Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.im Gegentheil sehr wohl bewußt. Nur für den gewöhnlichen Lauf der Dinge thut er vieles unbewußt und so begrüßte Althing sein "goldenes Lenchen" auch erst nach einer Partie in der Vorzeichnung des Monumentes, an die er sich machte, ehe er auf sie achtete. Hier giebt's Hochzeit! sagte er jetzt wie im Traume und als wenn Helene es nicht selbst gehört hätte; Plümicke geht auf Freiers Füßen! Herr Althing! Herr Althing! protestirte dieser heftig. Er wird Socialdemokrat, Vegetarianer, wenn es seine Frau erlaubt, er heirathet eine Schwester von Frau Michaeline Ziporovius. Dann kann die Mutter endlich oben die Dachkammer für ihr altes Gerümpel kriegen! Stehlen wird uns ja doch hier Keiner was! Nun, das wäre ja noch schöner! rief Plümicke, als sich sogar Helene anschickte ihm zu gratuliren. Hier wollen Sie Sicherheit? Vorgestern haben sie 25 Individuen aufgegriffen, die bei "Mutter Grün" geschlafen haben. Und ich habe sie überhaupt erst zweimal gesehen, diese Mamsell! Jetzt ist sie in eine Stellung gezogen bei einer einzelnen, von ihrem Manne getrennten Dame. Wer weiß, ob ich sie je wieder zu sehen bekomme! Nein, Herr Althing, der Kampf um's Dasein wird zwar immer schwieriger, immer kostspieliger und zwei Hände mehr, die da zugreifen und verdienen helfen - im Gegentheil sehr wohl bewußt. Nur für den gewöhnlichen Lauf der Dinge thut er vieles unbewußt und so begrüßte Althing sein „goldenes Lenchen“ auch erst nach einer Partie in der Vorzeichnung des Monumentes, an die er sich machte, ehe er auf sie achtete. Hier giebt’s Hochzeit! sagte er jetzt wie im Traume und als wenn Helene es nicht selbst gehört hätte; Plümicke geht auf Freiers Füßen! Herr Althing! Herr Althing! protestirte dieser heftig. Er wird Socialdemokrat, Vegetarianer, wenn es seine Frau erlaubt, er heirathet eine Schwester von Frau Michaeline Ziporovius. Dann kann die Mutter endlich oben die Dachkammer für ihr altes Gerümpel kriegen! Stehlen wird uns ja doch hier Keiner was! Nun, das wäre ja noch schöner! rief Plümicke, als sich sogar Helene anschickte ihm zu gratuliren. Hier wollen Sie Sicherheit? Vorgestern haben sie 25 Individuen aufgegriffen, die bei „Mutter Grün“ geschlafen haben. Und ich habe sie überhaupt erst zweimal gesehen, diese Mamsell! Jetzt ist sie in eine Stellung gezogen bei einer einzelnen, von ihrem Manne getrennten Dame. Wer weiß, ob ich sie je wieder zu sehen bekomme! Nein, Herr Althing, der Kampf um’s Dasein wird zwar immer schwieriger, immer kostspieliger und zwei Hände mehr, die da zugreifen und verdienen helfen – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0086" n="80"/> im Gegentheil sehr wohl bewußt. Nur für den gewöhnlichen Lauf der Dinge thut er vieles unbewußt und so begrüßte Althing sein „goldenes Lenchen“ auch erst nach einer Partie in der Vorzeichnung des Monumentes, an die er sich machte, ehe er auf sie achtete. Hier giebt’s Hochzeit! sagte er jetzt wie im Traume und als wenn Helene es nicht selbst gehört hätte; Plümicke geht auf Freiers Füßen! </p> <p>Herr Althing! Herr Althing! protestirte dieser heftig. </p> <p>Er wird Socialdemokrat, Vegetarianer, wenn es seine Frau erlaubt, er heirathet eine Schwester von Frau Michaeline Ziporovius. Dann kann die Mutter endlich oben die Dachkammer für ihr altes Gerümpel kriegen! Stehlen wird uns ja doch hier Keiner was! </p> <p>Nun, das wäre ja noch schöner! rief Plümicke, als sich sogar Helene anschickte ihm zu gratuliren. Hier wollen Sie Sicherheit? Vorgestern haben sie 25 Individuen aufgegriffen, <ref xml:id="TEXTdiebeiBIShaben" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdiebeiBIShaben">die bei „Mutter Grün“ geschlafen haben</ref>. Und ich habe sie überhaupt erst zweimal gesehen, diese Mamsell! Jetzt ist sie in eine Stellung gezogen bei einer einzelnen, von ihrem Manne getrennten Dame. Wer weiß, ob ich sie je wieder zu sehen bekomme! Nein, Herr Althing, <ref xml:id="TEXTderKampfumsDasein" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLderKampfumsDasein">der Kampf um’s Dasein</ref> wird zwar immer schwieriger, immer kostspieliger und zwei Hände mehr, die da zugreifen und verdienen helfen – </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0086]
im Gegentheil sehr wohl bewußt. Nur für den gewöhnlichen Lauf der Dinge thut er vieles unbewußt und so begrüßte Althing sein „goldenes Lenchen“ auch erst nach einer Partie in der Vorzeichnung des Monumentes, an die er sich machte, ehe er auf sie achtete. Hier giebt’s Hochzeit! sagte er jetzt wie im Traume und als wenn Helene es nicht selbst gehört hätte; Plümicke geht auf Freiers Füßen!
Herr Althing! Herr Althing! protestirte dieser heftig.
Er wird Socialdemokrat, Vegetarianer, wenn es seine Frau erlaubt, er heirathet eine Schwester von Frau Michaeline Ziporovius. Dann kann die Mutter endlich oben die Dachkammer für ihr altes Gerümpel kriegen! Stehlen wird uns ja doch hier Keiner was!
Nun, das wäre ja noch schöner! rief Plümicke, als sich sogar Helene anschickte ihm zu gratuliren. Hier wollen Sie Sicherheit? Vorgestern haben sie 25 Individuen aufgegriffen, die bei „Mutter Grün“ geschlafen haben. Und ich habe sie überhaupt erst zweimal gesehen, diese Mamsell! Jetzt ist sie in eine Stellung gezogen bei einer einzelnen, von ihrem Manne getrennten Dame. Wer weiß, ob ich sie je wieder zu sehen bekomme! Nein, Herr Althing, der Kampf um’s Dasein wird zwar immer schwieriger, immer kostspieliger und zwei Hände mehr, die da zugreifen und verdienen helfen –
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/86>, abgerufen am 16.02.2025. |