Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Es war dem Manne, als liefen Serapions- und Serapis-Priester in Eins. Er sah eine unermeßlich weite Halle von hohen majestätischen Säulen. Tausend Flämmchen zitterten in der Luft. Fackeln mußten von Geisterhänden getragen sein, sie schwebten nur so hin. Gesang erfüllte die Lüfte und pries den Bruder Serapion, der sich verkaufte, um Anderen zu helfen, und pries wieder die, die den Verkauften los und frei gaben. Ach, wie keuchte die Brust des einsamen Gastes bei diesen Klängen! Wie hämmerten die Herzschläge, als er vor dem Throne der ewigen Wahrheit, da, wo die Sonne noch von einem mächtigen Vorhange bedeckt ist und nur einzelne blendende Strahlen durchgleiten läßt, die versammelten Todtenrichter erblickte, in weißen Gewändern, mit goldnen Stäben, um welche sich kleine Schlangen ringelten - -! Und die Stufen zu ihren Sitzen hinan sah der Träumer einen Knaben steigen, schwarz, rußig von Angesicht und an den Händen. Von einem Mohrenknaben war in dem Bilde des Traumverlornen keine Rede! Der Junge war nur schwarz von seinem Handwerk und bald fielen Nebelflöre auf die Sonnenstrahlen und die Nacht wurde immer heller und heller, wurde Tag und er sah - - zwei jugendliche Freunde, einen mit Thränen in den Augen, und einen andern, der sich das Es war dem Manne, als liefen Serapions- und Serapis-Priester in Eins. Er sah eine unermeßlich weite Halle von hohen majestätischen Säulen. Tausend Flämmchen zitterten in der Luft. Fackeln mußten von Geisterhänden getragen sein, sie schwebten nur so hin. Gesang erfüllte die Lüfte und pries den Bruder Serapion, der sich verkaufte, um Anderen zu helfen, und pries wieder die, die den Verkauften los und frei gaben. Ach, wie keuchte die Brust des einsamen Gastes bei diesen Klängen! Wie hämmerten die Herzschläge, als er vor dem Throne der ewigen Wahrheit, da, wo die Sonne noch von einem mächtigen Vorhange bedeckt ist und nur einzelne blendende Strahlen durchgleiten läßt, die versammelten Todtenrichter erblickte, in weißen Gewändern, mit goldnen Stäben, um welche sich kleine Schlangen ringelten – –! Und die Stufen zu ihren Sitzen hinan sah der Träumer einen Knaben steigen, schwarz, rußig von Angesicht und an den Händen. Von einem Mohrenknaben war in dem Bilde des Traumverlornen keine Rede! Der Junge war nur schwarz von seinem Handwerk und bald fielen Nebelflöre auf die Sonnenstrahlen und die Nacht wurde immer heller und heller, wurde Tag und er sah – – zwei jugendliche Freunde, einen mit Thränen in den Augen, und einen andern, der sich das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0197" n="191"/> <p> Es war dem Manne, <ref xml:id="TEXTalsliefenBISEins" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLalsliefenBISEins">als liefen Serapions- und Serapis-Priester in Eins</ref>. Er sah eine unermeßlich weite Halle von hohen majestätischen Säulen. Tausend Flämmchen zitterten in der Luft. Fackeln mußten von Geisterhänden getragen sein, sie schwebten nur so hin. Gesang erfüllte die Lüfte und pries den <ref xml:id="TEXTBruderBIShelfen" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLBruderBIShelfen">Bruder Serapion, der sich verkaufte, um Anderen zu helfen</ref>, und pries wieder die, die den Verkauften los und frei gaben. Ach, wie keuchte die Brust des einsamen Gastes bei diesen Klängen! Wie hämmerten die Herzschläge, als er vor dem Throne der ewigen Wahrheit, da, wo die Sonne noch von einem mächtigen Vorhange bedeckt ist und nur einzelne blendende Strahlen durchgleiten läßt, die versammelten Todtenrichter erblickte, in weißen Gewändern, mit goldnen Stäben, um welche sich kleine Schlangen ringelten – –!</p> <p>Und die Stufen zu ihren Sitzen hinan sah der Träumer einen Knaben steigen, schwarz, rußig von Angesicht und an den Händen. Von einem Mohrenknaben war in dem Bilde des Traumverlornen keine Rede! Der Junge war nur schwarz von seinem Handwerk und bald fielen Nebelflöre auf die Sonnenstrahlen und die Nacht wurde immer heller und heller, wurde Tag und er sah – – zwei jugendliche Freunde, einen mit Thränen in den Augen, und einen andern, der sich das </p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0197]
Es war dem Manne, als liefen Serapions- und Serapis-Priester in Eins. Er sah eine unermeßlich weite Halle von hohen majestätischen Säulen. Tausend Flämmchen zitterten in der Luft. Fackeln mußten von Geisterhänden getragen sein, sie schwebten nur so hin. Gesang erfüllte die Lüfte und pries den Bruder Serapion, der sich verkaufte, um Anderen zu helfen, und pries wieder die, die den Verkauften los und frei gaben. Ach, wie keuchte die Brust des einsamen Gastes bei diesen Klängen! Wie hämmerten die Herzschläge, als er vor dem Throne der ewigen Wahrheit, da, wo die Sonne noch von einem mächtigen Vorhange bedeckt ist und nur einzelne blendende Strahlen durchgleiten läßt, die versammelten Todtenrichter erblickte, in weißen Gewändern, mit goldnen Stäben, um welche sich kleine Schlangen ringelten – –!
Und die Stufen zu ihren Sitzen hinan sah der Träumer einen Knaben steigen, schwarz, rußig von Angesicht und an den Händen. Von einem Mohrenknaben war in dem Bilde des Traumverlornen keine Rede! Der Junge war nur schwarz von seinem Handwerk und bald fielen Nebelflöre auf die Sonnenstrahlen und die Nacht wurde immer heller und heller, wurde Tag und er sah – – zwei jugendliche Freunde, einen mit Thränen in den Augen, und einen andern, der sich das
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/197>, abgerufen am 23.07.2024. |