Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.sagten: Unsere Millionen gehen lieber an die Börse! Kaufen und Verkaufen von Eisenbahnen und Straßenvierteln, Sichbetheiligen an allem Schwindel, der auftaucht, bringt mehr Geld ein als alle langen Geschichten mit Nationalzwecken und Volkswohl - die wir versprochen hatten! Die Geschichte hat gerichtet. In dieser Zeit war es still in der düstern langen, nur von einem Fenster erhellten Versammlungshalle der Montagsfreunde. Alles war in Bewegung. Selbst der geniale Hofmaler Triesel fehlte. Die wenigen kaufmännischen Elemente der Gesellschaft hatten die übrigen mitangesteckt. Es gab ein Rennen, Fragen, Forschen, Handeln, Feilschen, das Alle in Anspruch nahm. Der Montag grade war nun recht der Tag der Irrlichter auf dem Sumpfe. Die Börse verbreitete da die absolutesten Verbindungen mit der zur Gravelotte-Trompete heruntergebrachten Fama-Posaune. Der panische Schrecken blieb in manchen Gesichtern wie photographirt stehen. Sie bekamen einen perplex convulsivischen Ausdruck, wie wenn der Betreffende oder Betroffene eben in eine nicht zugedeckte Kellerthür gefallen und ihn Jemand in diesem verdrießlichen Augenblicke in Kautschuk nachgebildet hätte. Bei den Juden fehlte eine Dosis Wehmuth als Beimischung nicht. Die Juden denken immer an Weib und Kind. Die klügsten Menschen sahen damals mit gläsernen sagten: Unsere Millionen gehen lieber an die Börse! Kaufen und Verkaufen von Eisenbahnen und Straßenvierteln, Sichbetheiligen an allem Schwindel, der auftaucht, bringt mehr Geld ein als alle langen Geschichten mit Nationalzwecken und Volkswohl – die wir versprochen hatten! Die Geschichte hat gerichtet. In dieser Zeit war es still in der düstern langen, nur von einem Fenster erhellten Versammlungshalle der Montagsfreunde. Alles war in Bewegung. Selbst der geniale Hofmaler Triesel fehlte. Die wenigen kaufmännischen Elemente der Gesellschaft hatten die übrigen mitangesteckt. Es gab ein Rennen, Fragen, Forschen, Handeln, Feilschen, das Alle in Anspruch nahm. Der Montag grade war nun recht der Tag der Irrlichter auf dem Sumpfe. Die Börse verbreitete da die absolutesten Verbindungen mit der zur Gravelotte-Trompete heruntergebrachten Fama-Posaune. Der panische Schrecken blieb in manchen Gesichtern wie photographirt stehen. Sie bekamen einen perplex convulsivischen Ausdruck, wie wenn der Betreffende oder Betroffene eben in eine nicht zugedeckte Kellerthür gefallen und ihn Jemand in diesem verdrießlichen Augenblicke in Kautschuk nachgebildet hätte. Bei den Juden fehlte eine Dosis Wehmuth als Beimischung nicht. Die Juden denken immer an Weib und Kind. Die klügsten Menschen sahen damals mit gläsernen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="102"/> sagten: Unsere Millionen gehen lieber an die Börse! Kaufen und Verkaufen von Eisenbahnen und Straßenvierteln, Sichbetheiligen an allem Schwindel, der auftaucht, bringt mehr Geld ein als alle langen Geschichten mit Nationalzwecken und Volkswohl – die wir versprochen hatten! Die Geschichte hat gerichtet.</p> <p>In dieser Zeit war es still in der düstern langen, nur von einem Fenster erhellten Versammlungshalle der Montagsfreunde. Alles war in Bewegung. Selbst der geniale Hofmaler Triesel fehlte. Die wenigen kaufmännischen Elemente der Gesellschaft hatten die übrigen mitangesteckt. Es gab ein Rennen, Fragen, Forschen, Handeln, Feilschen, das Alle in Anspruch nahm. Der Montag grade war nun recht der Tag der Irrlichter auf dem Sumpfe. Die Börse verbreitete da die absolutesten Verbindungen mit der zur <ref xml:id="TEXTGravelotteBISPosaune" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLGravelotteBISPosaune">Gravelotte-Trompete heruntergebrachten Fama-Posaune. </ref> Der panische Schrecken blieb in manchen Gesichtern wie photographirt stehen. Sie bekamen einen perplex convulsivischen Ausdruck, wie wenn der Betreffende oder Betroffene eben in eine nicht zugedeckte Kellerthür gefallen und ihn Jemand in diesem verdrießlichen Augenblicke in Kautschuk nachgebildet hätte. Bei den Juden fehlte eine Dosis Wehmuth als Beimischung nicht. Die Juden denken immer an Weib und Kind. Die klügsten Menschen sahen damals mit gläsernen </p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0108]
sagten: Unsere Millionen gehen lieber an die Börse! Kaufen und Verkaufen von Eisenbahnen und Straßenvierteln, Sichbetheiligen an allem Schwindel, der auftaucht, bringt mehr Geld ein als alle langen Geschichten mit Nationalzwecken und Volkswohl – die wir versprochen hatten! Die Geschichte hat gerichtet.
In dieser Zeit war es still in der düstern langen, nur von einem Fenster erhellten Versammlungshalle der Montagsfreunde. Alles war in Bewegung. Selbst der geniale Hofmaler Triesel fehlte. Die wenigen kaufmännischen Elemente der Gesellschaft hatten die übrigen mitangesteckt. Es gab ein Rennen, Fragen, Forschen, Handeln, Feilschen, das Alle in Anspruch nahm. Der Montag grade war nun recht der Tag der Irrlichter auf dem Sumpfe. Die Börse verbreitete da die absolutesten Verbindungen mit der zur Gravelotte-Trompete heruntergebrachten Fama-Posaune. Der panische Schrecken blieb in manchen Gesichtern wie photographirt stehen. Sie bekamen einen perplex convulsivischen Ausdruck, wie wenn der Betreffende oder Betroffene eben in eine nicht zugedeckte Kellerthür gefallen und ihn Jemand in diesem verdrießlichen Augenblicke in Kautschuk nachgebildet hätte. Bei den Juden fehlte eine Dosis Wehmuth als Beimischung nicht. Die Juden denken immer an Weib und Kind. Die klügsten Menschen sahen damals mit gläsernen
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