Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.gekommen war, ob Edwina ihre Wohnung verlassen, ihre Erklärung zum Personalstand der Stadt verändert und sich Fräulein genannt hatte, ob die schützende Duenna gefunden war, die über sie hinweg die Flügel einer schützenden Gluckhenne ausgebreitet hielt, das mochten beide Freunde nicht in Erfahrung bringen. Jede Annäherung war, wie sie ja schon ersehen hatten, in der Stadt des protestantischen Jesuitismus mit Gefahr verbunden. Graf Udo hatte viel mit der Vermögensverwaltung seines Majorats, viel mit der gesellschaftlichen Rücksichtsnahme zu thun. Der große Staatsmann, der in der Nähe seines Hauses wohnte, hätte ihn ganz gern wieder in der Carriere gehabt. Aber er wich allen Anerbietungen aus, lebte am liebsten im Park bei den Althings und bei der guten Gräfin Constanze, der er keinen Beweis der ihr schuldigen Achtung entziehen mochte. Die Generalin, seine Schwiegermutter, vermied er und diese ihn, auch Forbeck ließ sich nur melden, wenn er hoffte, den Schwager nicht daheim zu treffen. Ada hatte ihm eine Last von Verpflichtungen zugeschleppt, über die sich des Grafen Gerechtigkeitsgefühl empörte. Ada heuchelte Luxusideen, nur um dem Bruder Mittel zu verschaffen! Sie mußte es! Die Aermste! Die Mutter verlangte es! Bei Alledem hielt der Graf mit dem vollen gekommen war, ob Edwina ihre Wohnung verlassen, ihre Erklärung zum Personalstand der Stadt verändert und sich Fräulein genannt hatte, ob die schützende Duenna gefunden war, die über sie hinweg die Flügel einer schützenden Gluckhenne ausgebreitet hielt, das mochten beide Freunde nicht in Erfahrung bringen. Jede Annäherung war, wie sie ja schon ersehen hatten, in der Stadt des protestantischen Jesuitismus mit Gefahr verbunden. Graf Udo hatte viel mit der Vermögensverwaltung seines Majorats, viel mit der gesellschaftlichen Rücksichtsnahme zu thun. Der große Staatsmann, der in der Nähe seines Hauses wohnte, hätte ihn ganz gern wieder in der Carrière gehabt. Aber er wich allen Anerbietungen aus, lebte am liebsten im Park bei den Althings und bei der guten Gräfin Constanze, der er keinen Beweis der ihr schuldigen Achtung entziehen mochte. Die Generalin, seine Schwiegermutter, vermied er und diese ihn, auch Forbeck ließ sich nur melden, wenn er hoffte, den Schwager nicht daheim zu treffen. Ada hatte ihm eine Last von Verpflichtungen zugeschleppt, über die sich des Grafen Gerechtigkeitsgefühl empörte. Ada heuchelte Luxusideen, nur um dem Bruder Mittel zu verschaffen! Sie mußte es! Die Aermste! Die Mutter verlangte es! Bei Alledem hielt der Graf mit dem vollen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0072" n="66"/> gekommen war, ob Edwina ihre Wohnung verlassen, ihre Erklärung zum Personalstand der Stadt verändert und sich Fräulein genannt hatte, ob die schützende Duenna gefunden war, die über sie hinweg die Flügel einer schützenden Gluckhenne ausgebreitet hielt, das mochten beide Freunde nicht in Erfahrung bringen. Jede Annäherung war, wie sie ja schon ersehen hatten, in der <ref xml:id="TEXTStadtBISJesuitismus" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLStadtBISJesuitismus">Stadt des protestantischen Jesuitismus</ref> mit Gefahr verbunden.</p> <p>Graf Udo hatte viel mit der Vermögensverwaltung seines Majorats, viel mit der gesellschaftlichen Rücksichtsnahme zu thun. Der große Staatsmann, der in der Nähe seines Hauses wohnte, hätte ihn ganz gern wieder in der Carrière gehabt. Aber er wich allen Anerbietungen aus, lebte am liebsten im Park bei den Althings und bei der guten Gräfin Constanze, der er keinen Beweis der ihr schuldigen Achtung entziehen mochte. Die Generalin, seine Schwiegermutter, vermied er und diese ihn, auch Forbeck ließ sich nur melden, wenn er hoffte, den Schwager nicht daheim zu treffen. Ada hatte ihm eine Last von Verpflichtungen zugeschleppt, über die sich des Grafen Gerechtigkeitsgefühl empörte. Ada heuchelte Luxusideen, nur um dem Bruder Mittel zu verschaffen! Sie mußte es! Die Aermste! Die Mutter verlangte es! Bei Alledem hielt der Graf mit dem vollen </p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0072]
gekommen war, ob Edwina ihre Wohnung verlassen, ihre Erklärung zum Personalstand der Stadt verändert und sich Fräulein genannt hatte, ob die schützende Duenna gefunden war, die über sie hinweg die Flügel einer schützenden Gluckhenne ausgebreitet hielt, das mochten beide Freunde nicht in Erfahrung bringen. Jede Annäherung war, wie sie ja schon ersehen hatten, in der Stadt des protestantischen Jesuitismus mit Gefahr verbunden.
Graf Udo hatte viel mit der Vermögensverwaltung seines Majorats, viel mit der gesellschaftlichen Rücksichtsnahme zu thun. Der große Staatsmann, der in der Nähe seines Hauses wohnte, hätte ihn ganz gern wieder in der Carrière gehabt. Aber er wich allen Anerbietungen aus, lebte am liebsten im Park bei den Althings und bei der guten Gräfin Constanze, der er keinen Beweis der ihr schuldigen Achtung entziehen mochte. Die Generalin, seine Schwiegermutter, vermied er und diese ihn, auch Forbeck ließ sich nur melden, wenn er hoffte, den Schwager nicht daheim zu treffen. Ada hatte ihm eine Last von Verpflichtungen zugeschleppt, über die sich des Grafen Gerechtigkeitsgefühl empörte. Ada heuchelte Luxusideen, nur um dem Bruder Mittel zu verschaffen! Sie mußte es! Die Aermste! Die Mutter verlangte es! Bei Alledem hielt der Graf mit dem vollen
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/72>, abgerufen am 16.02.2025. |