Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

mit frivolem Ton unter der Thür zurückgeschleudert. Die Zunge lallte; der Graf begleitete den künftigen Schwager mit einigen Ausdrücken wiederholter Entschuldigung und bat, Grüße an die schöne Reiterin auszurichten.

Sie wissen vielleicht nicht, lieber Althing, begann der junge Graf zurückkehrend und den Angeredeten zum bequemen Sitzen auf den schwellenden Divan nöthigend, daß mich ein ganz eigenthümliches Schicksal an diesen - unter uns gesagt - unausstehlichen, erbärmlichen Menschen fesselt?

Ich erinnere mich nicht ganz, erwiderte Althing nach einigem Besinnen; wie sich denn dergleichen verwischt, wenn man nicht selbst daran betheiligt ist! Aber in die kurze Zeit, die ich mit Ihnen - in Bonn verbrachte, fiel ja auch wohl dieser böse Unglücksfall nicht -? - Unwillkürlich streifte des Grafen Hand die Stelle, über die eine scharfe Prime Althings gefallen war und die - dennoch Ursache ihrer Freundschaft geworden war.

Mein Onkel hat den alten Forbeck im Duell tödtlich verwundet und das Duell hat wegen meiner stattgefunden! erklärte Graf Udo. Ich selbst stand ja wie gegen Sie gegen diesen Forbeck auf der Mensur, nur mit dem Unterschied, daß wir Beide aus Corpsrücksichten los-

mit frivolem Ton unter der Thür zurückgeschleudert. Die Zunge lallte; der Graf begleitete den künftigen Schwager mit einigen Ausdrücken wiederholter Entschuldigung und bat, Grüße an die schöne Reiterin auszurichten.

Sie wissen vielleicht nicht, lieber Althing, begann der junge Graf zurückkehrend und den Angeredeten zum bequemen Sitzen auf den schwellenden Divan nöthigend, daß mich ein ganz eigenthümliches Schicksal an diesen – unter uns gesagt – unausstehlichen, erbärmlichen Menschen fesselt?

Ich erinnere mich nicht ganz, erwiderte Althing nach einigem Besinnen; wie sich denn dergleichen verwischt, wenn man nicht selbst daran betheiligt ist! Aber in die kurze Zeit, die ich mit Ihnen – in Bonn verbrachte, fiel ja auch wohl dieser böse Unglücksfall nicht –? – Unwillkürlich streifte des Grafen Hand die Stelle, über die eine scharfe Prime Althings gefallen war und die – dennoch Ursache ihrer Freundschaft geworden war.

Mein Onkel hat den alten Forbeck im Duell tödtlich verwundet und das Duell hat wegen meiner stattgefunden! erklärte Graf Udo. Ich selbst stand ja wie gegen Sie gegen diesen Forbeck auf der Mensur, nur mit dem Unterschied, daß wir Beide aus Corpsrücksichten los-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="30"/>
mit frivolem Ton unter der Thür zurückgeschleudert. Die Zunge lallte; der Graf begleitete den künftigen Schwager mit einigen Ausdrücken wiederholter Entschuldigung und bat, Grüße an die schöne Reiterin auszurichten. </p>
        <p>Sie wissen vielleicht nicht, lieber Althing, begann der junge Graf zurückkehrend und den Angeredeten zum bequemen Sitzen auf den schwellenden Divan nöthigend, daß mich ein ganz eigenthümliches Schicksal an diesen &#x2013; unter uns gesagt &#x2013; unausstehlichen, erbärmlichen Menschen fesselt? </p>
        <p>Ich erinnere mich nicht ganz, erwiderte Althing nach einigem Besinnen; wie sich denn dergleichen verwischt, wenn man nicht selbst daran betheiligt ist! Aber in die kurze Zeit, die ich mit Ihnen &#x2013; in Bonn verbrachte, fiel ja auch wohl dieser böse Unglücksfall nicht &#x2013;? &#x2013; Unwillkürlich streifte des Grafen Hand die Stelle, über die eine scharfe <ref xml:id="TEXTPrime" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLPrime">Prime</ref> Althings gefallen war und die &#x2013; dennoch Ursache ihrer Freundschaft geworden war. </p>
        <p>Mein Onkel hat den alten Forbeck im Duell tödtlich verwundet und das Duell hat wegen meiner stattgefunden! erklärte Graf Udo. Ich selbst stand ja wie gegen Sie gegen diesen Forbeck auf der <ref xml:id="TEXTMensur" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLMensur">Mensur</ref>, nur mit dem Unterschied, daß wir Beide aus Corpsrücksichten los-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0036] mit frivolem Ton unter der Thür zurückgeschleudert. Die Zunge lallte; der Graf begleitete den künftigen Schwager mit einigen Ausdrücken wiederholter Entschuldigung und bat, Grüße an die schöne Reiterin auszurichten. Sie wissen vielleicht nicht, lieber Althing, begann der junge Graf zurückkehrend und den Angeredeten zum bequemen Sitzen auf den schwellenden Divan nöthigend, daß mich ein ganz eigenthümliches Schicksal an diesen – unter uns gesagt – unausstehlichen, erbärmlichen Menschen fesselt? Ich erinnere mich nicht ganz, erwiderte Althing nach einigem Besinnen; wie sich denn dergleichen verwischt, wenn man nicht selbst daran betheiligt ist! Aber in die kurze Zeit, die ich mit Ihnen – in Bonn verbrachte, fiel ja auch wohl dieser böse Unglücksfall nicht –? – Unwillkürlich streifte des Grafen Hand die Stelle, über die eine scharfe Prime Althings gefallen war und die – dennoch Ursache ihrer Freundschaft geworden war. Mein Onkel hat den alten Forbeck im Duell tödtlich verwundet und das Duell hat wegen meiner stattgefunden! erklärte Graf Udo. Ich selbst stand ja wie gegen Sie gegen diesen Forbeck auf der Mensur, nur mit dem Unterschied, daß wir Beide aus Corpsrücksichten los-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/36
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/36>, abgerufen am 18.12.2024.