Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.die Schonung meines Sohnes und seines schlechten Rathgebers, des Barons Forbeck, gedacht hast, sondern zunächst wohl nur an das Opfer seiner Verführung, den jungen - sie stockte sogar Marthas Namen zu nennen - Ehlerdt kam endlich mühsam über ihre bleichen Lippen. Laß doch das alles! überwand Wolny seinen aufwallenden Unmuth. Ich ließ Dir ja den Schlüssel übergeben! Untersuche selbst, was Du gefunden hast. Ich bitte Dich darum! Du willst, höre ich, nach Italien reisen. Dahin soll uns manches der Hefte, die ich darin liegen habe, aus meiner alten Studienzeit begleiten -! Begleiten? nahm die Kranke seine Rede auf. Nein, nein, ich reise allein, will Dich aber - ja, lieber Wolny, ich will Dich beglückt zurücklassen! Beglückt? Wodurch? fragte Wolny, der wieder den Scheidungsplan herankommen sah. Ich gehe nach Italien, wenn ich noch die Kraft habe und finde wohl in Mentone oder San Remo mein Grab! Eine Scheidung macht Dich frei. Martha wird die Deinige werden. Die für eine Scheidung von den Gerichten verlangten gemeinen, unsittlichen Motive muß man leider zu finden suchen! So handelte also Dein Sohn in Deinem Auftrage? rief Wolny aus. Fräulein Dora, haben etwa Sie das alles ausgeheckt? Unterstützt? Oder ist es Harry allein die Schonung meines Sohnes und seines schlechten Rathgebers, des Barons Forbeck, gedacht hast, sondern zunächst wohl nur an das Opfer seiner Verführung, den jungen – sie stockte sogar Marthas Namen zu nennen – Ehlerdt kam endlich mühsam über ihre bleichen Lippen. Laß doch das alles! überwand Wolny seinen aufwallenden Unmuth. Ich ließ Dir ja den Schlüssel übergeben! Untersuche selbst, was Du gefunden hast. Ich bitte Dich darum! Du willst, höre ich, nach Italien reisen. Dahin soll uns manches der Hefte, die ich darin liegen habe, aus meiner alten Studienzeit begleiten –! Begleiten? nahm die Kranke seine Rede auf. Nein, nein, ich reise allein, will Dich aber – ja, lieber Wolny, ich will Dich beglückt zurücklassen! Beglückt? Wodurch? fragte Wolny, der wieder den Scheidungsplan herankommen sah. Ich gehe nach Italien, wenn ich noch die Kraft habe und finde wohl in Mentone oder San Remo mein Grab! Eine Scheidung macht Dich frei. Martha wird die Deinige werden. Die für eine Scheidung von den Gerichten verlangten gemeinen, unsittlichen Motive muß man leider zu finden suchen! So handelte also Dein Sohn in Deinem Auftrage? rief Wolny aus. Fräulein Dora, haben etwa Sie das alles ausgeheckt? Unterstützt? Oder ist es Harry allein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="18"/> die Schonung meines Sohnes und seines schlechten Rathgebers, des Barons Forbeck, gedacht hast, sondern zunächst wohl nur an das Opfer seiner Verführung, den jungen – sie stockte sogar Marthas Namen zu nennen – Ehlerdt kam endlich mühsam über ihre bleichen Lippen.</p> <p>Laß doch das alles! überwand Wolny seinen aufwallenden Unmuth. Ich ließ Dir ja den Schlüssel übergeben! Untersuche selbst, was Du gefunden hast. Ich bitte Dich darum! Du willst, höre ich, nach Italien reisen. Dahin soll uns manches der Hefte, die ich darin liegen habe, aus meiner alten Studienzeit begleiten –!</p> <p>Begleiten? nahm die Kranke seine Rede auf. Nein, nein, ich reise allein, will Dich aber – ja, lieber Wolny, ich will Dich beglückt zurücklassen!</p> <p>Beglückt? Wodurch? fragte Wolny, der wieder den Scheidungsplan herankommen sah.</p> <p>Ich gehe nach Italien, wenn ich noch die Kraft habe und finde wohl in Mentone oder San Remo mein Grab! Eine Scheidung macht Dich frei. Martha wird die Deinige werden. Die für eine Scheidung von den Gerichten verlangten gemeinen, unsittlichen Motive muß man leider zu finden suchen!</p> <p>So handelte also Dein Sohn in Deinem Auftrage? rief Wolny aus. Fräulein Dora, haben etwa Sie das alles ausgeheckt? Unterstützt? Oder ist es Harry allein </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0024]
die Schonung meines Sohnes und seines schlechten Rathgebers, des Barons Forbeck, gedacht hast, sondern zunächst wohl nur an das Opfer seiner Verführung, den jungen – sie stockte sogar Marthas Namen zu nennen – Ehlerdt kam endlich mühsam über ihre bleichen Lippen.
Laß doch das alles! überwand Wolny seinen aufwallenden Unmuth. Ich ließ Dir ja den Schlüssel übergeben! Untersuche selbst, was Du gefunden hast. Ich bitte Dich darum! Du willst, höre ich, nach Italien reisen. Dahin soll uns manches der Hefte, die ich darin liegen habe, aus meiner alten Studienzeit begleiten –!
Begleiten? nahm die Kranke seine Rede auf. Nein, nein, ich reise allein, will Dich aber – ja, lieber Wolny, ich will Dich beglückt zurücklassen!
Beglückt? Wodurch? fragte Wolny, der wieder den Scheidungsplan herankommen sah.
Ich gehe nach Italien, wenn ich noch die Kraft habe und finde wohl in Mentone oder San Remo mein Grab! Eine Scheidung macht Dich frei. Martha wird die Deinige werden. Die für eine Scheidung von den Gerichten verlangten gemeinen, unsittlichen Motive muß man leider zu finden suchen!
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/24>, abgerufen am 16.02.2025. |