Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

zuraffen, sich in einen mächtigen Shawl zu hüllen, eine Brillantnadel in's Haar zu stecken und die Gräfin Excellenz, die Manche auch wohl Durchlaucht nannten, oben im kalten Salon zu empfangen.

Dora kam zurück. Hast Du gestern mit Harry wegen des Testaments gesprochen? fragte sie in der That.

Kein Wort! sagte die Kranke mit zitternder Kinnlade.

Da ist Harry mit Justizrath Luzius - auch mit zwei Zeugen - Pastor Siegfried der eine - der andere Herr Dieterici - Du hättest gestern Ja! gesagt: Antrag auf Scheidung und Testament -

Jesus! Jesus! schrie die Commerzienräthin und erhob sich, geradezu als sollte sie scheintodt begraben werden. Wo ist - denn Wolny -? Es sollte ja nur - wenn Martha offen gestand -

Was soll jetzt Wolny? entgegnete die Schwester.

Mein Mann -! Mein Mann! Mein lieber Mann! schrie die ewig schwankende, unentschlossene, nach jeder Richtung hin nachgiebige Frau, die nur Eines nicht mochte, das Unbehagen und das Unbehaglichste - den Tod!

Wolny ist ausgefahren! antwortete Dora.

Der Martha nach! Er begab sich in ihre eigne Wohnung! sagte schon Harry, der in's Nebenzimmer getreten.

zuraffen, sich in einen mächtigen Shawl zu hüllen, eine Brillantnadel in’s Haar zu stecken und die Gräfin Excellenz, die Manche auch wohl Durchlaucht nannten, oben im kalten Salon zu empfangen.

Dora kam zurück. Hast Du gestern mit Harry wegen des Testaments gesprochen? fragte sie in der That.

Kein Wort! sagte die Kranke mit zitternder Kinnlade.

Da ist Harry mit Justizrath Luzius – auch mit zwei Zeugen – Pastor Siegfried der eine – der andere Herr Dieterici – Du hättest gestern Ja! gesagt: Antrag auf Scheidung und Testament –

Jesus! Jesus! schrie die Commerzienräthin und erhob sich, geradezu als sollte sie scheintodt begraben werden. Wo ist – denn Wolny –? Es sollte ja nur – wenn Martha offen gestand –

Was soll jetzt Wolny? entgegnete die Schwester.

Mein Mann –! Mein Mann! Mein lieber Mann! schrie die ewig schwankende, unentschlossene, nach jeder Richtung hin nachgiebige Frau, die nur Eines nicht mochte, das Unbehagen und das Unbehaglichste – den Tod!

Wolny ist ausgefahren! antwortete Dora.

Der Martha nach! Er begab sich in ihre eigne Wohnung! sagte schon Harry, der in’s Nebenzimmer getreten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="34"/>
zuraffen, sich in einen mächtigen Shawl zu hüllen, eine Brillantnadel in&#x2019;s Haar zu stecken und die Gräfin Excellenz, die Manche auch wohl Durchlaucht nannten, oben im kalten Salon zu empfangen.</p>
        <p>Dora kam zurück. Hast Du gestern mit Harry wegen des Testaments gesprochen? fragte sie in der That. </p>
        <p>Kein Wort! sagte die Kranke mit zitternder Kinnlade.</p>
        <p>Da ist Harry mit Justizrath Luzius &#x2013; auch mit zwei Zeugen &#x2013; Pastor Siegfried der eine &#x2013; der andere Herr Dieterici &#x2013; Du hättest gestern Ja! gesagt: Antrag  auf Scheidung und Testament &#x2013;</p>
        <p>Jesus! Jesus! schrie die Commerzienräthin und erhob sich, geradezu <ref xml:id="TEXTalssollteBISwerden" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLalssollteBISwerden">als sollte sie scheintodt begraben werden</ref>. Wo ist &#x2013; denn Wolny &#x2013;? Es sollte ja nur &#x2013; wenn Martha offen gestand &#x2013;</p>
        <p>Was soll jetzt Wolny? entgegnete die Schwester.</p>
        <p>Mein Mann &#x2013;! Mein Mann! Mein lieber Mann! schrie die ewig schwankende, unentschlossene, nach jeder Richtung hin nachgiebige Frau, die nur Eines nicht mochte, das Unbehagen und das Unbehaglichste &#x2013; den Tod!</p>
        <p>Wolny ist ausgefahren! antwortete Dora.</p>
        <p>Der Martha nach! Er begab sich in ihre eigne Wohnung! sagte schon Harry, der in&#x2019;s Nebenzimmer getreten.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0040] zuraffen, sich in einen mächtigen Shawl zu hüllen, eine Brillantnadel in’s Haar zu stecken und die Gräfin Excellenz, die Manche auch wohl Durchlaucht nannten, oben im kalten Salon zu empfangen. Dora kam zurück. Hast Du gestern mit Harry wegen des Testaments gesprochen? fragte sie in der That. Kein Wort! sagte die Kranke mit zitternder Kinnlade. Da ist Harry mit Justizrath Luzius – auch mit zwei Zeugen – Pastor Siegfried der eine – der andere Herr Dieterici – Du hättest gestern Ja! gesagt: Antrag auf Scheidung und Testament – Jesus! Jesus! schrie die Commerzienräthin und erhob sich, geradezu als sollte sie scheintodt begraben werden. Wo ist – denn Wolny –? Es sollte ja nur – wenn Martha offen gestand – Was soll jetzt Wolny? entgegnete die Schwester. Mein Mann –! Mein Mann! Mein lieber Mann! schrie die ewig schwankende, unentschlossene, nach jeder Richtung hin nachgiebige Frau, die nur Eines nicht mochte, das Unbehagen und das Unbehaglichste – den Tod! Wolny ist ausgefahren! antwortete Dora. Der Martha nach! Er begab sich in ihre eigne Wohnung! sagte schon Harry, der in’s Nebenzimmer getreten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/40
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/40>, abgerufen am 21.11.2024.