Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Wiederherstellung meiner Ehre, meiner Ruhe für's Leben liegen! Haben Sie denn den Steckbrief schon gefunden? fragte der Justizrath nach einer langen Pause. Das ist's eben, Herr Luzius, um was ich Sie habe bitten wollen! Herr Ottomar Althing, der mir hierin gewiß mit Freuden gedient haben würde, ist plötzlich mit einem Fräulein Martha Ehlerdt nach einem Gute des Grafen Treuenfels verreist. Sonst würde ich Sie mit meiner Bitte nicht belästigt haben. Martha Ehlerdt -? fragte der Justizrath zerstreut. Ich bin, berichtete Holl, bei den lieben Menschen, den Althings, draußen, aufgenommen wie ein Kind des Hauses. Habe dort auch diese Dame, die von meinem Freunde Wolny hochverehrt wird, kennen gelernt! Es ist ein herrlicher Kreis von Menschen! Bildung und Güte liegt in jedem Worte, das dort gesprochen wird, (die Tochter kenne ich noch nicht) und solchen und andern Menschen soll ich zu meiner Rechtfertigung nichts andres haben, als meine eigene Versicherung, daß der Verdacht falsch gewesen? Meinen Protest kann ich durch Nichts beweisen. Die nähern Umstände, meine jähe Flucht aus dem Elternhause, die ich nie verschwiegen habe, machen mich ja verdächtig. Wiederherstellung meiner Ehre, meiner Ruhe für’s Leben liegen! Haben Sie denn den Steckbrief schon gefunden? fragte der Justizrath nach einer langen Pause. Das ist’s eben, Herr Luzius, um was ich Sie habe bitten wollen! Herr Ottomar Althing, der mir hierin gewiß mit Freuden gedient haben würde, ist plötzlich mit einem Fräulein Martha Ehlerdt nach einem Gute des Grafen Treuenfels verreist. Sonst würde ich Sie mit meiner Bitte nicht belästigt haben. Martha Ehlerdt –? fragte der Justizrath zerstreut. Ich bin, berichtete Holl, bei den lieben Menschen, den Althings, draußen, aufgenommen wie ein Kind des Hauses. Habe dort auch diese Dame, die von meinem Freunde Wolny hochverehrt wird, kennen gelernt! Es ist ein herrlicher Kreis von Menschen! Bildung und Güte liegt in jedem Worte, das dort gesprochen wird, (die Tochter kenne ich noch nicht) und solchen und andern Menschen soll ich zu meiner Rechtfertigung nichts andres haben, als meine eigene Versicherung, daß der Verdacht falsch gewesen? Meinen Protest kann ich durch Nichts beweisen. Die nähern Umstände, meine jähe Flucht aus dem Elternhause, die ich nie verschwiegen habe, machen mich ja verdächtig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0268" n="262"/> Wiederherstellung meiner Ehre, meiner Ruhe für’s Leben liegen!</p> <p>Haben Sie denn den Steckbrief schon gefunden? fragte der Justizrath nach einer langen Pause.</p> <p>Das ist’s eben, Herr Luzius, um was ich Sie habe bitten wollen! Herr Ottomar Althing, der mir hierin gewiß mit Freuden gedient haben würde, ist plötzlich mit einem Fräulein Martha Ehlerdt nach einem Gute des Grafen Treuenfels verreist. Sonst würde ich Sie mit meiner Bitte nicht belästigt haben.</p> <p>Martha Ehlerdt –? fragte der Justizrath zerstreut.</p> <p>Ich bin, berichtete Holl, bei den lieben Menschen, den Althings, draußen, aufgenommen wie ein Kind des Hauses. Habe dort auch diese Dame, die von meinem Freunde Wolny hochverehrt wird, kennen gelernt! Es ist ein herrlicher Kreis von Menschen! Bildung und Güte liegt in jedem Worte, das dort gesprochen wird, (die Tochter kenne ich noch nicht) und solchen und andern Menschen soll ich zu meiner Rechtfertigung nichts andres haben, als meine eigene Versicherung, daß der Verdacht falsch gewesen? Meinen Protest kann ich durch Nichts beweisen. Die nähern Umstände, meine jähe Flucht aus dem Elternhause, die ich nie verschwiegen habe, machen mich ja verdächtig.</p> </div> </body> </text> </TEI> [262/0268]
Wiederherstellung meiner Ehre, meiner Ruhe für’s Leben liegen!
Haben Sie denn den Steckbrief schon gefunden? fragte der Justizrath nach einer langen Pause.
Das ist’s eben, Herr Luzius, um was ich Sie habe bitten wollen! Herr Ottomar Althing, der mir hierin gewiß mit Freuden gedient haben würde, ist plötzlich mit einem Fräulein Martha Ehlerdt nach einem Gute des Grafen Treuenfels verreist. Sonst würde ich Sie mit meiner Bitte nicht belästigt haben.
Martha Ehlerdt –? fragte der Justizrath zerstreut.
Ich bin, berichtete Holl, bei den lieben Menschen, den Althings, draußen, aufgenommen wie ein Kind des Hauses. Habe dort auch diese Dame, die von meinem Freunde Wolny hochverehrt wird, kennen gelernt! Es ist ein herrlicher Kreis von Menschen! Bildung und Güte liegt in jedem Worte, das dort gesprochen wird, (die Tochter kenne ich noch nicht) und solchen und andern Menschen soll ich zu meiner Rechtfertigung nichts andres haben, als meine eigene Versicherung, daß der Verdacht falsch gewesen? Meinen Protest kann ich durch Nichts beweisen. Die nähern Umstände, meine jähe Flucht aus dem Elternhause, die ich nie verschwiegen habe, machen mich ja verdächtig.
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