Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.dem Collegen absagen sollte. Die Beziehung zu Blaumeißels war doch eine gespannte geblieben. Indessen war die Einladung feierlich in seiner Abwesenheit von einem schwarzen Manne erfolgt, und Plümicke, der Vegetarianer, der gewiß anwesend war, war ja ein unveränderlicher treuer Freund. Auf dessen Beihülfe war allerdings bei einem Handgemenge, womit solche volksthümliche Familienfreuden zu schließen pflegen, nicht viel zu rechnen; die Vertilger der Schmorbraten, der Würste und der sauern Lungenragouts (Micheline leistete Großes) hieben um sich. Aber Plümicke konnte sanft vermitteln. Trat er, die lange zerbrechliche Thonpfeife im Munde, unter zu laute Gruppen, predigte er Vernunft und Mäßigung, dann mäßigte man sich wirklich, schon der zerbrechlichen Thonpfeife wegen. Wenn er stritt, sagte er bei jeder Behauptung erst: Erlauben Sie! Die Pläne mit Josefa, dem verschmitzten, in der Schule der Falschheit erzogenen Mädchen, verfolgte er mit all der Leidenschaft, deren er fähig war. Sagte man ihm: Sie rennen in Ihr Unglück! Der Professor kündigt Ihnen! so erwiderte der total Verliebte nur: Aber diese Augen! Sie waren allerdings wie funkelnde schwarze Kohlen. Wohl an vierzig Freunde aus dem Verein, in welchem einst der jetzige, im Gig fahrende Director Ehlerdt seine glänzenden Triumphe gefeiert hatte, waren dem Collegen absagen sollte. Die Beziehung zu Blaumeißels war doch eine gespannte geblieben. Indessen war die Einladung feierlich in seiner Abwesenheit von einem schwarzen Manne erfolgt, und Plümicke, der Vegetarianer, der gewiß anwesend war, war ja ein unveränderlicher treuer Freund. Auf dessen Beihülfe war allerdings bei einem Handgemenge, womit solche volksthümliche Familienfreuden zu schließen pflegen, nicht viel zu rechnen; die Vertilger der Schmorbraten, der Würste und der sauern Lungenragouts (Micheline leistete Großes) hieben um sich. Aber Plümicke konnte sanft vermitteln. Trat er, die lange zerbrechliche Thonpfeife im Munde, unter zu laute Gruppen, predigte er Vernunft und Mäßigung, dann mäßigte man sich wirklich, schon der zerbrechlichen Thonpfeife wegen. Wenn er stritt, sagte er bei jeder Behauptung erst: Erlauben Sie! Die Pläne mit Josefa, dem verschmitzten, in der Schule der Falschheit erzogenen Mädchen, verfolgte er mit all der Leidenschaft, deren er fähig war. Sagte man ihm: Sie rennen in Ihr Unglück! Der Professor kündigt Ihnen! so erwiderte der total Verliebte nur: Aber diese Augen! Sie waren allerdings wie funkelnde schwarze Kohlen. Wohl an vierzig Freunde aus dem Verein, in welchem einst der jetzige, im Gig fahrende Director Ehlerdt seine glänzenden Triumphe gefeiert hatte, waren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="163"/> dem Collegen absagen sollte. Die Beziehung zu Blaumeißels war doch eine gespannte geblieben. Indessen war die Einladung feierlich in seiner Abwesenheit von einem schwarzen Manne erfolgt, und Plümicke, der Vegetarianer, der gewiß anwesend war, war ja ein unveränderlicher treuer Freund. Auf dessen Beihülfe war allerdings bei einem Handgemenge, womit solche volksthümliche Familienfreuden zu schließen pflegen, nicht viel zu rechnen; die Vertilger der Schmorbraten, der Würste und der sauern Lungenragouts (Micheline leistete Großes) hieben um sich. Aber Plümicke konnte sanft vermitteln. Trat er, die lange zerbrechliche Thonpfeife im Munde, unter zu laute Gruppen, predigte er Vernunft und Mäßigung, dann mäßigte man sich wirklich, schon der zerbrechlichen Thonpfeife wegen. Wenn er stritt, sagte er bei jeder Behauptung erst: Erlauben Sie! Die Pläne mit Josefa, dem verschmitzten, in der Schule der Falschheit erzogenen Mädchen, verfolgte er mit all der Leidenschaft, deren er fähig war. Sagte man ihm: Sie rennen in Ihr Unglück! Der Professor kündigt Ihnen! so erwiderte der total Verliebte nur: Aber diese Augen! Sie waren allerdings wie funkelnde schwarze Kohlen.</p> <p>Wohl an vierzig Freunde aus dem Verein, in welchem einst der jetzige, im <ref xml:id="TEXTGig" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLGig">Gig</ref> fahrende Director Ehlerdt seine glänzenden Triumphe gefeiert hatte, waren </p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0169]
dem Collegen absagen sollte. Die Beziehung zu Blaumeißels war doch eine gespannte geblieben. Indessen war die Einladung feierlich in seiner Abwesenheit von einem schwarzen Manne erfolgt, und Plümicke, der Vegetarianer, der gewiß anwesend war, war ja ein unveränderlicher treuer Freund. Auf dessen Beihülfe war allerdings bei einem Handgemenge, womit solche volksthümliche Familienfreuden zu schließen pflegen, nicht viel zu rechnen; die Vertilger der Schmorbraten, der Würste und der sauern Lungenragouts (Micheline leistete Großes) hieben um sich. Aber Plümicke konnte sanft vermitteln. Trat er, die lange zerbrechliche Thonpfeife im Munde, unter zu laute Gruppen, predigte er Vernunft und Mäßigung, dann mäßigte man sich wirklich, schon der zerbrechlichen Thonpfeife wegen. Wenn er stritt, sagte er bei jeder Behauptung erst: Erlauben Sie! Die Pläne mit Josefa, dem verschmitzten, in der Schule der Falschheit erzogenen Mädchen, verfolgte er mit all der Leidenschaft, deren er fähig war. Sagte man ihm: Sie rennen in Ihr Unglück! Der Professor kündigt Ihnen! so erwiderte der total Verliebte nur: Aber diese Augen! Sie waren allerdings wie funkelnde schwarze Kohlen.
Wohl an vierzig Freunde aus dem Verein, in welchem einst der jetzige, im Gig fahrende Director Ehlerdt seine glänzenden Triumphe gefeiert hatte, waren
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