Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Haben Sie endlich Ihre Wünsche erfüllt bekommen? fuhr Ottomar, vom Weine, vom Mahle gehoben, fort. Der Graf ist verreist! Sie haben eine reizende Frau! Das muß ich sagen! Oder ist es wirklich nur Ihre Tochter! In beiden Fällen paßt sie nicht für Ihre kleine Hinterhofwohnung. Ja, wer Geld hätte und nicht auf die Mäuler der Leute zu sehen brauchte! Dreißig tausend Thaler sollten mir eine Kleinigkeit sein, wenn ich sie hätte! Aber der Graf scheint die Summe nun wirklich aufzutreiben - Sie glücklicher Gatte oder Familienvater! Die Antwort auf diese Provocationen zum Reden, zum Sichvertheidigen war ein ruhiges Weitergehen und die im scharfen Ton gesprochenen Worte des Alten: Sie scheinen aus einer Gesellschaft zu kommen und sind betrunken! Kennen Sie mich denn nicht mehr? Ich war ja bei Ihnen und bewunderte die Frugalität Ihres Mittagsessens und Ihre praktische braune Hausjacke! Ich kenne Sie sehr wohl und bedaure, Sie nicht diesmal complett zur Thür hinauswerfen zu können. Oho! fielen zwei Nachtwächter ein, die in der Nähe standen und, die Conversation vernehmend, diese für die Nachtruhe zu verfänglich fanden. Kommen Sie in irgend ein noch offenstehendes Weinhaus! sagte Ottomar, jetzt bei alledem zutraulicher. Haben Sie endlich Ihre Wünsche erfüllt bekommen? fuhr Ottomar, vom Weine, vom Mahle gehoben, fort. Der Graf ist verreist! Sie haben eine reizende Frau! Das muß ich sagen! Oder ist es wirklich nur Ihre Tochter! In beiden Fällen paßt sie nicht für Ihre kleine Hinterhofwohnung. Ja, wer Geld hätte und nicht auf die Mäuler der Leute zu sehen brauchte! Dreißig tausend Thaler sollten mir eine Kleinigkeit sein, wenn ich sie hätte! Aber der Graf scheint die Summe nun wirklich aufzutreiben – Sie glücklicher Gatte oder Familienvater! Die Antwort auf diese Provocationen zum Reden, zum Sichvertheidigen war ein ruhiges Weitergehen und die im scharfen Ton gesprochenen Worte des Alten: Sie scheinen aus einer Gesellschaft zu kommen und sind betrunken! Kennen Sie mich denn nicht mehr? Ich war ja bei Ihnen und bewunderte die Frugalität Ihres Mittagsessens und Ihre praktische braune Hausjacke! Ich kenne Sie sehr wohl und bedaure, Sie nicht diesmal complett zur Thür hinauswerfen zu können. Oho! fielen zwei Nachtwächter ein, die in der Nähe standen und, die Conversation vernehmend, diese für die Nachtruhe zu verfänglich fanden. Kommen Sie in irgend ein noch offenstehendes Weinhaus! sagte Ottomar, jetzt bei alledem zutraulicher. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0278" n="272"/> Haben Sie endlich Ihre Wünsche erfüllt bekommen? fuhr Ottomar, vom Weine, vom Mahle gehoben, fort. Der Graf ist verreist! Sie haben eine reizende Frau! Das muß ich sagen! Oder ist es wirklich nur Ihre Tochter! In beiden Fällen paßt sie nicht für Ihre kleine Hinterhofwohnung. Ja, wer Geld hätte und nicht auf die Mäuler der Leute zu sehen brauchte! Dreißig tausend Thaler sollten mir eine Kleinigkeit sein, wenn ich sie hätte! Aber der Graf scheint die Summe nun wirklich aufzutreiben – Sie glücklicher Gatte oder Familienvater! </p> <p>Die Antwort auf diese Provocationen zum Reden, zum Sichvertheidigen war ein ruhiges Weitergehen und die im scharfen Ton gesprochenen Worte des Alten: Sie scheinen aus einer Gesellschaft zu kommen und sind betrunken! </p> <p>Kennen Sie mich denn nicht mehr? Ich war ja bei Ihnen und bewunderte die Frugalität Ihres Mittagsessens und Ihre praktische braune Hausjacke! </p> <p>Ich kenne Sie sehr wohl und bedaure, Sie nicht diesmal complett zur Thür hinauswerfen zu können. </p> <p>Oho! fielen zwei Nachtwächter ein, die in der Nähe standen und, die Conversation vernehmend, diese für die Nachtruhe zu verfänglich fanden. </p> <p>Kommen Sie in irgend ein noch offenstehendes Weinhaus! sagte Ottomar, jetzt bei alledem zutraulicher. </p> </div> </body> </text> </TEI> [272/0278]
Haben Sie endlich Ihre Wünsche erfüllt bekommen? fuhr Ottomar, vom Weine, vom Mahle gehoben, fort. Der Graf ist verreist! Sie haben eine reizende Frau! Das muß ich sagen! Oder ist es wirklich nur Ihre Tochter! In beiden Fällen paßt sie nicht für Ihre kleine Hinterhofwohnung. Ja, wer Geld hätte und nicht auf die Mäuler der Leute zu sehen brauchte! Dreißig tausend Thaler sollten mir eine Kleinigkeit sein, wenn ich sie hätte! Aber der Graf scheint die Summe nun wirklich aufzutreiben – Sie glücklicher Gatte oder Familienvater!
Die Antwort auf diese Provocationen zum Reden, zum Sichvertheidigen war ein ruhiges Weitergehen und die im scharfen Ton gesprochenen Worte des Alten: Sie scheinen aus einer Gesellschaft zu kommen und sind betrunken!
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Ich kenne Sie sehr wohl und bedaure, Sie nicht diesmal complett zur Thür hinauswerfen zu können.
Oho! fielen zwei Nachtwächter ein, die in der Nähe standen und, die Conversation vernehmend, diese für die Nachtruhe zu verfänglich fanden.
Kommen Sie in irgend ein noch offenstehendes Weinhaus! sagte Ottomar, jetzt bei alledem zutraulicher.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/278>, abgerufen am 18.07.2024. |