Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Revanchegelüste, von den Ufern des Tajo mitgebracht, mit dem Versprechen, ihn nach Regelung der Hinterlassenschaft seines Oheims und nach dem Antritt des ihm zufallenden Majorats fast wie ein Staatsgut wieder zurückzubringen oder zurückzuschicken, falls er, wie seine Absicht war, die Staats-Carriere ganz aufgäbe. Ist Baron Forbeck beim Grafen? fragte Ottomar. Ottomar meinte den Bruder seiner reizenden Amazone, deren Gruß sich ihm wie ein Lichtbild auf die Tafel der Seele eingeprägt hatte. Monsieur la Rose sprach bald portugiesisch, bald französisch, bald italienisch, bald etwas annectirtes Deutsch. Si! Si! hatte er gesagt und schon vernahm man ein lautes Peroriren, das dem sonstigen stillen Ton dieser Räume nicht entsprach. Die Frage beantwortete sich dadurch von selbst. Der Bruder Adas, Max von Forbeck, ein unangenehmer Gesell, war zugegen. Der Franzose lobte die Lustigkeit des Barons und meinte: Es sein die gute Miene, die man muß maken zu der bösen Laune von Geschick -! Durch ein großes, vorzugsweise durch eine mächtige in der Mitte auf einem Postament stehende Vase geschmücktes Zimmer hindurch kam man in die, früher ausschließlich vom Onkel, Grafen Wilhelm, bewohnt gewesenen Räume. Die Wittwe ließ Alles in thunlichster Revanchegelüste, von den Ufern des Tajo mitgebracht, mit dem Versprechen, ihn nach Regelung der Hinterlassenschaft seines Oheims und nach dem Antritt des ihm zufallenden Majorats fast wie ein Staatsgut wieder zurückzubringen oder zurückzuschicken, falls er, wie seine Absicht war, die Staats-Carriere ganz aufgäbe. Ist Baron Forbeck beim Grafen? fragte Ottomar. Ottomar meinte den Bruder seiner reizenden Amazone, deren Gruß sich ihm wie ein Lichtbild auf die Tafel der Seele eingeprägt hatte. Monsieur la Rose sprach bald portugiesisch, bald französisch, bald italienisch, bald etwas annectirtes Deutsch. Si! Si! hatte er gesagt und schon vernahm man ein lautes Peroriren, das dem sonstigen stillen Ton dieser Räume nicht entsprach. Die Frage beantwortete sich dadurch von selbst. Der Bruder Adas, Max von Forbeck, ein unangenehmer Gesell, war zugegen. Der Franzose lobte die Lustigkeit des Barons und meinte: Es sein die gute Miene, die man muß maken zu der bösen Laune von Geschick –! Durch ein großes, vorzugsweise durch eine mächtige in der Mitte auf einem Postament stehende Vase geschmücktes Zimmer hindurch kam man in die, früher ausschließlich vom Onkel, Grafen Wilhelm, bewohnt gewesenen Räume. Die Wittwe ließ Alles in thunlichster <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="23"/> Revanchegelüste, von den Ufern des Tajo mitgebracht, mit dem Versprechen, ihn nach Regelung der Hinterlassenschaft seines Oheims und nach dem Antritt <ref xml:id="TEXTdesihmBISMajorats" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdesihmBISMajorats">des ihm zufallenden Majorats</ref> fast wie ein Staatsgut wieder zurückzubringen oder zurückzuschicken, falls er, wie seine Absicht war, die Staats-Carriere ganz aufgäbe. </p> <p>Ist Baron Forbeck beim Grafen? fragte Ottomar. </p> <p>Ottomar meinte den Bruder seiner reizenden Amazone, deren Gruß sich ihm wie ein Lichtbild auf die Tafel der Seele eingeprägt hatte. </p> <p>Monsieur la Rose sprach bald portugiesisch, bald französisch, bald italienisch, bald etwas annectirtes Deutsch. Si! Si! hatte er gesagt und schon vernahm man ein lautes <ref xml:id="TEXTPeroriren" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLPeroriren">Peroriren</ref>, das dem sonstigen stillen Ton dieser Räume nicht entsprach. Die Frage beantwortete sich dadurch von selbst. Der Bruder Adas, Max von Forbeck, ein unangenehmer Gesell, war zugegen. </p> <p>Der Franzose lobte die Lustigkeit des Barons und meinte: Es sein die gute Miene, die man muß maken zu der bösen Laune von Geschick –! </p> <p>Durch ein großes, vorzugsweise durch eine mächtige in der Mitte auf einem Postament stehende Vase geschmücktes Zimmer hindurch kam man in die, früher ausschließlich vom Onkel, Grafen Wilhelm, bewohnt gewesenen Räume. Die Wittwe ließ Alles in thunlichster </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0029]
Revanchegelüste, von den Ufern des Tajo mitgebracht, mit dem Versprechen, ihn nach Regelung der Hinterlassenschaft seines Oheims und nach dem Antritt des ihm zufallenden Majorats fast wie ein Staatsgut wieder zurückzubringen oder zurückzuschicken, falls er, wie seine Absicht war, die Staats-Carriere ganz aufgäbe.
Ist Baron Forbeck beim Grafen? fragte Ottomar.
Ottomar meinte den Bruder seiner reizenden Amazone, deren Gruß sich ihm wie ein Lichtbild auf die Tafel der Seele eingeprägt hatte.
Monsieur la Rose sprach bald portugiesisch, bald französisch, bald italienisch, bald etwas annectirtes Deutsch. Si! Si! hatte er gesagt und schon vernahm man ein lautes Peroriren, das dem sonstigen stillen Ton dieser Räume nicht entsprach. Die Frage beantwortete sich dadurch von selbst. Der Bruder Adas, Max von Forbeck, ein unangenehmer Gesell, war zugegen.
Der Franzose lobte die Lustigkeit des Barons und meinte: Es sein die gute Miene, die man muß maken zu der bösen Laune von Geschick –!
Durch ein großes, vorzugsweise durch eine mächtige in der Mitte auf einem Postament stehende Vase geschmücktes Zimmer hindurch kam man in die, früher ausschließlich vom Onkel, Grafen Wilhelm, bewohnt gewesenen Räume. Die Wittwe ließ Alles in thunlichster
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/29>, abgerufen am 16.07.2024. |