Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Herr Capitän - Sie vergrübeln sich zu sehr über - diese Sache! sagte Luzius. Nein! Nein! Hier muß gehandelt werden! lehnte Holl jede Aufforderung, die Sache leicht zu nehmen, ab. Sie wünschen also, ich soll dem Verhältnisse nachspüren? Etwa in alten Regierungsblättern nachschlagen? Es hieße dies wirklich mit meiner kostbaren Zeit - Luzius stockte, eine Unwahrheit auszusprechen; denn wenn Jean Vogler einmal sein oft vorkommendes Mal de chat, Kopfschmerzen, hatte und ihm Raschke einen sauern Hering holen mußte, so war diesem eine mechanische Arbeit ganz willkommen. Herr Justizrath, sagte Holl in fast leidenschaftlich bewegtem, aber nicht im Mindesten mißtrauenden Tone, es ist eine Proceßsache, die ich Ihnen übergebe, wenn Sie anders Zeit dazu haben! Der Fürst bittet Sie um die Uebernahme. Ich werde nicht verlangen, daß Sie jenen verschollenen - Wohlthäter - Gott, unterbrach sich Holl, ich habe ihn seit Jahren verehrt! In Sturm und Ungewitter, vom Scheitern der "glücklichen Mary" an bis zum Donner unsrer Breitseiten im Bundeskriege habe ich seiner gedacht! Mit Gedanken der Liebe und Sehnsucht, der Hoffnung, ihn noch einmal im Leben wiedersehen zu können -! Herr Capitän – Sie vergrübeln sich zu sehr über – diese Sache! sagte Luzius. Nein! Nein! Hier muß gehandelt werden! lehnte Holl jede Aufforderung, die Sache leicht zu nehmen, ab. Sie wünschen also, ich soll dem Verhältnisse nachspüren? Etwa in alten Regierungsblättern nachschlagen? Es hieße dies wirklich mit meiner kostbaren Zeit – Luzius stockte, eine Unwahrheit auszusprechen; denn wenn Jean Vogler einmal sein oft vorkommendes Mal de chat, Kopfschmerzen, hatte und ihm Raschke einen sauern Hering holen mußte, so war diesem eine mechanische Arbeit ganz willkommen. Herr Justizrath, sagte Holl in fast leidenschaftlich bewegtem, aber nicht im Mindesten mißtrauenden Tone, es ist eine Proceßsache, die ich Ihnen übergebe, wenn Sie anders Zeit dazu haben! Der Fürst bittet Sie um die Uebernahme. Ich werde nicht verlangen, daß Sie jenen verschollenen – Wohlthäter – Gott, unterbrach sich Holl, ich habe ihn seit Jahren verehrt! In Sturm und Ungewitter, vom Scheitern der „glücklichen Mary“ an bis zum Donner unsrer Breitseiten im Bundeskriege habe ich seiner gedacht! Mit Gedanken der Liebe und Sehnsucht, der Hoffnung, ihn noch einmal im Leben wiedersehen zu können –! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0269" n="263"/> <p> Herr Capitän – Sie vergrübeln sich zu sehr über – diese Sache! sagte Luzius.</p> <p>Nein! Nein! Hier muß gehandelt werden! lehnte Holl jede Aufforderung, die Sache leicht zu nehmen, ab.</p> <p>Sie wünschen also, ich soll dem Verhältnisse nachspüren? Etwa in alten Regierungsblättern nachschlagen? Es hieße dies wirklich mit meiner kostbaren Zeit –</p> <p>Luzius stockte, eine Unwahrheit auszusprechen; denn wenn Jean Vogler einmal sein oft vorkommendes <hi rendition="#aq">Mal de chat</hi>, Kopfschmerzen, hatte und ihm Raschke einen sauern Hering holen mußte, so war diesem eine mechanische Arbeit ganz willkommen.</p> <p>Herr Justizrath, sagte Holl in fast leidenschaftlich bewegtem, aber nicht im Mindesten mißtrauenden Tone, es ist eine Proceßsache, die ich Ihnen übergebe, wenn Sie anders Zeit dazu haben! Der Fürst bittet Sie um die Uebernahme. Ich werde nicht verlangen, daß Sie jenen verschollenen – Wohlthäter – Gott, unterbrach sich Holl, ich habe ihn seit Jahren verehrt! In Sturm und Ungewitter, vom Scheitern der „glücklichen Mary“ an bis zum Donner unsrer Breitseiten im Bundeskriege habe ich seiner gedacht! Mit Gedanken der Liebe und Sehnsucht, der Hoffnung, ihn noch einmal im Leben wiedersehen zu können –!</p> </div> </body> </text> </TEI> [263/0269]
Herr Capitän – Sie vergrübeln sich zu sehr über – diese Sache! sagte Luzius.
Nein! Nein! Hier muß gehandelt werden! lehnte Holl jede Aufforderung, die Sache leicht zu nehmen, ab.
Sie wünschen also, ich soll dem Verhältnisse nachspüren? Etwa in alten Regierungsblättern nachschlagen? Es hieße dies wirklich mit meiner kostbaren Zeit –
Luzius stockte, eine Unwahrheit auszusprechen; denn wenn Jean Vogler einmal sein oft vorkommendes Mal de chat, Kopfschmerzen, hatte und ihm Raschke einen sauern Hering holen mußte, so war diesem eine mechanische Arbeit ganz willkommen.
Herr Justizrath, sagte Holl in fast leidenschaftlich bewegtem, aber nicht im Mindesten mißtrauenden Tone, es ist eine Proceßsache, die ich Ihnen übergebe, wenn Sie anders Zeit dazu haben! Der Fürst bittet Sie um die Uebernahme. Ich werde nicht verlangen, daß Sie jenen verschollenen – Wohlthäter – Gott, unterbrach sich Holl, ich habe ihn seit Jahren verehrt! In Sturm und Ungewitter, vom Scheitern der „glücklichen Mary“ an bis zum Donner unsrer Breitseiten im Bundeskriege habe ich seiner gedacht! Mit Gedanken der Liebe und Sehnsucht, der Hoffnung, ihn noch einmal im Leben wiedersehen zu können –!
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