Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.war nach Zahlung der großen Summe, die Edwina bei Justizrath Luzius deponirte. Der Alte nahm ihn freundlich auf, plauderte wieder und - Graf Wilhelm trat ihm wieder wie Sokrates entgegen, belehrend, zum Guten leitend, Schach mit seiner Tochter spielend, diese ihn zerstreuend. Die Stellung bei Luzius hatte Ottomar aufgegeben. Er arbeitete beim Gericht. Ueber die Anwendung dieser 30,000 Thaler vermochte er noch Nichts in Erfahrung zu bringen. Der Frühling nahte sich mit allen seinen Reizen, der Himmel blieb blau, die Sonne verbarg sich nur hinter schnellvorüberziehenden Wolken, deren Erguß die Fluren tränkte und erfrischte. Da war die Grille der jungen Gräfin Treuenfels erklärlich, daß sie, etwa im Monat April von Nizza zurückgekehrt, schon mit den Veilchen, den Schneeglöckchen in Hochlinden sich befreunden und die Residenz gar nicht wiedersehen wollte. Die Mutter war darüber außer sich. Ottomar, der sich beim Verein, wo die gemeine Anschwärzung des Assessors Rabe keinen Anklang gefunden hatte, jetzt durch Dieterici vertreten ließ, erfuhr darüber, so oft er in Gesellschaften der Generalin begegnete, die Ausbrüche des seltsamsten Erstaunens. Wo doch die Landsaison für den Adel erst im Juni anfängt! rief die erzürnte starkwillige Frau. Wenn die Rosen blühen! war nach Zahlung der großen Summe, die Edwina bei Justizrath Luzius deponirte. Der Alte nahm ihn freundlich auf, plauderte wieder und – Graf Wilhelm trat ihm wieder wie Sokrates entgegen, belehrend, zum Guten leitend, Schach mit seiner Tochter spielend, diese ihn zerstreuend. Die Stellung bei Luzius hatte Ottomar aufgegeben. Er arbeitete beim Gericht. Ueber die Anwendung dieser 30,000 Thaler vermochte er noch Nichts in Erfahrung zu bringen. Der Frühling nahte sich mit allen seinen Reizen, der Himmel blieb blau, die Sonne verbarg sich nur hinter schnellvorüberziehenden Wolken, deren Erguß die Fluren tränkte und erfrischte. Da war die Grille der jungen Gräfin Treuenfels erklärlich, daß sie, etwa im Monat April von Nizza zurückgekehrt, schon mit den Veilchen, den Schneeglöckchen in Hochlinden sich befreunden und die Residenz gar nicht wiedersehen wollte. Die Mutter war darüber außer sich. Ottomar, der sich beim Verein, wo die gemeine Anschwärzung des Assessors Rabe keinen Anklang gefunden hatte, jetzt durch Dieterici vertreten ließ, erfuhr darüber, so oft er in Gesellschaften der Generalin begegnete, die Ausbrüche des seltsamsten Erstaunens. Wo doch die Landsaison für den Adel erst im Juni anfängt! rief die erzürnte starkwillige Frau. Wenn die Rosen blühen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="59"/> war nach Zahlung der großen Summe, die Edwina bei Justizrath Luzius deponirte. Der Alte nahm ihn freundlich auf, plauderte wieder und – Graf Wilhelm trat ihm wieder wie Sokrates entgegen, belehrend, zum Guten leitend, Schach mit seiner Tochter spielend, diese ihn zerstreuend. Die Stellung bei Luzius hatte Ottomar aufgegeben. Er arbeitete beim Gericht. Ueber die Anwendung dieser 30,000 Thaler vermochte er noch Nichts in Erfahrung zu bringen.</p> <p>Der Frühling nahte sich mit allen seinen Reizen, der Himmel blieb blau, die Sonne verbarg sich nur hinter schnellvorüberziehenden Wolken, deren Erguß die Fluren tränkte und erfrischte.</p> <p>Da war die Grille der jungen Gräfin Treuenfels erklärlich, daß sie, etwa im Monat April von Nizza zurückgekehrt, schon mit den Veilchen, den Schneeglöckchen in Hochlinden sich befreunden und die Residenz gar nicht wiedersehen wollte. Die Mutter war darüber außer sich. Ottomar, der sich beim Verein, wo die gemeine Anschwärzung des Assessors Rabe keinen Anklang gefunden hatte, jetzt durch Dieterici vertreten ließ, erfuhr darüber, so oft er in Gesellschaften der Generalin begegnete, die Ausbrüche des seltsamsten Erstaunens. Wo doch die Landsaison für den Adel erst im Juni anfängt! rief die erzürnte starkwillige Frau. Wenn die Rosen blühen! </p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0065]
war nach Zahlung der großen Summe, die Edwina bei Justizrath Luzius deponirte. Der Alte nahm ihn freundlich auf, plauderte wieder und – Graf Wilhelm trat ihm wieder wie Sokrates entgegen, belehrend, zum Guten leitend, Schach mit seiner Tochter spielend, diese ihn zerstreuend. Die Stellung bei Luzius hatte Ottomar aufgegeben. Er arbeitete beim Gericht. Ueber die Anwendung dieser 30,000 Thaler vermochte er noch Nichts in Erfahrung zu bringen.
Der Frühling nahte sich mit allen seinen Reizen, der Himmel blieb blau, die Sonne verbarg sich nur hinter schnellvorüberziehenden Wolken, deren Erguß die Fluren tränkte und erfrischte.
Da war die Grille der jungen Gräfin Treuenfels erklärlich, daß sie, etwa im Monat April von Nizza zurückgekehrt, schon mit den Veilchen, den Schneeglöckchen in Hochlinden sich befreunden und die Residenz gar nicht wiedersehen wollte. Die Mutter war darüber außer sich. Ottomar, der sich beim Verein, wo die gemeine Anschwärzung des Assessors Rabe keinen Anklang gefunden hatte, jetzt durch Dieterici vertreten ließ, erfuhr darüber, so oft er in Gesellschaften der Generalin begegnete, die Ausbrüche des seltsamsten Erstaunens. Wo doch die Landsaison für den Adel erst im Juni anfängt! rief die erzürnte starkwillige Frau. Wenn die Rosen blühen!
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