Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Die Tante hat eine Besprechung mit Herrn Althing! Nimm es nicht übel -! sagte Graf Udo, schenkte aber bei alledem seinem künftigen Schwager den Rest des Rüdesheimer ein. Ich verhindere Nichts - wegen meiner - sagte der Baron, sein vom Wein geröthetes, gedunsenes Antlitz im Spiegel fixirend. Er schien andeuten zu wollen, daß Althing ja in die Zimmer der Excellenz, Gräfin oder Prinzessin Durchlaucht - die Anreden wechselten - eintreten könnte. Die Besprechung muß hier stattfinden! unterbrach Graf Udo und blickte dabei im Zimmer um sich, und nun erst bemerkte Ottomar, daß ein großes Schreibbureau offen stand, daß Papiere, Briefschaften rings zerstreut lagen, einige Packete, wohlgeordnet, mit rothen oder grünen Seidenfäden zugeschnürt, Blechkapseln, Etuis. Forbeck mußte hier plötzlich eingetreten sein und den Grafen in einer Revision der Geheimnisse des Grafen Wilhelm überrascht haben. Gestern sah Graf Udo viel heiterer aus. Na, dann auch gut! sagte Forbeck mit einem mißgünstigen Blick auf Ottomar, trank gewissermaßen gezwungen sein Glas mit einem Zuge aus und war mit einem Guten Morgen! verschwunden. Ein: Mama erwartet Dich jeden Abend sehnsuchtsvoll -! wurde noch Die Tante hat eine Besprechung mit Herrn Althing! Nimm es nicht übel –! sagte Graf Udo, schenkte aber bei alledem seinem künftigen Schwager den Rest des Rüdesheimer ein. Ich verhindere Nichts – wegen meiner – sagte der Baron, sein vom Wein geröthetes, gedunsenes Antlitz im Spiegel fixirend. Er schien andeuten zu wollen, daß Althing ja in die Zimmer der Excellenz, Gräfin oder Prinzessin Durchlaucht – die Anreden wechselten – eintreten könnte. Die Besprechung muß hier stattfinden! unterbrach Graf Udo und blickte dabei im Zimmer um sich, und nun erst bemerkte Ottomar, daß ein großes Schreibbureau offen stand, daß Papiere, Briefschaften rings zerstreut lagen, einige Packete, wohlgeordnet, mit rothen oder grünen Seidenfäden zugeschnürt, Blechkapseln, Etuis. Forbeck mußte hier plötzlich eingetreten sein und den Grafen in einer Revision der Geheimnisse des Grafen Wilhelm überrascht haben. Gestern sah Graf Udo viel heiterer aus. Na, dann auch gut! sagte Forbeck mit einem mißgünstigen Blick auf Ottomar, trank gewissermaßen gezwungen sein Glas mit einem Zuge aus und war mit einem Guten Morgen! verschwunden. Ein: Mama erwartet Dich jeden Abend sehnsuchtsvoll –! wurde noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="29"/> Die Tante hat eine Besprechung mit Herrn Althing! Nimm es nicht übel –! sagte Graf Udo, schenkte aber bei alledem seinem künftigen Schwager den Rest des Rüdesheimer ein. </p> <p>Ich verhindere Nichts – wegen meiner – sagte der Baron, sein vom Wein geröthetes, gedunsenes Antlitz im Spiegel fixirend. Er schien andeuten zu wollen, daß Althing ja in die Zimmer der Excellenz, Gräfin oder Prinzessin Durchlaucht – die Anreden wechselten – eintreten könnte. </p> <p>Die Besprechung muß hier stattfinden! unterbrach Graf Udo und blickte dabei im Zimmer um sich, und nun erst bemerkte Ottomar, daß ein großes Schreibbureau offen stand, daß Papiere, Briefschaften rings zerstreut lagen, einige Packete, wohlgeordnet, mit rothen oder grünen Seidenfäden zugeschnürt, Blechkapseln, Etuis. Forbeck mußte hier plötzlich eingetreten sein und den Grafen in einer Revision der Geheimnisse des Grafen Wilhelm überrascht haben. Gestern sah Graf Udo viel heiterer aus. </p> <p>Na, dann auch gut! sagte Forbeck mit einem mißgünstigen Blick auf Ottomar, trank gewissermaßen gezwungen sein Glas mit einem Zuge aus und war mit einem Guten Morgen! verschwunden. Ein: Mama erwartet Dich jeden Abend sehnsuchtsvoll –! wurde noch </p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0035]
Die Tante hat eine Besprechung mit Herrn Althing! Nimm es nicht übel –! sagte Graf Udo, schenkte aber bei alledem seinem künftigen Schwager den Rest des Rüdesheimer ein.
Ich verhindere Nichts – wegen meiner – sagte der Baron, sein vom Wein geröthetes, gedunsenes Antlitz im Spiegel fixirend. Er schien andeuten zu wollen, daß Althing ja in die Zimmer der Excellenz, Gräfin oder Prinzessin Durchlaucht – die Anreden wechselten – eintreten könnte.
Die Besprechung muß hier stattfinden! unterbrach Graf Udo und blickte dabei im Zimmer um sich, und nun erst bemerkte Ottomar, daß ein großes Schreibbureau offen stand, daß Papiere, Briefschaften rings zerstreut lagen, einige Packete, wohlgeordnet, mit rothen oder grünen Seidenfäden zugeschnürt, Blechkapseln, Etuis. Forbeck mußte hier plötzlich eingetreten sein und den Grafen in einer Revision der Geheimnisse des Grafen Wilhelm überrascht haben. Gestern sah Graf Udo viel heiterer aus.
Na, dann auch gut! sagte Forbeck mit einem mißgünstigen Blick auf Ottomar, trank gewissermaßen gezwungen sein Glas mit einem Zuge aus und war mit einem Guten Morgen! verschwunden. Ein: Mama erwartet Dich jeden Abend sehnsuchtsvoll –! wurde noch
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/35>, abgerufen am 16.07.2024. |