Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Jean Vogler war glücklicherweise bei diesem Gespräche nicht zugegen. Dieser, der schon gesagt hatte, daß das Urproblem des Collegen jetzt jeden Donnerstag in Sauerkraut und Pökelfleisch gefunden sei, würde den Gedanken des nothwendigen Mormonismus in's Ungeheuerliche ausgemalt haben. Aber auch Ottomar hatte Humor genug, die Ueberfülle existenzloser Frauen als nur noch lösbar durch die Vielweiberei zu schildern. Sehen Sie doch nur, sagte er zu seinem Besuch, der, wie gewohnt, schon wieder vor dem Spiegel stand und bei dem Liebäugeln mit seinem Ebenbilde immer in zerstreute Gedanken über Symptome eines chronischen Magenkatarrhs oder wohl gar tuberculöser Lungen gerieth und auch sonst die Stärke seines Athems durch Anhauchen der Fensterscheiben erprobte und hippokratische Züge an sich entdecken wollte, sehen Sie doch nur die Folgen der Einweiberei in Amerika! Nicht bei den Frauen finde ich sie, ich finde sie schrecklich bei den Männern! Die Männer richten sich durch die Putzsucht und Narrheit einer einzigen Frau zu Grunde! Hat die Dame im Hause Concurrenz, so wird sie sich auf die vier Wände und den guten Eindruck bei dem Hausherrn zu beschränken wissen! Noch immer rückte Dieterici mit seinem Anliegen, das er unter einer brillantenen Busennadel trug, nicht Jean Vogler war glücklicherweise bei diesem Gespräche nicht zugegen. Dieser, der schon gesagt hatte, daß das Urproblem des Collegen jetzt jeden Donnerstag in Sauerkraut und Pökelfleisch gefunden sei, würde den Gedanken des nothwendigen Mormonismus in’s Ungeheuerliche ausgemalt haben. Aber auch Ottomar hatte Humor genug, die Ueberfülle existenzloser Frauen als nur noch lösbar durch die Vielweiberei zu schildern. Sehen Sie doch nur, sagte er zu seinem Besuch, der, wie gewohnt, schon wieder vor dem Spiegel stand und bei dem Liebäugeln mit seinem Ebenbilde immer in zerstreute Gedanken über Symptome eines chronischen Magenkatarrhs oder wohl gar tuberculöser Lungen gerieth und auch sonst die Stärke seines Athems durch Anhauchen der Fensterscheiben erprobte und hippokratische Züge an sich entdecken wollte, sehen Sie doch nur die Folgen der Einweiberei in Amerika! Nicht bei den Frauen finde ich sie, ich finde sie schrecklich bei den Männern! Die Männer richten sich durch die Putzsucht und Narrheit einer einzigen Frau zu Grunde! Hat die Dame im Hause Concurrenz, so wird sie sich auf die vier Wände und den guten Eindruck bei dem Hausherrn zu beschränken wissen! Noch immer rückte Dieterici mit seinem Anliegen, das er unter einer brillantenen Busennadel trug, nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0158" n="152"/> <p> Jean Vogler war glücklicherweise bei diesem Gespräche nicht zugegen. Dieser, der schon gesagt hatte, daß das Urproblem des Collegen jetzt jeden Donnerstag in Sauerkraut und Pökelfleisch gefunden sei, würde den Gedanken des nothwendigen <ref xml:id="TEXTMormonismus" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLMormonismus">Mormonismus</ref> in’s Ungeheuerliche ausgemalt haben. Aber auch Ottomar hatte Humor genug, die Ueberfülle existenzloser Frauen als nur noch lösbar durch die Vielweiberei zu schildern. Sehen Sie doch nur, sagte er zu seinem Besuch, der, wie gewohnt, schon wieder vor dem Spiegel stand und bei dem Liebäugeln mit seinem Ebenbilde immer in zerstreute Gedanken über Symptome eines chronischen Magenkatarrhs oder wohl gar tuberculöser Lungen gerieth und auch sonst die Stärke seines Athems durch Anhauchen der Fensterscheiben erprobte und <ref xml:id="TEXThippokratischeZuege" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLhippokratischeZuege">hippokratische Züge</ref> an sich entdecken wollte, sehen Sie doch nur die Folgen der Einweiberei in Amerika! Nicht bei den Frauen finde ich sie, ich finde sie schrecklich bei den Männern! Die Männer richten sich durch die Putzsucht und Narrheit einer einzigen Frau zu Grunde! Hat die Dame im Hause Concurrenz, so wird sie sich auf die vier Wände und den guten Eindruck bei dem Hausherrn zu beschränken wissen! </p> <p>Noch immer rückte Dieterici mit seinem Anliegen, das er unter einer brillantenen Busennadel trug, nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0158]
Jean Vogler war glücklicherweise bei diesem Gespräche nicht zugegen. Dieser, der schon gesagt hatte, daß das Urproblem des Collegen jetzt jeden Donnerstag in Sauerkraut und Pökelfleisch gefunden sei, würde den Gedanken des nothwendigen Mormonismus in’s Ungeheuerliche ausgemalt haben. Aber auch Ottomar hatte Humor genug, die Ueberfülle existenzloser Frauen als nur noch lösbar durch die Vielweiberei zu schildern. Sehen Sie doch nur, sagte er zu seinem Besuch, der, wie gewohnt, schon wieder vor dem Spiegel stand und bei dem Liebäugeln mit seinem Ebenbilde immer in zerstreute Gedanken über Symptome eines chronischen Magenkatarrhs oder wohl gar tuberculöser Lungen gerieth und auch sonst die Stärke seines Athems durch Anhauchen der Fensterscheiben erprobte und hippokratische Züge an sich entdecken wollte, sehen Sie doch nur die Folgen der Einweiberei in Amerika! Nicht bei den Frauen finde ich sie, ich finde sie schrecklich bei den Männern! Die Männer richten sich durch die Putzsucht und Narrheit einer einzigen Frau zu Grunde! Hat die Dame im Hause Concurrenz, so wird sie sich auf die vier Wände und den guten Eindruck bei dem Hausherrn zu beschränken wissen!
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