Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Monadengruppe ganz zu Boden, so daß sie kaum wieder aufzustehen vermöchte! Forbecks Lage kannte man aus Hülferufen, die hierher gedrungen waren, aus den Briefen der Mutter. Martha hatte schon vor ihrer Abreise einen Blick in die bewegte Gegenwart ihres weltstürmerischen Bruders geworfen, soweit sich diese nicht alle Monate änderte. Sie war glücklich, wenn die "Postbötin" die Briefe im wohlverschlossenen Korbe von Weilheim brachte, Jeder einen oder mehrere für sich hervorlangte und für sie keiner vorhanden war. Denn wer anders als ihr Bruder hätte an sie schreiben können! Und von diesem konnten nur Phrasen, Rodomontaden, Zumuthungen kommen. Die Schriftzüge, die theuren, die sie am liebsten gesehen hätte, Wolnys ihr so bekannte Handschrift, wollten sich für sie nicht einstellen. Es war an einem wunderschönen Herbsttage, wo sich wieder einmal recht herausstellte, daß sich die Partieen nicht immer beisammen erhielten. Bald hatte der Eine diese, der Andere jene Abhaltung, hatte nicht Lust, alles Gemeinschaftliche, die Ausflüge, die Besuche bei Nachbarn, auch im Städtchen Weilheim bei den Ortshonoratioren, mitzumachen. Auch Adas oder Udos Capricen fingen an, auf diese oder jene Unternehmung, auf Beiwohnen bei einem Kohlenbrande oder einer Holzfällung und damit verbundener Loslassung einer Schleuse, zu bestehen, und Monadengruppe ganz zu Boden, so daß sie kaum wieder aufzustehen vermöchte! Forbecks Lage kannte man aus Hülferufen, die hierher gedrungen waren, aus den Briefen der Mutter. Martha hatte schon vor ihrer Abreise einen Blick in die bewegte Gegenwart ihres weltstürmerischen Bruders geworfen, soweit sich diese nicht alle Monate änderte. Sie war glücklich, wenn die „Postbötin“ die Briefe im wohlverschlossenen Korbe von Weilheim brachte, Jeder einen oder mehrere für sich hervorlangte und für sie keiner vorhanden war. Denn wer anders als ihr Bruder hätte an sie schreiben können! Und von diesem konnten nur Phrasen, Rodomontaden, Zumuthungen kommen. Die Schriftzüge, die theuren, die sie am liebsten gesehen hätte, Wolnys ihr so bekannte Handschrift, wollten sich für sie nicht einstellen. Es war an einem wunderschönen Herbsttage, wo sich wieder einmal recht herausstellte, daß sich die Partieen nicht immer beisammen erhielten. Bald hatte der Eine diese, der Andere jene Abhaltung, hatte nicht Lust, alles Gemeinschaftliche, die Ausflüge, die Besuche bei Nachbarn, auch im Städtchen Weilheim bei den Ortshonoratioren, mitzumachen. Auch Adas oder Udos Capricen fingen an, auf diese oder jene Unternehmung, auf Beiwohnen bei einem Kohlenbrande oder einer Holzfällung und damit verbundener Loslassung einer Schleuse, zu bestehen, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0293" n="287"/> Monadengruppe ganz zu Boden, so daß sie kaum wieder aufzustehen vermöchte! Forbecks Lage kannte man aus Hülferufen, die hierher gedrungen waren, aus den Briefen der Mutter. Martha hatte schon vor ihrer Abreise einen Blick in die bewegte Gegenwart ihres weltstürmerischen Bruders geworfen, soweit sich diese nicht alle Monate änderte. Sie war glücklich, wenn die „Postbötin“ die Briefe im wohlverschlossenen Korbe von Weilheim brachte, Jeder einen oder mehrere für sich hervorlangte und für sie keiner vorhanden war. Denn wer anders als ihr Bruder hätte an sie schreiben können! Und von diesem konnten nur Phrasen, <ref xml:id="TEXTRotomontaden" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLRotomontaden">Rodomontaden</ref>, Zumuthungen kommen. Die Schriftzüge, die theuren, die sie am liebsten gesehen hätte, Wolnys ihr so bekannte Handschrift, wollten sich für sie nicht einstellen.</p> <p>Es war an einem wunderschönen Herbsttage, wo sich wieder einmal recht herausstellte, daß sich die Partieen nicht immer beisammen erhielten. Bald hatte der Eine diese, der Andere jene Abhaltung, hatte nicht Lust, alles Gemeinschaftliche, die Ausflüge, die Besuche bei Nachbarn, auch im Städtchen Weilheim bei den Ortshonoratioren, mitzumachen. Auch Adas oder Udos Capricen fingen an, auf diese oder jene Unternehmung, auf <ref xml:id="TEXTBeiwohnenBISSchleuse" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLBeiwohnenBISSchleuse">Beiwohnen bei einem Kohlenbrande oder einer Holzfällung und damit verbundener Loslassung einer Schleuse</ref>, zu bestehen, und </p> </div> </body> </text> </TEI> [287/0293]
Monadengruppe ganz zu Boden, so daß sie kaum wieder aufzustehen vermöchte! Forbecks Lage kannte man aus Hülferufen, die hierher gedrungen waren, aus den Briefen der Mutter. Martha hatte schon vor ihrer Abreise einen Blick in die bewegte Gegenwart ihres weltstürmerischen Bruders geworfen, soweit sich diese nicht alle Monate änderte. Sie war glücklich, wenn die „Postbötin“ die Briefe im wohlverschlossenen Korbe von Weilheim brachte, Jeder einen oder mehrere für sich hervorlangte und für sie keiner vorhanden war. Denn wer anders als ihr Bruder hätte an sie schreiben können! Und von diesem konnten nur Phrasen, Rodomontaden, Zumuthungen kommen. Die Schriftzüge, die theuren, die sie am liebsten gesehen hätte, Wolnys ihr so bekannte Handschrift, wollten sich für sie nicht einstellen.
Es war an einem wunderschönen Herbsttage, wo sich wieder einmal recht herausstellte, daß sich die Partieen nicht immer beisammen erhielten. Bald hatte der Eine diese, der Andere jene Abhaltung, hatte nicht Lust, alles Gemeinschaftliche, die Ausflüge, die Besuche bei Nachbarn, auch im Städtchen Weilheim bei den Ortshonoratioren, mitzumachen. Auch Adas oder Udos Capricen fingen an, auf diese oder jene Unternehmung, auf Beiwohnen bei einem Kohlenbrande oder einer Holzfällung und damit verbundener Loslassung einer Schleuse, zu bestehen, und
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/293>, abgerufen am 23.07.2024. |