Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.wollte. Was geht das Ew. Durchlaucht an? sagte sie kurzweg. Was haben Sie darnach zu fragen? Ich habe denn doch Rechte der Freundschaft auf Sie! Rücksichten der Artigkeit! wallte der Fürst auf. Die Sie zur unrechten Stunde geltend machen! Zanken Sie nur zu, fuhr sie fort, indem sie sich mit Auswahl eines Fächers aus einem Toilettenkästchen beschäftigte: ich habe es ganz gern, wenn Sie einmal Schneide zeigen! Haha! Edwina! rief der Fürst seufzend, schmachtend und verzweifelnd. Diese aber, solche Vertraulichkeit, die sie schon zu oft geduldet hatte, - die Ugarti hatte ihr das gesagt - das bloße Nennen Edwina! sich verbittend, rief ein strafendes und sofort verstandenes Durchlaucht! Dennoch hatte sie sich auf den Divan gelegt. Die Spitze des kleinen Fußes im zierlichen Hackenschuh blickte unter der Schleppe hervor. Ihre Blicke waren eine Aufforderung, ihre Anmuth zu bewundern. Der Fürst setzte sich ihr zu Füßen. Der Stern, den er regelmäßig auf einem seiner mehreren Fracks, mit denen er in die Salons der Brennicke trat, blinken hatte, hob sich ihm fast an den Hals empor, so zaghaft und ungeregelt waren seine Bewegungen. Wer fordert Sie denn auf, sich zu setzen? sagte übermüthig boshaft Edwina und suchte hinter ihrem wollte. Was geht das Ew. Durchlaucht an? sagte sie kurzweg. Was haben Sie darnach zu fragen? Ich habe denn doch Rechte der Freundschaft auf Sie! Rücksichten der Artigkeit! wallte der Fürst auf. Die Sie zur unrechten Stunde geltend machen! Zanken Sie nur zu, fuhr sie fort, indem sie sich mit Auswahl eines Fächers aus einem Toilettenkästchen beschäftigte: ich habe es ganz gern, wenn Sie einmal Schneide zeigen! Haha! Edwina! rief der Fürst seufzend, schmachtend und verzweifelnd. Diese aber, solche Vertraulichkeit, die sie schon zu oft geduldet hatte, – die Ugarti hatte ihr das gesagt – das bloße Nennen Edwina! sich verbittend, rief ein strafendes und sofort verstandenes Durchlaucht! Dennoch hatte sie sich auf den Divan gelegt. Die Spitze des kleinen Fußes im zierlichen Hackenschuh blickte unter der Schleppe hervor. Ihre Blicke waren eine Aufforderung, ihre Anmuth zu bewundern. Der Fürst setzte sich ihr zu Füßen. Der Stern, den er regelmäßig auf einem seiner mehreren Fracks, mit denen er in die Salons der Brennicke trat, blinken hatte, hob sich ihm fast an den Hals empor, so zaghaft und ungeregelt waren seine Bewegungen. Wer fordert Sie denn auf, sich zu setzen? sagte übermüthig boshaft Edwina und suchte hinter ihrem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0242" n="236"/> wollte. Was geht das Ew. Durchlaucht an? sagte sie kurzweg. Was haben Sie darnach zu fragen?</p> <p>Ich habe denn doch Rechte der Freundschaft auf Sie! Rücksichten der Artigkeit! wallte der Fürst auf.</p> <p>Die Sie zur unrechten Stunde geltend machen! Zanken Sie nur zu, fuhr sie fort, indem sie sich mit Auswahl eines Fächers aus einem Toilettenkästchen beschäftigte: ich habe es ganz gern, wenn Sie einmal Schneide zeigen! Haha!</p> <p>Edwina! rief der Fürst seufzend, schmachtend und verzweifelnd.</p> <p>Diese aber, solche Vertraulichkeit, die sie schon zu oft geduldet hatte, – die Ugarti hatte ihr das gesagt – das bloße Nennen Edwina! sich verbittend, rief ein strafendes und sofort verstandenes Durchlaucht!</p> <p>Dennoch hatte sie sich auf den Divan gelegt. Die Spitze des kleinen Fußes im zierlichen Hackenschuh blickte unter der Schleppe hervor. Ihre Blicke waren eine Aufforderung, ihre Anmuth zu bewundern. Der Fürst setzte sich ihr zu Füßen. Der Stern, den er regelmäßig auf einem seiner mehreren Fracks, mit denen er in die Salons der Brennicke trat, blinken hatte, hob sich ihm fast an den Hals empor, so zaghaft und ungeregelt waren seine Bewegungen.</p> <p>Wer fordert Sie denn auf, sich zu setzen? sagte übermüthig boshaft Edwina und suchte hinter ihrem </p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0242]
wollte. Was geht das Ew. Durchlaucht an? sagte sie kurzweg. Was haben Sie darnach zu fragen?
Ich habe denn doch Rechte der Freundschaft auf Sie! Rücksichten der Artigkeit! wallte der Fürst auf.
Die Sie zur unrechten Stunde geltend machen! Zanken Sie nur zu, fuhr sie fort, indem sie sich mit Auswahl eines Fächers aus einem Toilettenkästchen beschäftigte: ich habe es ganz gern, wenn Sie einmal Schneide zeigen! Haha!
Edwina! rief der Fürst seufzend, schmachtend und verzweifelnd.
Diese aber, solche Vertraulichkeit, die sie schon zu oft geduldet hatte, – die Ugarti hatte ihr das gesagt – das bloße Nennen Edwina! sich verbittend, rief ein strafendes und sofort verstandenes Durchlaucht!
Dennoch hatte sie sich auf den Divan gelegt. Die Spitze des kleinen Fußes im zierlichen Hackenschuh blickte unter der Schleppe hervor. Ihre Blicke waren eine Aufforderung, ihre Anmuth zu bewundern. Der Fürst setzte sich ihr zu Füßen. Der Stern, den er regelmäßig auf einem seiner mehreren Fracks, mit denen er in die Salons der Brennicke trat, blinken hatte, hob sich ihm fast an den Hals empor, so zaghaft und ungeregelt waren seine Bewegungen.
Wer fordert Sie denn auf, sich zu setzen? sagte übermüthig boshaft Edwina und suchte hinter ihrem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/242 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/242>, abgerufen am 16.02.2025. |