Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.dachte Ottomar. Wenn die ersten Kartoffeln kommen! sagte die Generalin. Das Leid mit der Erkrankung seiner Schwester war überwunden. Endlich kam wenigstens Graf Udo allein in die Residenz. Das Denkmal war schon soweit, daß es im Herbst aufgestellt werden konnte. Graf Udo brachte eine Abzahlung. Meister Althing bemerkte, wie selbst der vermählte Graf noch immer auf Helenen Eindruck zu machen suchte. Sie war zu schonen und hielt sich aufrecht halb an ihrer verlegen lächelnden Freundin Martha, halb an dem Bischen Natur, das sie um das Atelier ihres Vaters, dem dürftigen Birkenpark, herum genoß. Der Graf sah mit inniger Rührung auf sie. War er mit Ada glücklich? Sein Inneres durchforschte Niemand. Sein Aeußeres war etwas voller geworden. Der auf der Reise stehen gebliebene Bart stand in einem sonderbaren Gegensatz zu dem viel lichter gewordenen Haupthaar. Er war liebenswürdig gegen Jedermann und brachte Geschenke die Hülle und Fülle. Gegen deren Annahme konnte sich Niemand sträuben, da sein zarter Takt nur charakteristische Erzeugnisse Venedigs, Roms, Neapels gewählt hatte. Selbst Martha und sogar Blaumeißel, vollends der treue Vegetarianer, wurden bedacht. Letzterem wurde ein riesiger, eben bei einem Restaurateur gekaufter und gekochter Hummer verehrt, von dem aber der Graf behauptete, dachte Ottomar. Wenn die ersten Kartoffeln kommen! sagte die Generalin. Das Leid mit der Erkrankung seiner Schwester war überwunden. Endlich kam wenigstens Graf Udo allein in die Residenz. Das Denkmal war schon soweit, daß es im Herbst aufgestellt werden konnte. Graf Udo brachte eine Abzahlung. Meister Althing bemerkte, wie selbst der vermählte Graf noch immer auf Helenen Eindruck zu machen suchte. Sie war zu schonen und hielt sich aufrecht halb an ihrer verlegen lächelnden Freundin Martha, halb an dem Bischen Natur, das sie um das Atelier ihres Vaters, dem dürftigen Birkenpark, herum genoß. Der Graf sah mit inniger Rührung auf sie. War er mit Ada glücklich? Sein Inneres durchforschte Niemand. Sein Aeußeres war etwas voller geworden. Der auf der Reise stehen gebliebene Bart stand in einem sonderbaren Gegensatz zu dem viel lichter gewordenen Haupthaar. Er war liebenswürdig gegen Jedermann und brachte Geschenke die Hülle und Fülle. Gegen deren Annahme konnte sich Niemand sträuben, da sein zarter Takt nur charakteristische Erzeugnisse Venedigs, Roms, Neapels gewählt hatte. Selbst Martha und sogar Blaumeißel, vollends der treue Vegetarianer, wurden bedacht. Letzterem wurde ein riesiger, eben bei einem Restaurateur gekaufter und gekochter Hummer verehrt, von dem aber der Graf behauptete, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066" n="60"/> dachte Ottomar. Wenn die ersten Kartoffeln kommen! sagte die Generalin. Das Leid mit der Erkrankung seiner Schwester war überwunden. Endlich kam wenigstens Graf Udo allein in die Residenz. Das Denkmal war schon soweit, daß es im Herbst aufgestellt werden konnte. Graf Udo brachte eine Abzahlung. Meister Althing bemerkte, wie selbst der vermählte Graf noch immer auf Helenen Eindruck zu machen suchte. Sie war zu schonen und hielt sich aufrecht halb an ihrer verlegen lächelnden Freundin Martha, halb an dem Bischen Natur, das sie um das Atelier ihres Vaters, dem dürftigen Birkenpark, herum genoß. Der Graf sah mit inniger Rührung auf sie. War er mit Ada glücklich? Sein Inneres durchforschte Niemand. Sein Aeußeres war etwas voller geworden. Der auf der Reise stehen gebliebene Bart stand in einem sonderbaren Gegensatz zu dem viel lichter gewordenen Haupthaar. Er war liebenswürdig gegen Jedermann und brachte Geschenke die Hülle und Fülle. Gegen deren Annahme konnte sich Niemand sträuben, da sein zarter Takt nur charakteristische Erzeugnisse Venedigs, Roms, Neapels gewählt hatte. Selbst Martha und sogar Blaumeißel, vollends der treue Vegetarianer, wurden bedacht. Letzterem wurde ein riesiger, eben bei einem Restaurateur gekaufter und gekochter Hummer verehrt, von dem aber der Graf behauptete, </p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0066]
dachte Ottomar. Wenn die ersten Kartoffeln kommen! sagte die Generalin. Das Leid mit der Erkrankung seiner Schwester war überwunden. Endlich kam wenigstens Graf Udo allein in die Residenz. Das Denkmal war schon soweit, daß es im Herbst aufgestellt werden konnte. Graf Udo brachte eine Abzahlung. Meister Althing bemerkte, wie selbst der vermählte Graf noch immer auf Helenen Eindruck zu machen suchte. Sie war zu schonen und hielt sich aufrecht halb an ihrer verlegen lächelnden Freundin Martha, halb an dem Bischen Natur, das sie um das Atelier ihres Vaters, dem dürftigen Birkenpark, herum genoß. Der Graf sah mit inniger Rührung auf sie. War er mit Ada glücklich? Sein Inneres durchforschte Niemand. Sein Aeußeres war etwas voller geworden. Der auf der Reise stehen gebliebene Bart stand in einem sonderbaren Gegensatz zu dem viel lichter gewordenen Haupthaar. Er war liebenswürdig gegen Jedermann und brachte Geschenke die Hülle und Fülle. Gegen deren Annahme konnte sich Niemand sträuben, da sein zarter Takt nur charakteristische Erzeugnisse Venedigs, Roms, Neapels gewählt hatte. Selbst Martha und sogar Blaumeißel, vollends der treue Vegetarianer, wurden bedacht. Letzterem wurde ein riesiger, eben bei einem Restaurateur gekaufter und gekochter Hummer verehrt, von dem aber der Graf behauptete,
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/66>, abgerufen am 23.07.2024. |