Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Haben Sie Ada schon tanzen sehen? fragte diese, bereits mit maßlosem, dem Beschauer Schwindel erregenden Eifer sich ihres Fächers zur Kühlung bedienend. Hofbälle besuche ich nicht! sagte Ottomar. O warum verbeugte er sich und ging! Er hätte das: "Er ist gar zu lieb!" noch hören können, wofür Ada einen blauen Fleck in den Arm gekniffen bekam von der Generalin. Impertinent ist er! sagte diese. Zum Glück ebenfalls für den Gemeinten unhörbar. Ada war wie ein Lamm, das seinem Hirten folgt. Man tanzt ja nur, weil man sich für alt erklärt, wenn man es nicht thut! fing Ada wieder an, als sie ihren Liebling wieder "gekapert" hatte. Oder für verlobt! antwortete dieser, über die auffallende Bevorzugung mit seinen Lackstiefeln aufstampfend. Herr Jesus! Was sind Sie heute böse! sagte Ada. Aber Sie haben recht! wandte sie sich listig. Was die Sascha Luzius herüberschielt! Die Mutter sitzt dort, wie wenn sie Rauch in Erz gegossen hätte oder - was sage ich - Ihr Papa - nun verschlug Ada'n Nichts, die alte Dummheit, zu wiederholen: "ausgehauen". Sie lachte und schüttete sich darüber. Sascha hat schöne Augen! bemerkte Ottomar. Nur um in diese hineinzusehen, stehe ich hier! Er sah dabei in Adas Augen. Haben Sie Ada schon tanzen sehen? fragte diese, bereits mit maßlosem, dem Beschauer Schwindel erregenden Eifer sich ihres Fächers zur Kühlung bedienend. Hofbälle besuche ich nicht! sagte Ottomar. O warum verbeugte er sich und ging! Er hätte das: „Er ist gar zu lieb!“ noch hören können, wofür Ada einen blauen Fleck in den Arm gekniffen bekam von der Generalin. Impertinent ist er! sagte diese. Zum Glück ebenfalls für den Gemeinten unhörbar. Ada war wie ein Lamm, das seinem Hirten folgt. Man tanzt ja nur, weil man sich für alt erklärt, wenn man es nicht thut! fing Ada wieder an, als sie ihren Liebling wieder „gekapert“ hatte. Oder für verlobt! antwortete dieser, über die auffallende Bevorzugung mit seinen Lackstiefeln aufstampfend. Herr Jesus! Was sind Sie heute böse! sagte Ada. Aber Sie haben recht! wandte sie sich listig. Was die Sascha Luzius herüberschielt! Die Mutter sitzt dort, wie wenn sie Rauch in Erz gegossen hätte oder – was sage ich – Ihr Papa – nun verschlug Ada’n Nichts, die alte Dummheit, zu wiederholen: „ausgehauen“. Sie lachte und schüttete sich darüber. Sascha hat schöne Augen! bemerkte Ottomar. Nur um in diese hineinzusehen, stehe ich hier! Er sah dabei in Adas Augen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0247" n="241"/> Haben Sie Ada schon tanzen sehen? fragte diese, bereits mit maßlosem, dem Beschauer Schwindel erregenden Eifer sich ihres Fächers zur Kühlung bedienend. </p> <p>Hofbälle besuche ich nicht! sagte Ottomar. O warum verbeugte er sich und ging! Er hätte das: „Er ist gar zu lieb!“ noch hören können, wofür Ada einen blauen Fleck in den Arm gekniffen bekam von der Generalin. Impertinent ist er! sagte diese. Zum Glück ebenfalls für den Gemeinten unhörbar. </p> <p>Ada war wie ein Lamm, das seinem Hirten folgt. </p> <p>Man tanzt ja nur, weil man sich für alt erklärt, wenn man es nicht thut! fing Ada wieder an, als sie ihren Liebling wieder „gekapert“ hatte. </p> <p>Oder für verlobt! antwortete dieser, über die auffallende Bevorzugung mit seinen Lackstiefeln aufstampfend. </p> <p>Herr Jesus! Was sind Sie heute böse! sagte Ada. Aber Sie haben recht! wandte sie sich listig. Was die Sascha Luzius herüberschielt! Die Mutter sitzt dort, <ref xml:id="TEXTwiewennsieBIShaette" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLwiewennsieBIShaette">wie wenn sie Rauch in Erz gegossen hätte</ref> oder – was sage ich – Ihr Papa – nun verschlug Ada’n Nichts, die alte Dummheit, zu wiederholen: „ausgehauen“. Sie lachte und schüttete sich darüber. </p> <p>Sascha hat schöne Augen! bemerkte Ottomar. Nur um in diese hineinzusehen, stehe ich hier! </p> <p>Er sah dabei in Adas Augen. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0247]
Haben Sie Ada schon tanzen sehen? fragte diese, bereits mit maßlosem, dem Beschauer Schwindel erregenden Eifer sich ihres Fächers zur Kühlung bedienend.
Hofbälle besuche ich nicht! sagte Ottomar. O warum verbeugte er sich und ging! Er hätte das: „Er ist gar zu lieb!“ noch hören können, wofür Ada einen blauen Fleck in den Arm gekniffen bekam von der Generalin. Impertinent ist er! sagte diese. Zum Glück ebenfalls für den Gemeinten unhörbar.
Ada war wie ein Lamm, das seinem Hirten folgt.
Man tanzt ja nur, weil man sich für alt erklärt, wenn man es nicht thut! fing Ada wieder an, als sie ihren Liebling wieder „gekapert“ hatte.
Oder für verlobt! antwortete dieser, über die auffallende Bevorzugung mit seinen Lackstiefeln aufstampfend.
Herr Jesus! Was sind Sie heute böse! sagte Ada. Aber Sie haben recht! wandte sie sich listig. Was die Sascha Luzius herüberschielt! Die Mutter sitzt dort, wie wenn sie Rauch in Erz gegossen hätte oder – was sage ich – Ihr Papa – nun verschlug Ada’n Nichts, die alte Dummheit, zu wiederholen: „ausgehauen“. Sie lachte und schüttete sich darüber.
Sascha hat schöne Augen! bemerkte Ottomar. Nur um in diese hineinzusehen, stehe ich hier!
Er sah dabei in Adas Augen.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/247>, abgerufen am 16.02.2025. |