Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Blaumeißel that sich auf seine Polakkin, eine geborne Ziporovius, ungemein viel zu Gute und rühmte deren Kochkunst, worauf aber der Meister Schweigen gebot. Sein Sohn Ottomar hatte einmal bei Frau Micheline gewohnt und war bald fortgezogen. Sein Nachfolger Dieterici schien an den zwei Parterrezimmern mehr Gefallen zu finden. Die Mutter Helenens pflegte nach Tisch ein wenig zu ruhen. Der Vater ging gleich wieder an die Arbeit. Helene nahm sich dann ein Buch oder eine weibliche Arbeit und benutzte denjenigen Theil des Gartens, der als die nächste Umgebung des Ateliers den Bewohnern des vierten Stocks nicht versagt werden konnte. Vorn, wo noch die schönsten Dahlien prangten, noch eine halbverwelkte Gardeniengruppe an den berauschenden Duft erinnerte, den sie in ihrer Blüthe verbreitet hatte, dort, wo eine aus einer Fabrik gekaufte broncene Flora mit zu kurzen Armen und zu langen Beinen unter symmetrisch geordneten Blumen stand - Althing hätte das Machwerk immer mit dem Fuß umstoßen mögen - da war nur die gebildete Familie des Wirths zu Hause, die ehemalige Schänkmamsell, der ehemalige Hausknecht. Die andern Miether - und ob das Parterre auch der brasilianische Gesandte bewohnte, den ersten Stock ein General, den dritten ein Aristokrat, der Blaumeißel that sich auf seine Polakkin, eine geborne Ziporovius, ungemein viel zu Gute und rühmte deren Kochkunst, worauf aber der Meister Schweigen gebot. Sein Sohn Ottomar hatte einmal bei Frau Micheline gewohnt und war bald fortgezogen. Sein Nachfolger Dieterici schien an den zwei Parterrezimmern mehr Gefallen zu finden. Die Mutter Helenens pflegte nach Tisch ein wenig zu ruhen. Der Vater ging gleich wieder an die Arbeit. Helene nahm sich dann ein Buch oder eine weibliche Arbeit und benutzte denjenigen Theil des Gartens, der als die nächste Umgebung des Ateliers den Bewohnern des vierten Stocks nicht versagt werden konnte. Vorn, wo noch die schönsten Dahlien prangten, noch eine halbverwelkte Gardeniengruppe an den berauschenden Duft erinnerte, den sie in ihrer Blüthe verbreitet hatte, dort, wo eine aus einer Fabrik gekaufte broncene Flora mit zu kurzen Armen und zu langen Beinen unter symmetrisch geordneten Blumen stand – Althing hätte das Machwerk immer mit dem Fuß umstoßen mögen – da war nur die gebildete Familie des Wirths zu Hause, die ehemalige Schänkmamsell, der ehemalige Hausknecht. Die andern Miether – und ob das Parterre auch der brasilianische Gesandte bewohnte, den ersten Stock ein General, den dritten ein Aristokrat, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="75"/> Blaumeißel that sich auf seine <ref xml:id="TEXTPolakkin" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLPolakkin">Polakkin</ref>, eine geborne Ziporovius, ungemein viel zu Gute und rühmte deren Kochkunst, worauf aber der Meister Schweigen gebot. Sein Sohn Ottomar hatte einmal bei Frau Micheline gewohnt und war bald fortgezogen. Sein Nachfolger Dieterici schien an den zwei Parterrezimmern mehr Gefallen zu finden. </p> <p>Die Mutter Helenens pflegte nach Tisch ein wenig zu ruhen. Der Vater ging gleich wieder an die Arbeit. Helene nahm sich dann ein Buch oder eine weibliche Arbeit und benutzte denjenigen Theil des Gartens, der als die nächste Umgebung des Ateliers den Bewohnern des vierten Stocks nicht versagt werden konnte. Vorn, wo noch die schönsten Dahlien prangten, noch eine halbverwelkte Gardeniengruppe an den berauschenden Duft erinnerte, den sie in ihrer Blüthe verbreitet hatte, dort, wo <ref xml:id="TEXTeineausBISBeinen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLeineausBISBeinen">eine aus einer Fabrik gekaufte broncene Flora mit zu kurzen Armen und zu langen Beinen</ref> unter symmetrisch geordneten Blumen stand – Althing hätte das Machwerk immer mit dem Fuß umstoßen mögen – da war nur die gebildete Familie des Wirths zu Hause, die ehemalige Schänkmamsell, der ehemalige Hausknecht. Die andern Miether – und ob das Parterre auch der brasilianische Gesandte bewohnte, den ersten Stock ein General, den dritten ein Aristokrat, der </p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0081]
Blaumeißel that sich auf seine Polakkin, eine geborne Ziporovius, ungemein viel zu Gute und rühmte deren Kochkunst, worauf aber der Meister Schweigen gebot. Sein Sohn Ottomar hatte einmal bei Frau Micheline gewohnt und war bald fortgezogen. Sein Nachfolger Dieterici schien an den zwei Parterrezimmern mehr Gefallen zu finden.
Die Mutter Helenens pflegte nach Tisch ein wenig zu ruhen. Der Vater ging gleich wieder an die Arbeit. Helene nahm sich dann ein Buch oder eine weibliche Arbeit und benutzte denjenigen Theil des Gartens, der als die nächste Umgebung des Ateliers den Bewohnern des vierten Stocks nicht versagt werden konnte. Vorn, wo noch die schönsten Dahlien prangten, noch eine halbverwelkte Gardeniengruppe an den berauschenden Duft erinnerte, den sie in ihrer Blüthe verbreitet hatte, dort, wo eine aus einer Fabrik gekaufte broncene Flora mit zu kurzen Armen und zu langen Beinen unter symmetrisch geordneten Blumen stand – Althing hätte das Machwerk immer mit dem Fuß umstoßen mögen – da war nur die gebildete Familie des Wirths zu Hause, die ehemalige Schänkmamsell, der ehemalige Hausknecht. Die andern Miether – und ob das Parterre auch der brasilianische Gesandte bewohnte, den ersten Stock ein General, den dritten ein Aristokrat, der
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/81>, abgerufen am 16.02.2025. |