Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

die Dich noch länger umsonst ernähren sollten! sagte er. Schon fast ein halbes Jahr lebst Du ganz von uns!

Die Zündteufelchen konnten den Staatsanwalt dazumal auf die Carambolage - fing Mahlo boshaft an, fuhr aber erschrocken zurück, als Raimund mit der Hand ausholte und rief: Schweige! Oder - Was willst Du denn eigentlich? unterbrach sich der technische Director, stimmte sich zur Mäßigung herab und stellte sich vor eine Anzahl der köstlichsten Shlipse und Cravatten, unter denen er wählen wollte. Mahlo stutzte. An mir ist Alles Baumwolle, an Dir Seide, Sammet und feinste Lama!

Neidisch und schmeichlerisch zugleich bestreichelte er die Kleider Raimunds. Er hob eine Brustauslage auf und sagte: Diesen vordern Seelenwärmer könntest Du mir ablassen! Ich habe meine Seele mehr auf der Brust, als auf dem Rücken -! Dabei hustete er, als wenn bei ihm die materia peccans in einer nicht genug erwärmten Luftröhre säße.

Du wirst bald auf dem letzten Loch pfeifen, meinte Raimund, dem sein Ehrgeiz einige Zeit hindurch Trieb zur Thätigkeit und dann auch Wohlbefinden gab. Nur war er Abends in eine andere Schlemmerei, die feinere, mit Rabe, Forbeck und Consorten, gerathen.

Raimund lachte nicht über die mangelnde Redekunst des vom Tabaksqualm benebelten Ex-Arbeiters, den seine

die Dich noch länger umsonst ernähren sollten! sagte er. Schon fast ein halbes Jahr lebst Du ganz von uns!

Die Zündteufelchen konnten den Staatsanwalt dazumal auf die Carambolage – fing Mahlo boshaft an, fuhr aber erschrocken zurück, als Raimund mit der Hand ausholte und rief: Schweige! Oder – Was willst Du denn eigentlich? unterbrach sich der technische Director, stimmte sich zur Mäßigung herab und stellte sich vor eine Anzahl der köstlichsten Shlipse und Cravatten, unter denen er wählen wollte. Mahlo stutzte. An mir ist Alles Baumwolle, an Dir Seide, Sammet und feinste Lama!

Neidisch und schmeichlerisch zugleich bestreichelte er die Kleider Raimunds. Er hob eine Brustauslage auf und sagte: Diesen vordern Seelenwärmer könntest Du mir ablassen! Ich habe meine Seele mehr auf der Brust, als auf dem Rücken –! Dabei hustete er, als wenn bei ihm die materia peccans in einer nicht genug erwärmten Luftröhre säße.

Du wirst bald auf dem letzten Loch pfeifen, meinte Raimund, dem sein Ehrgeiz einige Zeit hindurch Trieb zur Thätigkeit und dann auch Wohlbefinden gab. Nur war er Abends in eine andere Schlemmerei, die feinere, mit Rabe, Forbeck und Consorten, gerathen.

Raimund lachte nicht über die mangelnde Redekunst des vom Tabaksqualm benebelten Ex-Arbeiters, den seine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0127" n="121"/>
die Dich noch länger umsonst ernähren sollten! sagte er. Schon fast ein halbes Jahr lebst Du ganz von uns!</p>
        <p>Die Zündteufelchen konnten den Staatsanwalt dazumal auf die <ref xml:id="TEXTCarambolage" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLCarambolage">Carambolage</ref> &#x2013; fing Mahlo boshaft an, fuhr aber erschrocken zurück, als Raimund mit der Hand ausholte und rief: Schweige! Oder &#x2013; Was willst Du denn eigentlich? unterbrach sich der technische Director, stimmte sich zur Mäßigung herab und stellte sich vor eine Anzahl der köstlichsten Shlipse und Cravatten, unter denen er wählen wollte. Mahlo stutzte. An mir ist Alles Baumwolle, an Dir Seide, Sammet und feinste Lama!</p>
        <p>Neidisch und schmeichlerisch zugleich bestreichelte er die Kleider Raimunds. Er hob eine Brustauslage auf und sagte: Diesen vordern Seelenwärmer könntest Du mir ablassen! Ich habe meine Seele mehr auf der Brust, als auf dem Rücken &#x2013;! Dabei hustete er, als wenn bei ihm die <ref xml:id="TEXTmateriapeccans" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLmateriapeccans">materia peccans</ref> in einer nicht genug erwärmten Luftröhre säße.</p>
        <p>Du wirst bald auf dem letzten Loch pfeifen, meinte Raimund, dem sein Ehrgeiz einige Zeit hindurch Trieb zur Thätigkeit und dann auch Wohlbefinden gab. Nur war er Abends in eine andere Schlemmerei, die feinere, mit Rabe, Forbeck und Consorten, gerathen.</p>
        <p>Raimund lachte nicht über die mangelnde Redekunst des vom Tabaksqualm benebelten Ex-Arbeiters, den seine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0127] die Dich noch länger umsonst ernähren sollten! sagte er. Schon fast ein halbes Jahr lebst Du ganz von uns! Die Zündteufelchen konnten den Staatsanwalt dazumal auf die Carambolage – fing Mahlo boshaft an, fuhr aber erschrocken zurück, als Raimund mit der Hand ausholte und rief: Schweige! Oder – Was willst Du denn eigentlich? unterbrach sich der technische Director, stimmte sich zur Mäßigung herab und stellte sich vor eine Anzahl der köstlichsten Shlipse und Cravatten, unter denen er wählen wollte. Mahlo stutzte. An mir ist Alles Baumwolle, an Dir Seide, Sammet und feinste Lama! Neidisch und schmeichlerisch zugleich bestreichelte er die Kleider Raimunds. Er hob eine Brustauslage auf und sagte: Diesen vordern Seelenwärmer könntest Du mir ablassen! Ich habe meine Seele mehr auf der Brust, als auf dem Rücken –! Dabei hustete er, als wenn bei ihm die materia peccans in einer nicht genug erwärmten Luftröhre säße. Du wirst bald auf dem letzten Loch pfeifen, meinte Raimund, dem sein Ehrgeiz einige Zeit hindurch Trieb zur Thätigkeit und dann auch Wohlbefinden gab. Nur war er Abends in eine andere Schlemmerei, die feinere, mit Rabe, Forbeck und Consorten, gerathen. Raimund lachte nicht über die mangelnde Redekunst des vom Tabaksqualm benebelten Ex-Arbeiters, den seine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/127
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/127>, abgerufen am 25.11.2024.