Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.ihnen in den Weg und führte einen Auftritt herbei, wie für die Bühne bestimmt. Der Schwung, der dem so begabten jungen Manne nie versagte, wenn ihm nicht durchschwelgte Nächte die Flügel erschlafft hatten, stand ihm heute in Gegenwart Helenens hinreißend zu Gebote. Beide Mädchen eilten, daß sie in belebtere Gegenden, unter Menschen kamen. Aber sie mußten ihm gehorchen und mit ihm in ein zur Sommerzeit undurchdringliches Dickicht, jetzt zur Winterzeit leichter übersehbares Innere des großen Parkes folgen. Ich rufe die Vorübergehenden zu Zeugen, Jeden, der sich Mensch nennt, ob es erhört ist, daß eine Schwester einem Bruder nicht treu bleiben will, ihm nicht verzeiht, ihm nicht das Glück gewährt, sein Glück mit ihr zu theilen! Dann fuhr er fort vor Helenen zu prahlen: Ich bin auf der Höhe! Martha, ich befehle über denselben Wagen, der einst der Commerzienräthin gehörte! Meine Menage von Frau Assessorin zu beziehen, hat schon zu ärgerlichen Auftritten mit dieser Gans geführt, denn ich legte, sagte er mit einem Seitenblick auf Helenen und mit einer Unwahrheit an sich, viel zu vielen Werth auf meinen guten Ruf, als daß ich mir - schon dem Ohr der gesitteten Mädchen thaten seine Worte weh - eine Gesellschafterin zulegte, die ich für meine Cousine ausgeben und kochen lassen könnte - Genug! Martha! unterbrach er die Einreden ihnen in den Weg und führte einen Auftritt herbei, wie für die Bühne bestimmt. Der Schwung, der dem so begabten jungen Manne nie versagte, wenn ihm nicht durchschwelgte Nächte die Flügel erschlafft hatten, stand ihm heute in Gegenwart Helenens hinreißend zu Gebote. Beide Mädchen eilten, daß sie in belebtere Gegenden, unter Menschen kamen. Aber sie mußten ihm gehorchen und mit ihm in ein zur Sommerzeit undurchdringliches Dickicht, jetzt zur Winterzeit leichter übersehbares Innere des großen Parkes folgen. Ich rufe die Vorübergehenden zu Zeugen, Jeden, der sich Mensch nennt, ob es erhört ist, daß eine Schwester einem Bruder nicht treu bleiben will, ihm nicht verzeiht, ihm nicht das Glück gewährt, sein Glück mit ihr zu theilen! Dann fuhr er fort vor Helenen zu prahlen: Ich bin auf der Höhe! Martha, ich befehle über denselben Wagen, der einst der Commerzienräthin gehörte! Meine Menage von Frau Assessorin zu beziehen, hat schon zu ärgerlichen Auftritten mit dieser Gans geführt, denn ich legte, sagte er mit einem Seitenblick auf Helenen und mit einer Unwahrheit an sich, viel zu vielen Werth auf meinen guten Ruf, als daß ich mir – schon dem Ohr der gesitteten Mädchen thaten seine Worte weh – eine Gesellschafterin zulegte, die ich für meine Cousine ausgeben und kochen lassen könnte – Genug! Martha! unterbrach er die Einreden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="114"/> ihnen in den Weg und führte einen Auftritt herbei, wie für die Bühne bestimmt. Der Schwung, der dem so begabten jungen Manne nie versagte, wenn ihm nicht durchschwelgte Nächte die Flügel erschlafft hatten, stand ihm heute in Gegenwart Helenens hinreißend zu Gebote. Beide Mädchen eilten, daß sie in belebtere Gegenden, unter Menschen kamen. Aber sie mußten ihm gehorchen und mit ihm in ein zur Sommerzeit undurchdringliches Dickicht, jetzt zur Winterzeit leichter übersehbares Innere des großen Parkes folgen. Ich rufe die Vorübergehenden zu Zeugen, Jeden, der sich Mensch nennt, ob es erhört ist, daß eine Schwester einem Bruder nicht treu bleiben will, ihm nicht verzeiht, ihm nicht das Glück gewährt, sein Glück mit ihr zu theilen! Dann fuhr er fort vor Helenen zu prahlen: Ich bin auf der Höhe! Martha, ich befehle über denselben Wagen, der einst der Commerzienräthin gehörte! Meine Menage von Frau Assessorin zu beziehen, hat schon zu ärgerlichen Auftritten mit dieser Gans geführt, denn ich legte, sagte er mit einem Seitenblick auf Helenen und mit einer Unwahrheit an sich, viel zu vielen Werth auf meinen guten Ruf, als daß ich mir – schon dem Ohr der gesitteten Mädchen thaten seine Worte weh – eine Gesellschafterin zulegte, die ich für meine Cousine ausgeben und kochen lassen könnte – Genug! Martha! unterbrach er die Einreden </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0120]
ihnen in den Weg und führte einen Auftritt herbei, wie für die Bühne bestimmt. Der Schwung, der dem so begabten jungen Manne nie versagte, wenn ihm nicht durchschwelgte Nächte die Flügel erschlafft hatten, stand ihm heute in Gegenwart Helenens hinreißend zu Gebote. Beide Mädchen eilten, daß sie in belebtere Gegenden, unter Menschen kamen. Aber sie mußten ihm gehorchen und mit ihm in ein zur Sommerzeit undurchdringliches Dickicht, jetzt zur Winterzeit leichter übersehbares Innere des großen Parkes folgen. Ich rufe die Vorübergehenden zu Zeugen, Jeden, der sich Mensch nennt, ob es erhört ist, daß eine Schwester einem Bruder nicht treu bleiben will, ihm nicht verzeiht, ihm nicht das Glück gewährt, sein Glück mit ihr zu theilen! Dann fuhr er fort vor Helenen zu prahlen: Ich bin auf der Höhe! Martha, ich befehle über denselben Wagen, der einst der Commerzienräthin gehörte! Meine Menage von Frau Assessorin zu beziehen, hat schon zu ärgerlichen Auftritten mit dieser Gans geführt, denn ich legte, sagte er mit einem Seitenblick auf Helenen und mit einer Unwahrheit an sich, viel zu vielen Werth auf meinen guten Ruf, als daß ich mir – schon dem Ohr der gesitteten Mädchen thaten seine Worte weh – eine Gesellschafterin zulegte, die ich für meine Cousine ausgeben und kochen lassen könnte – Genug! Martha! unterbrach er die Einreden
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/120>, abgerufen am 16.02.2025. |