Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.kann ja eine Stunde lang in erlernten pathetischen lyrischen Phrasen sprechen und ist doch ein Schaf! Ich bitte Sie, sagte er, wie können Sie meine Freunde so beleidigen! Dieterici ist ein Mensch von Geist, nur etwas - umständlich. Und so eitel! Ach so eitel! Alle Versmacher sind eitel! Sie müssen es sein! Denn nur aus ihrem Ich schöpfen sie ihre Kraft! Schade! Ich hätte gern, Sie machten auch 'mal ein Gedicht auf mich! Schönes Compliment! Nach Ihrer Schaf-Theorie! Indessen es soll geschehen zu Ihrer Hochzeit! Zum Vorlesen? Nein, das ist's nicht! Für mich ganz allein! Ihre Privatgefühle! Ich möchte gern fürchterlich geschmeichelt bekommen. Udo kann gar nicht schmeicheln. Weil er ehrlich ist! Ist er das? sagte sie im elegischen Tone und schwieg dann. Die Pause, das gänzliche Vergessen des Fadens, auch das Herumblicken zu Andern, die sich ihr nähern wollten, Alles das war so lang gewesen, daß sich Ottomar zurückziehen wollte. Nein, war sie aufgefahren, zieht Sie's schon wieder zu den Andern? Sagen Sie 'mal, noch Eins, was wollen Sie eigentlich in der Welt künftig vorstellen? Sie fragte mit dem Fächer wedelnd. kann ja eine Stunde lang in erlernten pathetischen lyrischen Phrasen sprechen und ist doch ein Schaf! Ich bitte Sie, sagte er, wie können Sie meine Freunde so beleidigen! Dieterici ist ein Mensch von Geist, nur etwas – umständlich. Und so eitel! Ach so eitel! Alle Versmacher sind eitel! Sie müssen es sein! Denn nur aus ihrem Ich schöpfen sie ihre Kraft! Schade! Ich hätte gern, Sie machten auch ’mal ein Gedicht auf mich! Schönes Compliment! Nach Ihrer Schaf-Theorie! Indessen es soll geschehen zu Ihrer Hochzeit! Zum Vorlesen? Nein, das ist’s nicht! Für mich ganz allein! Ihre Privatgefühle! Ich möchte gern fürchterlich geschmeichelt bekommen. Udo kann gar nicht schmeicheln. Weil er ehrlich ist! Ist er das? sagte sie im elegischen Tone und schwieg dann. Die Pause, das gänzliche Vergessen des Fadens, auch das Herumblicken zu Andern, die sich ihr nähern wollten, Alles das war so lang gewesen, daß sich Ottomar zurückziehen wollte. Nein, war sie aufgefahren, zieht Sie’s schon wieder zu den Andern? Sagen Sie ’mal, noch Eins, was wollen Sie eigentlich in der Welt künftig vorstellen? Sie fragte mit dem Fächer wedelnd. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0270" n="264"/> kann ja eine Stunde lang in erlernten pathetischen lyrischen Phrasen sprechen und ist doch ein Schaf! Ich bitte Sie, sagte er, wie können Sie meine Freunde so beleidigen! Dieterici ist ein Mensch von Geist, nur etwas – umständlich. </p> <p>Und so eitel! Ach so eitel! </p> <p>Alle Versmacher sind eitel! Sie müssen es sein! Denn nur aus ihrem Ich schöpfen sie ihre Kraft! </p> <p>Schade! Ich hätte gern, Sie machten auch ’mal ein Gedicht auf mich! </p> <p>Schönes Compliment! Nach Ihrer Schaf-Theorie! Indessen es soll geschehen zu Ihrer Hochzeit! </p> <p>Zum Vorlesen? Nein, das ist’s nicht! Für mich ganz allein! Ihre Privatgefühle! Ich möchte gern fürchterlich geschmeichelt bekommen. Udo kann gar nicht schmeicheln. </p> <p>Weil er ehrlich ist! </p> <p>Ist er das? sagte sie im elegischen Tone und schwieg dann. Die Pause, das gänzliche Vergessen des Fadens, auch das Herumblicken zu Andern, die sich ihr nähern wollten, Alles das war so lang gewesen, daß sich Ottomar zurückziehen wollte. </p> <p>Nein, war sie aufgefahren, zieht Sie’s schon wieder zu den Andern? Sagen Sie ’mal, noch Eins, was wollen Sie eigentlich in der Welt künftig vorstellen? Sie fragte mit dem Fächer wedelnd. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [264/0270]
kann ja eine Stunde lang in erlernten pathetischen lyrischen Phrasen sprechen und ist doch ein Schaf! Ich bitte Sie, sagte er, wie können Sie meine Freunde so beleidigen! Dieterici ist ein Mensch von Geist, nur etwas – umständlich.
Und so eitel! Ach so eitel!
Alle Versmacher sind eitel! Sie müssen es sein! Denn nur aus ihrem Ich schöpfen sie ihre Kraft!
Schade! Ich hätte gern, Sie machten auch ’mal ein Gedicht auf mich!
Schönes Compliment! Nach Ihrer Schaf-Theorie! Indessen es soll geschehen zu Ihrer Hochzeit!
Zum Vorlesen? Nein, das ist’s nicht! Für mich ganz allein! Ihre Privatgefühle! Ich möchte gern fürchterlich geschmeichelt bekommen. Udo kann gar nicht schmeicheln.
Weil er ehrlich ist!
Ist er das? sagte sie im elegischen Tone und schwieg dann. Die Pause, das gänzliche Vergessen des Fadens, auch das Herumblicken zu Andern, die sich ihr nähern wollten, Alles das war so lang gewesen, daß sich Ottomar zurückziehen wollte.
Nein, war sie aufgefahren, zieht Sie’s schon wieder zu den Andern? Sagen Sie ’mal, noch Eins, was wollen Sie eigentlich in der Welt künftig vorstellen? Sie fragte mit dem Fächer wedelnd.
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