Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.mitgemacht und dann plötzlich quittirt hatte (Andere sagten, quittiren mußte), Cigarrenwolken entsendend (Graf Udo bot dem Eingetretenen, nach gegenseitiger Vorstellung der sich seither Entfremdeten, die offene Kiste dar und schien wohl der Tante wegen erfreut, als Ottomar ablehnte und nicht rauchte, wie er selbst), Forbeck setzte, sagen wir, seinen Vortrag fort, der den Reminiscenzen an den Krieg galt: Nun, Sie haben ja auch die Campagne mitgemacht! sprach er zu Ottomar. Ich erzähle von unsern Champagnerjagden! Die auf einer Rothschild'schen Villa war geradezu famos! Wir wußten, daß, wenn im Keller Nichts zu finden war, irgendwo anders der Stoff gelagert sein mußte. Transport per Eisenbahn - da sagte ja überall die militärische Bahnverwaltung der Franzosen: Ist nicht! Na, Patrouillen ausgeschickt und nun Schnee oder Erde oder Moos untersucht, wo Verdacht! Richtig! In einer Einsiedelei, einem Ding, in das kein Mensch hineingekrochen wäre, weil Alles mit Fichten umstanden war und sozusagen geradezu gräulich aussah - auch wohl Franktireurs und offenbare Meuchelmörder drin verborgen sein konnten - kurz, unsere Jungens kriegten die Geschichte bald weg; die Kohlen über'm Boden fielen gleich auf und da hatten wir dann den klaren Epernay. Was nicht genossen wurde, zerschlugen die Bursche und so überall - leider war das Vergnügen mitgemacht und dann plötzlich quittirt hatte (Andere sagten, quittiren mußte), Cigarrenwolken entsendend (Graf Udo bot dem Eingetretenen, nach gegenseitiger Vorstellung der sich seither Entfremdeten, die offene Kiste dar und schien wohl der Tante wegen erfreut, als Ottomar ablehnte und nicht rauchte, wie er selbst), Forbeck setzte, sagen wir, seinen Vortrag fort, der den Reminiscenzen an den Krieg galt: Nun, Sie haben ja auch die Campagne mitgemacht! sprach er zu Ottomar. Ich erzähle von unsern Champagnerjagden! Die auf einer Rothschild’schen Villa war geradezu famos! Wir wußten, daß, wenn im Keller Nichts zu finden war, irgendwo anders der Stoff gelagert sein mußte. Transport per Eisenbahn – da sagte ja überall die militärische Bahnverwaltung der Franzosen: Ist nicht! Na, Patrouillen ausgeschickt und nun Schnee oder Erde oder Moos untersucht, wo Verdacht! Richtig! In einer Einsiedelei, einem Ding, in das kein Mensch hineingekrochen wäre, weil Alles mit Fichten umstanden war und sozusagen geradezu gräulich aussah – auch wohl Franktireurs und offenbare Meuchelmörder drin verborgen sein konnten – kurz, unsere Jungens kriegten die Geschichte bald weg; die Kohlen über’m Boden fielen gleich auf und da hatten wir dann den klaren Epernay. Was nicht genossen wurde, zerschlugen die Bursche und so überall – leider war das Vergnügen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="25"/> mitgemacht und dann plötzlich <ref xml:id="TEXTquittirtBISmusste" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLquittirtBISmusste">quittirt hatte (Andere sagten, quittiren mußte</ref>), <ref xml:id="TEXTCigarrenwolkenentsendend" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLCigarrenwolkenentsendend">Cigarrenwolken entsendend</ref> (Graf Udo bot dem Eingetretenen, nach gegenseitiger Vorstellung der sich seither Entfremdeten, die offene Kiste dar und schien wohl der Tante wegen erfreut, als Ottomar ablehnte und nicht rauchte, wie er selbst), Forbeck setzte, sagen wir, seinen Vortrag fort, der den Reminiscenzen an den Krieg galt: Nun, Sie haben ja auch die <ref xml:id="TEXTCampagne" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLCampagne">Campagne</ref> mitgemacht! sprach er zu Ottomar. Ich erzähle von unsern <ref xml:id="TEXTChampagnerjagdenBISfamos" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLChampagnerjagdenBISfamos">Champagnerjagden</ref>! Die auf einer Rothschild’schen Villa war geradezu famos! Wir wußten, daß, wenn im Keller Nichts zu finden war, irgendwo anders der Stoff gelagert sein mußte. <ref xml:id="TEXTTransportBISnicht" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLTransportBISnicht">Transport per Eisenbahn – da sagte ja überall die militärische Bahnverwaltung der Franzosen: Ist nicht</ref>! Na, Patrouillen ausgeschickt und nun Schnee oder Erde oder Moos untersucht, wo Verdacht! Richtig! In einer Einsiedelei, einem Ding, in das kein Mensch hineingekrochen wäre, weil Alles mit Fichten umstanden war und sozusagen geradezu gräulich aussah – auch wohl <ref xml:id="TEXTFranktireurs" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLFranktireurs">Franktireurs</ref> und offenbare Meuchelmörder drin verborgen sein konnten – kurz, unsere Jungens kriegten die Geschichte bald weg; die Kohlen über’m Boden fielen gleich auf und da hatten wir dann den klaren <ref xml:id="TEXTEpernay" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLEpernay">Epernay</ref>. Was nicht genossen wurde, zerschlugen die Bursche und so überall – leider war das Vergnügen </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0031]
mitgemacht und dann plötzlich quittirt hatte (Andere sagten, quittiren mußte), Cigarrenwolken entsendend (Graf Udo bot dem Eingetretenen, nach gegenseitiger Vorstellung der sich seither Entfremdeten, die offene Kiste dar und schien wohl der Tante wegen erfreut, als Ottomar ablehnte und nicht rauchte, wie er selbst), Forbeck setzte, sagen wir, seinen Vortrag fort, der den Reminiscenzen an den Krieg galt: Nun, Sie haben ja auch die Campagne mitgemacht! sprach er zu Ottomar. Ich erzähle von unsern Champagnerjagden! Die auf einer Rothschild’schen Villa war geradezu famos! Wir wußten, daß, wenn im Keller Nichts zu finden war, irgendwo anders der Stoff gelagert sein mußte. Transport per Eisenbahn – da sagte ja überall die militärische Bahnverwaltung der Franzosen: Ist nicht! Na, Patrouillen ausgeschickt und nun Schnee oder Erde oder Moos untersucht, wo Verdacht! Richtig! In einer Einsiedelei, einem Ding, in das kein Mensch hineingekrochen wäre, weil Alles mit Fichten umstanden war und sozusagen geradezu gräulich aussah – auch wohl Franktireurs und offenbare Meuchelmörder drin verborgen sein konnten – kurz, unsere Jungens kriegten die Geschichte bald weg; die Kohlen über’m Boden fielen gleich auf und da hatten wir dann den klaren Epernay. Was nicht genossen wurde, zerschlugen die Bursche und so überall – leider war das Vergnügen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/31 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/31>, abgerufen am 16.07.2024. |