Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

eintheilen, sorgen, hu! das macht Falten auf der Stirn! Die Götter - halt! unterbrach sie sich, da falle ich in den Ton meiner Regierungsräthin. Sie sollten diese merkwürdige Dame kennen lernen, Herr Ehlerdt! Besuchen Sie uns und bestärken Sie Ihr Fräulein Schwester, zu uns zu ziehen! Wir vertragen uns schwesterlich!

Martha sah ihren Bruder wie in einem Netz gefangen. Er schnappte nur noch, um einige Luft zu schöpfen.

Edwina lorgnettirte eines der Bilder und wollte dabei nur den volleren Eindruck Raimunds haben, der ihr, wie einmal schon Ada'n, in der That gar nicht "uninteressant" erschien.

Ich hindere Martha nicht! sagte Raimund mit starrem Blick den Bewegungen Edwinas folgend. Sie mag die Welt versuchen!

In Martha waren wirklich schon so viel Motive angesammelt, die sie zu einer Aenderung ihrer Lage hätten bestimmen sollen, schmerzliche Erfahrungen, Ausbrüche der Rohheit hier, der Bosheit oben - dennoch gab sie eine begeisterte Schilderung der Gewöhnung an dies Haus, an diese Zimmer, an diese Gegend und verdarb durch ihr Ausschlagen der zum Bunde dargereichten Hand Edwinen ganz und gar die gute Laune. Zwar verrieth diese Nichts davon, biß sich auch nur einigemal auf die Lippen

eintheilen, sorgen, hu! das macht Falten auf der Stirn! Die Götter – halt! unterbrach sie sich, da falle ich in den Ton meiner Regierungsräthin. Sie sollten diese merkwürdige Dame kennen lernen, Herr Ehlerdt! Besuchen Sie uns und bestärken Sie Ihr Fräulein Schwester, zu uns zu ziehen! Wir vertragen uns schwesterlich!

Martha sah ihren Bruder wie in einem Netz gefangen. Er schnappte nur noch, um einige Luft zu schöpfen.

Edwina lorgnettirte eines der Bilder und wollte dabei nur den volleren Eindruck Raimunds haben, der ihr, wie einmal schon Ada’n, in der That gar nicht „uninteressant“ erschien.

Ich hindere Martha nicht! sagte Raimund mit starrem Blick den Bewegungen Edwinas folgend. Sie mag die Welt versuchen!

In Martha waren wirklich schon so viel Motive angesammelt, die sie zu einer Aenderung ihrer Lage hätten bestimmen sollen, schmerzliche Erfahrungen, Ausbrüche der Rohheit hier, der Bosheit oben – dennoch gab sie eine begeisterte Schilderung der Gewöhnung an dies Haus, an diese Zimmer, an diese Gegend und verdarb durch ihr Ausschlagen der zum Bunde dargereichten Hand Edwinen ganz und gar die gute Laune. Zwar verrieth diese Nichts davon, biß sich auch nur einigemal auf die Lippen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0146" n="140"/>
eintheilen, sorgen, hu! das macht Falten auf der Stirn! Die Götter &#x2013; halt! unterbrach sie sich, da falle ich in den Ton meiner Regierungsräthin. Sie sollten diese merkwürdige Dame kennen lernen, Herr Ehlerdt! Besuchen Sie uns und bestärken Sie Ihr Fräulein Schwester, zu uns zu ziehen! Wir vertragen uns schwesterlich!</p>
        <p>Martha sah ihren Bruder wie in einem Netz gefangen. Er schnappte nur noch, um einige Luft zu schöpfen.</p>
        <p>Edwina lorgnettirte eines der Bilder und wollte dabei nur den volleren Eindruck Raimunds haben, der ihr, wie einmal schon Ada&#x2019;n, in der That gar nicht &#x201E;uninteressant&#x201C; erschien.</p>
        <p>Ich hindere Martha nicht! sagte Raimund mit starrem Blick den Bewegungen Edwinas folgend. Sie mag die Welt versuchen!</p>
        <p>In Martha waren wirklich schon so viel Motive angesammelt, die sie zu einer Aenderung ihrer Lage hätten bestimmen sollen, schmerzliche Erfahrungen, Ausbrüche der Rohheit hier, der Bosheit oben &#x2013; dennoch gab sie eine begeisterte Schilderung der Gewöhnung an dies Haus, an diese Zimmer, an diese Gegend und verdarb durch ihr Ausschlagen der zum Bunde dargereichten Hand Edwinen ganz und gar die gute Laune. Zwar verrieth diese Nichts davon, biß sich auch nur einigemal auf die Lippen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0146] eintheilen, sorgen, hu! das macht Falten auf der Stirn! Die Götter – halt! unterbrach sie sich, da falle ich in den Ton meiner Regierungsräthin. Sie sollten diese merkwürdige Dame kennen lernen, Herr Ehlerdt! Besuchen Sie uns und bestärken Sie Ihr Fräulein Schwester, zu uns zu ziehen! Wir vertragen uns schwesterlich! Martha sah ihren Bruder wie in einem Netz gefangen. Er schnappte nur noch, um einige Luft zu schöpfen. Edwina lorgnettirte eines der Bilder und wollte dabei nur den volleren Eindruck Raimunds haben, der ihr, wie einmal schon Ada’n, in der That gar nicht „uninteressant“ erschien. Ich hindere Martha nicht! sagte Raimund mit starrem Blick den Bewegungen Edwinas folgend. Sie mag die Welt versuchen! In Martha waren wirklich schon so viel Motive angesammelt, die sie zu einer Aenderung ihrer Lage hätten bestimmen sollen, schmerzliche Erfahrungen, Ausbrüche der Rohheit hier, der Bosheit oben – dennoch gab sie eine begeisterte Schilderung der Gewöhnung an dies Haus, an diese Zimmer, an diese Gegend und verdarb durch ihr Ausschlagen der zum Bunde dargereichten Hand Edwinen ganz und gar die gute Laune. Zwar verrieth diese Nichts davon, biß sich auch nur einigemal auf die Lippen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/146
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/146>, abgerufen am 22.11.2024.