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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

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Gasflammen ausgelöscht waren und die Kellner sich in einer Ecke hier und da einem wohlthuenden Schlummer ergeben hatten. Das Trommeln mit den leeren Flaschen mußte sie zum Bewußtsein bringen. Das von den Neuangekommenen Bestellte war bald herbeigeschafft. Sonderbarerweise verstand sich der Alte zu Ungarwein.

Sogleich stützte er das Haupt auf, griff in die grauen Haare, lüftete die Halsbinde und ergab sich trotz der Ironie seines Begleiters der Vorstellung von einem Weltganzen, das die Serapispriester mit Fackeln in der Hand bei Nacht feierten. Nacht, sagte er, ist das Wachsen der Pflanze! Nacht ist der Frühling, der da geht, Nacht der Winter, wie er kommt! Nacht ist der Geist, der seine Eindrücke empfängt! Unsichtbare, unterirdische Sonne! Ja, du hast auch in meinem Leben viel gesehen und beschienen! Wehe, was deckt nicht Alles das Grab!

Ottomar wartete, bis sich der gänzlich veränderte Mann, der die rauhe Außenseite abgeworfen hatte, erholt und von einem der dargebotenen Gläser ein wenig genippt hatte. Dann nahm der Alte trübblickend das Wort.

Ende des ersten Bandes.


Gasflammen ausgelöscht waren und die Kellner sich in einer Ecke hier und da einem wohlthuenden Schlummer ergeben hatten. Das Trommeln mit den leeren Flaschen mußte sie zum Bewußtsein bringen. Das von den Neuangekommenen Bestellte war bald herbeigeschafft. Sonderbarerweise verstand sich der Alte zu Ungarwein.

Sogleich stützte er das Haupt auf, griff in die grauen Haare, lüftete die Halsbinde und ergab sich trotz der Ironie seines Begleiters der Vorstellung von einem Weltganzen, das die Serapispriester mit Fackeln in der Hand bei Nacht feierten. Nacht, sagte er, ist das Wachsen der Pflanze! Nacht ist der Frühling, der da geht, Nacht der Winter, wie er kommt! Nacht ist der Geist, der seine Eindrücke empfängt! Unsichtbare, unterirdische Sonne! Ja, du hast auch in meinem Leben viel gesehen und beschienen! Wehe, was deckt nicht Alles das Grab!

Ottomar wartete, bis sich der gänzlich veränderte Mann, der die rauhe Außenseite abgeworfen hatte, erholt und von einem der dargebotenen Gläser ein wenig genippt hatte. Dann nahm der Alte trübblickend das Wort.

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[276/0282] Gasflammen ausgelöscht waren und die Kellner sich in einer Ecke hier und da einem wohlthuenden Schlummer ergeben hatten. Das Trommeln mit den leeren Flaschen mußte sie zum Bewußtsein bringen. Das von den Neuangekommenen Bestellte war bald herbeigeschafft. Sonderbarerweise verstand sich der Alte zu Ungarwein. Sogleich stützte er das Haupt auf, griff in die grauen Haare, lüftete die Halsbinde und ergab sich trotz der Ironie seines Begleiters der Vorstellung von einem Weltganzen, das die Serapispriester mit Fackeln in der Hand bei Nacht feierten. Nacht, sagte er, ist das Wachsen der Pflanze! Nacht ist der Frühling, der da geht, Nacht der Winter, wie er kommt! Nacht ist der Geist, der seine Eindrücke empfängt! Unsichtbare, unterirdische Sonne! Ja, du hast auch in meinem Leben viel gesehen und beschienen! Wehe, was deckt nicht Alles das Grab! Ottomar wartete, bis sich der gänzlich veränderte Mann, der die rauhe Außenseite abgeworfen hatte, erholt und von einem der dargebotenen Gläser ein wenig genippt hatte. Dann nahm der Alte trübblickend das Wort. Ende des ersten Bandes.

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/282>, abgerufen am 28.11.2024.