Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Studien gemacht hatte, Lupa hat eine sehr verdächtige Nebenbedeutung! Diese kam zur Sprache. Aber der Fürst, eigensinnig, wie er sein konnte, wollte doch bei Lupa bleiben, bis Gustav Holl, wie mit vollkommner wissenschaftlicher Bildung ausgestattet, sagte: Lupus in fabula! ist ein Bild, ein geflügeltes Wort! Aus einem solchen darf man nie etwas Anderes machen, als was es ursprünglich ist! Da es keine Lupa in fabula, sondern nur einen lupus gegeben hat, so muß, selbst wenn von einer Dame die Rede ist und es kommt grade ein Brief von ihr oder sie selbst, gesagt werden: lupus in fabula! So giebt es auch keine Jesuitin in Schafskleidern, wie ich kürzlich die menschliche Eigenliebe verglichen gelesen habe; es muß unter allen Umständen heißen: Die menschliche Eigenliebe, dieser Jesuit in Schafskleidern! Nun erstaunte der Fürst denn doch, bei einem Amerikaner, einem ehemaligen - Was waren Sie wirklich? Schlosser - lautete die Antwort. Und wo haben Sie all die Kenntnisse her? Aus der Nothwendigkeit, mir Kenntnisse zu verschaffen, als ich sah, daß meine Verwundung mich zum Seedienst untauglich machte. Sogar die deutsche Sprache, die deutsche Handschrift habe ich mir erst neu wieder aneignen müssen. Studien gemacht hatte, Lupa hat eine sehr verdächtige Nebenbedeutung! Diese kam zur Sprache. Aber der Fürst, eigensinnig, wie er sein konnte, wollte doch bei Lupa bleiben, bis Gustav Holl, wie mit vollkommner wissenschaftlicher Bildung ausgestattet, sagte: Lupus in fabula! ist ein Bild, ein geflügeltes Wort! Aus einem solchen darf man nie etwas Anderes machen, als was es ursprünglich ist! Da es keine Lupa in fabula, sondern nur einen lupus gegeben hat, so muß, selbst wenn von einer Dame die Rede ist und es kommt grade ein Brief von ihr oder sie selbst, gesagt werden: lupus in fabula! So giebt es auch keine Jesuitin in Schafskleidern, wie ich kürzlich die menschliche Eigenliebe verglichen gelesen habe; es muß unter allen Umständen heißen: Die menschliche Eigenliebe, dieser Jesuit in Schafskleidern! Nun erstaunte der Fürst denn doch, bei einem Amerikaner, einem ehemaligen – Was waren Sie wirklich? Schlosser – lautete die Antwort. Und wo haben Sie all die Kenntnisse her? Aus der Nothwendigkeit, mir Kenntnisse zu verschaffen, als ich sah, daß meine Verwundung mich zum Seedienst untauglich machte. Sogar die deutsche Sprache, die deutsche Handschrift habe ich mir erst neu wieder aneignen müssen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="225"/> Studien gemacht hatte, <ref xml:id="TEXTLupaBISNebenbedeutung" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLLupaBISNebenbedeutung"><hi rendition="#aq">Lupa</hi> hat eine sehr verdächtige Nebenbedeutung</ref>!</p> <p>Diese kam zur Sprache. Aber der Fürst, eigensinnig, wie er sein konnte, wollte doch bei <hi rendition="#aq">Lupa</hi> bleiben, bis Gustav Holl, wie mit vollkommner wissenschaftlicher Bildung ausgestattet, sagte: <hi rendition="#aq">Lupus in fabula</hi>! ist ein Bild, ein geflügeltes Wort! Aus einem solchen darf man nie etwas Anderes machen, als was es ursprünglich ist! Da es keine <hi rendition="#aq">Lupa in fabula</hi>, sondern nur einen <hi rendition="#aq">lupus</hi> gegeben hat, so muß, selbst wenn von einer Dame die Rede ist und es kommt grade ein Brief von ihr oder sie selbst, gesagt werden: <hi rendition="#aq">lupus in fabula</hi>! So giebt es auch keine Jesuitin in Schafskleidern, wie ich kürzlich die menschliche Eigenliebe verglichen gelesen habe; es muß unter allen Umständen heißen: Die menschliche Eigenliebe, dieser Jesuit in Schafskleidern!</p> <p>Nun erstaunte der Fürst denn doch, bei einem Amerikaner, einem ehemaligen – Was waren Sie wirklich? </p> <p>Schlosser – lautete die Antwort. </p> <p>Und wo haben Sie all die Kenntnisse her? </p> <p>Aus der Nothwendigkeit, mir Kenntnisse zu verschaffen, als ich sah, daß meine Verwundung mich zum Seedienst untauglich machte. Sogar die deutsche Sprache, die deutsche Handschrift habe ich mir erst neu wieder aneignen müssen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0231]
Studien gemacht hatte, Lupa hat eine sehr verdächtige Nebenbedeutung!
Diese kam zur Sprache. Aber der Fürst, eigensinnig, wie er sein konnte, wollte doch bei Lupa bleiben, bis Gustav Holl, wie mit vollkommner wissenschaftlicher Bildung ausgestattet, sagte: Lupus in fabula! ist ein Bild, ein geflügeltes Wort! Aus einem solchen darf man nie etwas Anderes machen, als was es ursprünglich ist! Da es keine Lupa in fabula, sondern nur einen lupus gegeben hat, so muß, selbst wenn von einer Dame die Rede ist und es kommt grade ein Brief von ihr oder sie selbst, gesagt werden: lupus in fabula! So giebt es auch keine Jesuitin in Schafskleidern, wie ich kürzlich die menschliche Eigenliebe verglichen gelesen habe; es muß unter allen Umständen heißen: Die menschliche Eigenliebe, dieser Jesuit in Schafskleidern!
Nun erstaunte der Fürst denn doch, bei einem Amerikaner, einem ehemaligen – Was waren Sie wirklich?
Schlosser – lautete die Antwort.
Und wo haben Sie all die Kenntnisse her?
Aus der Nothwendigkeit, mir Kenntnisse zu verschaffen, als ich sah, daß meine Verwundung mich zum Seedienst untauglich machte. Sogar die deutsche Sprache, die deutsche Handschrift habe ich mir erst neu wieder aneignen müssen.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/231>, abgerufen am 27.07.2024. |