus Sonette auf sie. Justizrath Luzius kannte den geheimen Zusammenhang des Ueberganges von Frau Marloff zu einem Fräulein. Doch sprach er darüber zu Niemand. Auch von seinem Irrthum nicht, wenn er sich sagte: Die Summen, über die sie commandiren soll, sind durch meine Hand gegangen, sie sind zu hoch gegriffen! Sie ist wahrscheinlich eine Tochter des Grafen Wilhelm und Graf Udo wird einst noch seine Verwandte fesselnder finden, als die ihm durch einen lästigen Zwang angeheirathete Generalstochter! Da werden die Mittel schon fließen! Der corpulente, unter der Arbeit keuchende Mann urtheilte richtig und falsch nach seinen Erfahrungen. Seine Gattin sorgte für die Duenna. Und mit Energie! Da half kein Erbarmen! Frau Luzius hatte eine Einzigste in ihrer Art entdeckt und zwar in der Schweiz und diese mußte passen.

Sie schrieb an Edwina: "Liebenswürdiges, gnädiges Fräulein! Ich bekomme wegen der Stelle aus Neuvorpommern eine Zuschrift von einer alten Freundin, die bisher bei einem polnischen Domprobst die Wirthschaft führte! Der Mann durfte seiner Gesundheit wegen leben, wo er wollte. Die Polen sind so. Jetzt ist der Probst todt und ich sage Ihnen aufrichtig: Frau Regierungsrath Brennicke steht allein und allerdings hülflos in der Welt. Der Pole hatte kein Vermögen und die

Cyclus Sonette auf sie. Justizrath Luzius kannte den geheimen Zusammenhang des Ueberganges von Frau Marloff zu einem Fräulein. Doch sprach er darüber zu Niemand. Auch von seinem Irrthum nicht, wenn er sich sagte: Die Summen, über die sie commandiren soll, sind durch meine Hand gegangen, sie sind zu hoch gegriffen! Sie ist wahrscheinlich eine Tochter des Grafen Wilhelm und Graf Udo wird einst noch seine Verwandte fesselnder finden, als die ihm durch einen lästigen Zwang angeheirathete Generalstochter! Da werden die Mittel schon fließen! Der corpulente, unter der Arbeit keuchende Mann urtheilte richtig und falsch nach seinen Erfahrungen. Seine Gattin sorgte für die Duenna. Und mit Energie! Da half kein Erbarmen! Frau Luzius hatte eine Einzigste in ihrer Art entdeckt und zwar in der Schweiz und diese mußte passen.

Sie schrieb an Edwina: „Liebenswürdiges, gnädiges Fräulein! Ich bekomme wegen der Stelle aus Neuvorpommern eine Zuschrift von einer alten Freundin, die bisher bei einem polnischen Domprobst die Wirthschaft führte! Der Mann durfte seiner Gesundheit wegen leben, wo er wollte. Die Polen sind so. Jetzt ist der Probst todt und ich sage Ihnen aufrichtig: Frau Regierungsrath Brennicke steht allein und allerdings hülflos in der Welt. Der Pole hatte kein Vermögen und die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="77"/>
Cyclus Sonette auf sie. Justizrath Luzius kannte den geheimen Zusammenhang des Ueberganges von Frau Marloff zu einem Fräulein. Doch sprach er darüber zu Niemand. Auch von seinem Irrthum nicht, wenn er sich sagte: Die Summen, über die sie commandiren soll, sind durch meine Hand gegangen, sie sind zu hoch gegriffen! Sie ist wahrscheinlich eine Tochter des Grafen Wilhelm und Graf Udo wird einst noch seine Verwandte fesselnder finden, als die ihm durch einen lästigen Zwang angeheirathete Generalstochter! Da werden die Mittel schon fließen! Der corpulente, unter der Arbeit keuchende Mann urtheilte richtig und falsch nach seinen Erfahrungen. Seine Gattin sorgte für die Duenna. Und mit Energie! Da half kein Erbarmen! Frau Luzius hatte eine Einzigste in ihrer Art entdeckt und zwar in der Schweiz und diese mußte passen.</p>
        <p>Sie schrieb an Edwina: &#x201E;Liebenswürdiges, gnädiges Fräulein! Ich bekomme wegen der Stelle aus Neuvorpommern eine Zuschrift von einer alten Freundin, die bisher bei einem polnischen Domprobst die Wirthschaft führte! Der Mann durfte seiner Gesundheit wegen leben, wo er wollte. Die Polen sind so. Jetzt ist der Probst todt und ich sage Ihnen aufrichtig: Frau Regierungsrath Brennicke steht allein und allerdings hülflos in der Welt. Der Pole hatte kein Vermögen und die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0083] Cyclus Sonette auf sie. Justizrath Luzius kannte den geheimen Zusammenhang des Ueberganges von Frau Marloff zu einem Fräulein. Doch sprach er darüber zu Niemand. Auch von seinem Irrthum nicht, wenn er sich sagte: Die Summen, über die sie commandiren soll, sind durch meine Hand gegangen, sie sind zu hoch gegriffen! Sie ist wahrscheinlich eine Tochter des Grafen Wilhelm und Graf Udo wird einst noch seine Verwandte fesselnder finden, als die ihm durch einen lästigen Zwang angeheirathete Generalstochter! Da werden die Mittel schon fließen! Der corpulente, unter der Arbeit keuchende Mann urtheilte richtig und falsch nach seinen Erfahrungen. Seine Gattin sorgte für die Duenna. Und mit Energie! Da half kein Erbarmen! Frau Luzius hatte eine Einzigste in ihrer Art entdeckt und zwar in der Schweiz und diese mußte passen. Sie schrieb an Edwina: „Liebenswürdiges, gnädiges Fräulein! Ich bekomme wegen der Stelle aus Neuvorpommern eine Zuschrift von einer alten Freundin, die bisher bei einem polnischen Domprobst die Wirthschaft führte! Der Mann durfte seiner Gesundheit wegen leben, wo er wollte. Die Polen sind so. Jetzt ist der Probst todt und ich sage Ihnen aufrichtig: Frau Regierungsrath Brennicke steht allein und allerdings hülflos in der Welt. Der Pole hatte kein Vermögen und die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/83
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/83>, abgerufen am 25.11.2024.