Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.hervor. Die Vielweiberei verwirrte ihn doch. Er erzählte eine Geschichte von ihrer frühern gemeinschaftlichen Justizräthin. Die Frau des seltsamen Mannes, der ihnen Beiden zürnte - denn auch Dieterici hatte ihm gekündigt - müsse sich dem Trunke ergeben haben! Denn kaum hätte er neben ihr in ihrem Wagen nach der ersten Sitzung, der die Justizräthin in einem wunderbaren Staate beigewohnt, Platz genommen, so hätte sie, angeregt von dem Souper, das bei der Frau Ministerin von Geyer die Damen zu sich genommen, eine Scene aufgeführt, die ihm ganz räthselhaft geblieben sei. Sie hätte im Wagen geweint, die Hände gerungen, ihre Töchter als die liebenswürdigsten, gutmüthigsten Geschöpfe der Welt gepriesen, von ihnen versichert, daß sie keinen Mann unglücklich machen würden, worauf ich, fuhr der Berichterstatter sich discret umblickend fort, wirklich beängstigt von dem Jammer einer angetrunkenen Mutter um den Mangel an Anbetern für ihre Kinder und auch an mein vielfach anerkanntes Wort, die Frau und ihre Töchter litten am Varnhagen'schen Personencultus, erinnert, anfing von Ihren Empfindungen, Althing - für Sascha zu sprechen. Sind Sie des Teufels? fuhr Ottomar auf. Das ist ein unerlaubter Spaß! Gott im Himmel, ich fingirte das nur! beruhigte ihn Dieterici. Ich that es aus Verzweiflung. Es regnete hervor. Die Vielweiberei verwirrte ihn doch. Er erzählte eine Geschichte von ihrer frühern gemeinschaftlichen Justizräthin. Die Frau des seltsamen Mannes, der ihnen Beiden zürnte – denn auch Dieterici hatte ihm gekündigt – müsse sich dem Trunke ergeben haben! Denn kaum hätte er neben ihr in ihrem Wagen nach der ersten Sitzung, der die Justizräthin in einem wunderbaren Staate beigewohnt, Platz genommen, so hätte sie, angeregt von dem Souper, das bei der Frau Ministerin von Geyer die Damen zu sich genommen, eine Scene aufgeführt, die ihm ganz räthselhaft geblieben sei. Sie hätte im Wagen geweint, die Hände gerungen, ihre Töchter als die liebenswürdigsten, gutmüthigsten Geschöpfe der Welt gepriesen, von ihnen versichert, daß sie keinen Mann unglücklich machen würden, worauf ich, fuhr der Berichterstatter sich discret umblickend fort, wirklich beängstigt von dem Jammer einer angetrunkenen Mutter um den Mangel an Anbetern für ihre Kinder und auch an mein vielfach anerkanntes Wort, die Frau und ihre Töchter litten am Varnhagen’schen Personencultus, erinnert, anfing von Ihren Empfindungen, Althing – für Sascha zu sprechen. Sind Sie des Teufels? fuhr Ottomar auf. Das ist ein unerlaubter Spaß! Gott im Himmel, ich fingirte das nur! beruhigte ihn Dieterici. Ich that es aus Verzweiflung. Es regnete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0159" n="153"/> hervor. Die Vielweiberei verwirrte ihn doch. Er erzählte eine Geschichte von ihrer frühern gemeinschaftlichen Justizräthin. Die Frau des seltsamen Mannes, der ihnen Beiden zürnte – denn auch Dieterici hatte ihm gekündigt – müsse sich dem Trunke ergeben haben! Denn kaum hätte er neben ihr in ihrem Wagen nach der ersten Sitzung, der die Justizräthin in einem wunderbaren Staate beigewohnt, Platz genommen, so hätte sie, angeregt von dem Souper, das bei der Frau Ministerin von Geyer die Damen zu sich genommen, eine Scene aufgeführt, die ihm ganz räthselhaft geblieben sei. Sie hätte im Wagen geweint, die Hände gerungen, ihre Töchter als die liebenswürdigsten, gutmüthigsten Geschöpfe der Welt gepriesen, von ihnen versichert, daß sie keinen Mann unglücklich machen würden, worauf ich, fuhr der Berichterstatter sich discret umblickend fort, wirklich beängstigt von dem Jammer einer angetrunkenen Mutter um den Mangel an Anbetern für ihre Kinder und auch an mein vielfach anerkanntes Wort, die Frau und ihre Töchter litten am <ref xml:id="TEXTVarnhagenschenPersonencultus" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLVarnhagenschenPersonencultus">Varnhagen’schen Personencultus, </ref> erinnert, anfing von Ihren Empfindungen, Althing – für Sascha zu sprechen. </p> <p>Sind Sie des Teufels? fuhr Ottomar auf. Das ist ein unerlaubter Spaß! </p> <p>Gott im Himmel, ich fingirte das nur! beruhigte ihn Dieterici. Ich that es aus Verzweiflung. Es regnete </p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0159]
hervor. Die Vielweiberei verwirrte ihn doch. Er erzählte eine Geschichte von ihrer frühern gemeinschaftlichen Justizräthin. Die Frau des seltsamen Mannes, der ihnen Beiden zürnte – denn auch Dieterici hatte ihm gekündigt – müsse sich dem Trunke ergeben haben! Denn kaum hätte er neben ihr in ihrem Wagen nach der ersten Sitzung, der die Justizräthin in einem wunderbaren Staate beigewohnt, Platz genommen, so hätte sie, angeregt von dem Souper, das bei der Frau Ministerin von Geyer die Damen zu sich genommen, eine Scene aufgeführt, die ihm ganz räthselhaft geblieben sei. Sie hätte im Wagen geweint, die Hände gerungen, ihre Töchter als die liebenswürdigsten, gutmüthigsten Geschöpfe der Welt gepriesen, von ihnen versichert, daß sie keinen Mann unglücklich machen würden, worauf ich, fuhr der Berichterstatter sich discret umblickend fort, wirklich beängstigt von dem Jammer einer angetrunkenen Mutter um den Mangel an Anbetern für ihre Kinder und auch an mein vielfach anerkanntes Wort, die Frau und ihre Töchter litten am Varnhagen’schen Personencultus, erinnert, anfing von Ihren Empfindungen, Althing – für Sascha zu sprechen.
Sind Sie des Teufels? fuhr Ottomar auf. Das ist ein unerlaubter Spaß!
Gott im Himmel, ich fingirte das nur! beruhigte ihn Dieterici. Ich that es aus Verzweiflung. Es regnete
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