Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Deine tugendhafte Helene -! Ihr seid mir die rechten! Langweilige dumme Affengesichter seid ihr, eingemummelt bis über die Ohren in lauter Baumwolle von Tugend und Schwunglosigkeit! Herr Gott, was ist doch ein Weib mit wirklicher Poesie! Sie versetzt nach Spanien, ohne daß man hinreist! Orangenwälder duften um sie her! Es geht nicht anders. Diesen Fürst Rauden, den werde ich auf der Straße revolvern! Das kann nur ein Weib für mich sein! Mit dem erobere ich die Welt! Sie soll sehr reich sein! ermuthigte ihn spottend Martha und über seine gewohnten Anläufe zum Höchsten bald beruhigt. Das lockt mich nicht! rief Raimund, auf- und abgehend und an seinen Kleidern zupfend, als fürchtete er aus ihnen herauszuwachsen. Aber es ist wahr, lenkte er schon ein, sie soll ein großartiges Vermögen besitzen! Landgüter! In Ungarn sogar! Man kann nicht hinter ihre Verbindungen kommen! Aber wo sie auch herstammt, ob von einem alten Geizhals in der Vorstadt, der sie verstoßen hat, oder einem Erzbischof in Krakau - (das sagen wieder Andre) einerlei, sie besitzt diejenige Weiblichkeit, die Euch Gänsen Allen fehlt! Sie hat die Absicht zu gefallen, wozu für's Erste gehört, sich in die Zustände des Andern zu versetzen -! Wie sie gleich so Deine tugendhafte Helene –! Ihr seid mir die rechten! Langweilige dumme Affengesichter seid ihr, eingemummelt bis über die Ohren in lauter Baumwolle von Tugend und Schwunglosigkeit! Herr Gott, was ist doch ein Weib mit wirklicher Poesie! Sie versetzt nach Spanien, ohne daß man hinreist! Orangenwälder duften um sie her! Es geht nicht anders. Diesen Fürst Rauden, den werde ich auf der Straße revolvern! Das kann nur ein Weib für mich sein! Mit dem erobere ich die Welt! Sie soll sehr reich sein! ermuthigte ihn spottend Martha und über seine gewohnten Anläufe zum Höchsten bald beruhigt. Das lockt mich nicht! rief Raimund, auf- und abgehend und an seinen Kleidern zupfend, als fürchtete er aus ihnen herauszuwachsen. Aber es ist wahr, lenkte er schon ein, sie soll ein großartiges Vermögen besitzen! Landgüter! In Ungarn sogar! Man kann nicht hinter ihre Verbindungen kommen! Aber wo sie auch herstammt, ob von einem alten Geizhals in der Vorstadt, der sie verstoßen hat, oder einem Erzbischof in Krakau – (das sagen wieder Andre) einerlei, sie besitzt diejenige Weiblichkeit, die Euch Gänsen Allen fehlt! Sie hat die Absicht zu gefallen, wozu für’s Erste gehört, sich in die Zustände des Andern zu versetzen –! Wie sie gleich so <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0151" n="145"/> Deine tugendhafte Helene –! Ihr seid mir die rechten! Langweilige dumme Affengesichter seid ihr, eingemummelt bis über die Ohren in lauter Baumwolle von Tugend und Schwunglosigkeit! Herr Gott, was ist doch ein Weib mit wirklicher Poesie! Sie versetzt nach Spanien, ohne daß man hinreist! Orangenwälder duften um sie her! Es geht nicht anders. Diesen Fürst Rauden, den werde ich auf der Straße revolvern! Das kann nur ein Weib für mich sein! Mit dem erobere ich die Welt!</p> <p>Sie soll sehr reich sein! ermuthigte ihn spottend Martha und über seine gewohnten Anläufe zum Höchsten bald beruhigt.</p> <p>Das lockt mich nicht! rief Raimund, auf- und abgehend und an seinen Kleidern zupfend, als fürchtete er aus ihnen herauszuwachsen. Aber es ist wahr, lenkte er schon ein, sie soll ein großartiges Vermögen besitzen! Landgüter! In Ungarn sogar! Man kann nicht hinter ihre Verbindungen kommen! Aber wo sie auch herstammt, ob von einem alten Geizhals in der Vorstadt, der sie verstoßen hat, oder einem Erzbischof in Krakau – (das sagen wieder Andre) einerlei, sie besitzt diejenige Weiblichkeit, die Euch Gänsen Allen fehlt! Sie hat die Absicht zu gefallen, wozu für’s Erste gehört, sich in die Zustände des Andern zu versetzen –! Wie sie gleich so </p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0151]
Deine tugendhafte Helene –! Ihr seid mir die rechten! Langweilige dumme Affengesichter seid ihr, eingemummelt bis über die Ohren in lauter Baumwolle von Tugend und Schwunglosigkeit! Herr Gott, was ist doch ein Weib mit wirklicher Poesie! Sie versetzt nach Spanien, ohne daß man hinreist! Orangenwälder duften um sie her! Es geht nicht anders. Diesen Fürst Rauden, den werde ich auf der Straße revolvern! Das kann nur ein Weib für mich sein! Mit dem erobere ich die Welt!
Sie soll sehr reich sein! ermuthigte ihn spottend Martha und über seine gewohnten Anläufe zum Höchsten bald beruhigt.
Das lockt mich nicht! rief Raimund, auf- und abgehend und an seinen Kleidern zupfend, als fürchtete er aus ihnen herauszuwachsen. Aber es ist wahr, lenkte er schon ein, sie soll ein großartiges Vermögen besitzen! Landgüter! In Ungarn sogar! Man kann nicht hinter ihre Verbindungen kommen! Aber wo sie auch herstammt, ob von einem alten Geizhals in der Vorstadt, der sie verstoßen hat, oder einem Erzbischof in Krakau – (das sagen wieder Andre) einerlei, sie besitzt diejenige Weiblichkeit, die Euch Gänsen Allen fehlt! Sie hat die Absicht zu gefallen, wozu für’s Erste gehört, sich in die Zustände des Andern zu versetzen –! Wie sie gleich so
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/151>, abgerufen am 23.07.2024. |