Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.zu viel Concurrenz machen! Es wird nicht gehen, liebes Fräulein! Martha, längst einverstanden, daß es nicht ginge, war im Begriff, sich zu entfernen. Sie hatte, da es Winter war, sich zweckmäßig verhüllt. Doch erkannte Edwina sogleich die ganze gefällige Erscheinung. Aber bleiben Sie doch noch ein Bischen! sagte sie mit einem bestimmten, wenn auch sanften Tone. Ihr Lächeln ließ ihre weißen Zähne im hellen Lichte erscheinen. Sie sind wohl die Liebe des jungen Herrn Althing? forschte sie. Mir dürfen Sie's anvertrauen! Er hat mich einigemal besucht, eigentlich nur einmal. Wenn Sie seine Schwester pflegten, muß er Sie ja schon aus Dankbarkeit lieben! Sie sind sehr einnehmend! Ich bin selbst verliebt in Sie! Es war Martha, wie wenn sie Wagner'sche Musik hörte, Alles war so süß und verführerisch, aber wie von der Schlange her! Herr Althing, fuhr Edwina fort, hat bis jetzt noch über Nichts philosophirt, außer über seinen Schnurrbart! Sein Jus mag er ganz gut kennen! Er war mit in Frankreich. Das ist recht schön! Aber ich glaube, Sie, Fräulein, haben mehr Menschenkenntniß, als er! Immer enger und enger wurde es Martha um die Brust. Die angenehme Stimme, die so verfänglich vom zu viel Concurrenz machen! Es wird nicht gehen, liebes Fräulein! Martha, längst einverstanden, daß es nicht ginge, war im Begriff, sich zu entfernen. Sie hatte, da es Winter war, sich zweckmäßig verhüllt. Doch erkannte Edwina sogleich die ganze gefällige Erscheinung. Aber bleiben Sie doch noch ein Bischen! sagte sie mit einem bestimmten, wenn auch sanften Tone. Ihr Lächeln ließ ihre weißen Zähne im hellen Lichte erscheinen. Sie sind wohl die Liebe des jungen Herrn Althing? forschte sie. Mir dürfen Sie’s anvertrauen! Er hat mich einigemal besucht, eigentlich nur einmal. Wenn Sie seine Schwester pflegten, muß er Sie ja schon aus Dankbarkeit lieben! Sie sind sehr einnehmend! Ich bin selbst verliebt in Sie! Es war Martha, wie wenn sie Wagner’sche Musik hörte, Alles war so süß und verführerisch, aber wie von der Schlange her! Herr Althing, fuhr Edwina fort, hat bis jetzt noch über Nichts philosophirt, außer über seinen Schnurrbart! Sein Jus mag er ganz gut kennen! Er war mit in Frankreich. Das ist recht schön! Aber ich glaube, Sie, Fräulein, haben mehr Menschenkenntniß, als er! Immer enger und enger wurde es Martha um die Brust. Die angenehme Stimme, die so verfänglich vom <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="71"/> zu viel Concurrenz machen! Es wird nicht gehen, liebes Fräulein!</p> <p>Martha, längst einverstanden, daß es nicht ginge, war im Begriff, sich zu entfernen. Sie hatte, da es Winter war, sich zweckmäßig verhüllt. Doch erkannte Edwina sogleich die ganze gefällige Erscheinung.</p> <p>Aber bleiben Sie doch noch ein Bischen! sagte sie mit einem bestimmten, wenn auch sanften Tone. Ihr Lächeln ließ ihre weißen Zähne im hellen Lichte erscheinen. Sie sind wohl die Liebe des jungen Herrn Althing? forschte sie. Mir dürfen Sie’s anvertrauen! Er hat mich einigemal besucht, eigentlich nur einmal. Wenn Sie seine Schwester pflegten, muß er Sie ja schon aus Dankbarkeit lieben! Sie sind sehr einnehmend! Ich bin selbst verliebt in Sie!</p> <p>Es war Martha, wie wenn sie Wagner’sche Musik hörte, Alles war so süß und verführerisch, aber wie von der Schlange her!</p> <p>Herr Althing, fuhr Edwina fort, hat bis jetzt noch über Nichts philosophirt, außer über seinen Schnurrbart! Sein Jus mag er ganz gut kennen! Er war mit in Frankreich. Das ist recht schön! Aber ich glaube, Sie, Fräulein, haben mehr Menschenkenntniß, als er!</p> <p>Immer enger und enger wurde es Martha um die Brust. Die angenehme Stimme, die so verfänglich vom </p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0077]
zu viel Concurrenz machen! Es wird nicht gehen, liebes Fräulein!
Martha, längst einverstanden, daß es nicht ginge, war im Begriff, sich zu entfernen. Sie hatte, da es Winter war, sich zweckmäßig verhüllt. Doch erkannte Edwina sogleich die ganze gefällige Erscheinung.
Aber bleiben Sie doch noch ein Bischen! sagte sie mit einem bestimmten, wenn auch sanften Tone. Ihr Lächeln ließ ihre weißen Zähne im hellen Lichte erscheinen. Sie sind wohl die Liebe des jungen Herrn Althing? forschte sie. Mir dürfen Sie’s anvertrauen! Er hat mich einigemal besucht, eigentlich nur einmal. Wenn Sie seine Schwester pflegten, muß er Sie ja schon aus Dankbarkeit lieben! Sie sind sehr einnehmend! Ich bin selbst verliebt in Sie!
Es war Martha, wie wenn sie Wagner’sche Musik hörte, Alles war so süß und verführerisch, aber wie von der Schlange her!
Herr Althing, fuhr Edwina fort, hat bis jetzt noch über Nichts philosophirt, außer über seinen Schnurrbart! Sein Jus mag er ganz gut kennen! Er war mit in Frankreich. Das ist recht schön! Aber ich glaube, Sie, Fräulein, haben mehr Menschenkenntniß, als er!
Immer enger und enger wurde es Martha um die Brust. Die angenehme Stimme, die so verfänglich vom
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