Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.gezankt hatte, was nicht eben selten vorkam, "liebte" sie diesen Wolny auch noch jetzt, bewunderte ihn, stellte ihn als Muster hin und stockte dann nur vor plötzlichem Zorn bei dem Gedanken an Martha Ehlerdt und an die künftige Erbregulirung. Ada von Forbeck war in reizender Balltoilette. Als Verlobte eines Trauernden hatte sie ihr Gewissen beruhigt, indem sie ganz weiß, das ja auch als Trauerfarbe gilt, zu ihrem Costüme gewählt hatte. Ueber dem weißseidenen Unterkleid lag ein dichter, mit Krystallen besäeter Stoff, der hier und da mit weißen Rosen in leichte Falten gerafft war. Ein Kranz weißer Moosrosen hob sich aus den dunkeln Locken des lang in den Rücken hinabwallenden vollen Haares, weiße Perlen schlangen sich um den graziösen Nacken. Undine! flüsterte man bei ihrem Eintritt. Draußen begann der Winter, in ihrem Antlitz war Alles Frühling. Aber mein gnädiges Fräulein, warum tanzen Sie nicht? fragte Ottomar, der nur für Ada allein anwesend schien. Ich tanze ja überhaupt wie ein Bär - sagte sie in ihrer Art und ganz wie im Vertrauen. Sie sind es dem Grafen schuldig, hätten Sie sagen sollen! meinte der junge Mann, sich vor der Generalin verbeugend. gezankt hatte, was nicht eben selten vorkam, „liebte“ sie diesen Wolny auch noch jetzt, bewunderte ihn, stellte ihn als Muster hin und stockte dann nur vor plötzlichem Zorn bei dem Gedanken an Martha Ehlerdt und an die künftige Erbregulirung. Ada von Forbeck war in reizender Balltoilette. Als Verlobte eines Trauernden hatte sie ihr Gewissen beruhigt, indem sie ganz weiß, das ja auch als Trauerfarbe gilt, zu ihrem Costüme gewählt hatte. Ueber dem weißseidenen Unterkleid lag ein dichter, mit Krystallen besäeter Stoff, der hier und da mit weißen Rosen in leichte Falten gerafft war. Ein Kranz weißer Moosrosen hob sich aus den dunkeln Locken des lang in den Rücken hinabwallenden vollen Haares, weiße Perlen schlangen sich um den graziösen Nacken. Undine! flüsterte man bei ihrem Eintritt. Draußen begann der Winter, in ihrem Antlitz war Alles Frühling. Aber mein gnädiges Fräulein, warum tanzen Sie nicht? fragte Ottomar, der nur für Ada allein anwesend schien. Ich tanze ja überhaupt wie ein Bär – sagte sie in ihrer Art und ganz wie im Vertrauen. Sie sind es dem Grafen schuldig, hätten Sie sagen sollen! meinte der junge Mann, sich vor der Generalin verbeugend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0246" n="240"/> gezankt hatte, was nicht eben selten vorkam, „liebte“ sie diesen Wolny auch noch jetzt, bewunderte ihn, stellte ihn als Muster hin und stockte dann nur vor plötzlichem Zorn bei dem Gedanken an Martha Ehlerdt und an die künftige Erbregulirung. </p> <p>Ada von Forbeck war in reizender Balltoilette. Als Verlobte eines Trauernden hatte sie ihr Gewissen beruhigt, indem sie ganz weiß, das ja auch als Trauerfarbe gilt, zu ihrem Costüme gewählt hatte. Ueber dem weißseidenen Unterkleid lag ein dichter, mit Krystallen besäeter Stoff, der hier und da mit weißen Rosen in leichte Falten gerafft war. Ein Kranz weißer Moosrosen hob sich aus den dunkeln Locken des lang in den Rücken hinabwallenden vollen Haares, weiße Perlen schlangen sich um den graziösen Nacken. <ref xml:id="TEXTUndine" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLUndine">Undine</ref>! flüsterte man bei ihrem Eintritt. Draußen begann der Winter, in ihrem Antlitz war Alles Frühling. </p> <p>Aber mein gnädiges Fräulein, warum tanzen Sie nicht? fragte Ottomar, der nur für Ada allein anwesend schien. </p> <p>Ich tanze ja überhaupt wie ein Bär – sagte sie in ihrer Art und ganz wie im Vertrauen. </p> <p>Sie sind es dem Grafen schuldig, hätten Sie sagen sollen! meinte der junge Mann, sich vor der Generalin verbeugend. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [240/0246]
gezankt hatte, was nicht eben selten vorkam, „liebte“ sie diesen Wolny auch noch jetzt, bewunderte ihn, stellte ihn als Muster hin und stockte dann nur vor plötzlichem Zorn bei dem Gedanken an Martha Ehlerdt und an die künftige Erbregulirung.
Ada von Forbeck war in reizender Balltoilette. Als Verlobte eines Trauernden hatte sie ihr Gewissen beruhigt, indem sie ganz weiß, das ja auch als Trauerfarbe gilt, zu ihrem Costüme gewählt hatte. Ueber dem weißseidenen Unterkleid lag ein dichter, mit Krystallen besäeter Stoff, der hier und da mit weißen Rosen in leichte Falten gerafft war. Ein Kranz weißer Moosrosen hob sich aus den dunkeln Locken des lang in den Rücken hinabwallenden vollen Haares, weiße Perlen schlangen sich um den graziösen Nacken. Undine! flüsterte man bei ihrem Eintritt. Draußen begann der Winter, in ihrem Antlitz war Alles Frühling.
Aber mein gnädiges Fräulein, warum tanzen Sie nicht? fragte Ottomar, der nur für Ada allein anwesend schien.
Ich tanze ja überhaupt wie ein Bär – sagte sie in ihrer Art und ganz wie im Vertrauen.
Sie sind es dem Grafen schuldig, hätten Sie sagen sollen! meinte der junge Mann, sich vor der Generalin verbeugend.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/246>, abgerufen am 16.07.2024. |