Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.einfacher Toilette. Er war anziehend durch seine wohlgebaute Gestalt, durch sein offenes klares Auge, edle ruhige Züge, durch die Abwesenheit jeder Apathie und Blasirtheit. Mit seinem Eintreten in die überfüllten, von glänzenden Lichtwirkungen widerstrahlenden Räume kam in die überaus zahlreiche und wenigstens äußerlich glänzende Gesellschaft gleichsam ein Impuls zu einer Bewegung. Seine Tänze waren schon vorher vergeben. Er machte sie nicht alle durch. Denn Ada selbst wollte ja nicht tanzen, nur mit ihm plaudern. Fast das ganze Haus, im obern und untern Stockwerk, war zu den Festräumlichkeiten hinzugezogen. Dietericis Frack war schon im vollen Zuge, bewundert zu werden. Jean Vogler, sein College, der junge Epikuräer, ging wie sein Prophet durch die sich vom Tanz zuweilen ausruhenden Reihen und fragte Jedermann mit einer Art erhabener Andacht: Haben Sie schon Theodorichs Pariser Frack gesehen? Vogler that, als handelte es sich um das achte Wunder der Welt. Komisch war, daß Dieterici diese Bewunderung halb und halb als ächt einkassirte. Auch der Assessor Rabe und Max von Forbeck waren erschienen. Dem Staatsanwalt Stracks fiel auf, daß Beide oft die Köpfe mit Raimund Ehlerdt zusammensteckten, einem auf seiner Liste stehenden Observanden. Aber einfacher Toilette. Er war anziehend durch seine wohlgebaute Gestalt, durch sein offenes klares Auge, edle ruhige Züge, durch die Abwesenheit jeder Apathie und Blasirtheit. Mit seinem Eintreten in die überfüllten, von glänzenden Lichtwirkungen widerstrahlenden Räume kam in die überaus zahlreiche und wenigstens äußerlich glänzende Gesellschaft gleichsam ein Impuls zu einer Bewegung. Seine Tänze waren schon vorher vergeben. Er machte sie nicht alle durch. Denn Ada selbst wollte ja nicht tanzen, nur mit ihm plaudern. Fast das ganze Haus, im obern und untern Stockwerk, war zu den Festräumlichkeiten hinzugezogen. Dietericis Frack war schon im vollen Zuge, bewundert zu werden. Jean Vogler, sein College, der junge Epikuräer, ging wie sein Prophet durch die sich vom Tanz zuweilen ausruhenden Reihen und fragte Jedermann mit einer Art erhabener Andacht: Haben Sie schon Theodorichs Pariser Frack gesehen? Vogler that, als handelte es sich um das achte Wunder der Welt. Komisch war, daß Dieterici diese Bewunderung halb und halb als ächt einkassirte. Auch der Assessor Rabe und Max von Forbeck waren erschienen. Dem Staatsanwalt Stracks fiel auf, daß Beide oft die Köpfe mit Raimund Ehlerdt zusammensteckten, einem auf seiner Liste stehenden Observanden. Aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="224"/> einfacher Toilette. Er war anziehend durch seine wohlgebaute Gestalt, durch sein offenes klares Auge, edle ruhige Züge, durch die Abwesenheit jeder Apathie und Blasirtheit. Mit seinem Eintreten in die überfüllten, von glänzenden Lichtwirkungen widerstrahlenden Räume kam in die überaus zahlreiche und wenigstens äußerlich glänzende Gesellschaft gleichsam ein Impuls zu einer Bewegung. Seine Tänze waren schon vorher vergeben. Er machte sie nicht alle durch. Denn Ada selbst wollte ja nicht tanzen, nur mit ihm plaudern. </p> <p>Fast das ganze Haus, im obern und untern Stockwerk, war zu den Festräumlichkeiten hinzugezogen. </p> <p>Dietericis Frack war schon im vollen Zuge, bewundert zu werden. Jean Vogler, sein College, der junge Epikuräer, ging wie sein Prophet durch die sich vom Tanz zuweilen ausruhenden Reihen und fragte Jedermann mit einer Art erhabener Andacht: Haben Sie schon Theodorichs Pariser Frack gesehen? Vogler that, als handelte es sich um das achte Wunder der Welt. Komisch war, daß Dieterici diese Bewunderung halb und halb als ächt einkassirte. </p> <p>Auch der Assessor Rabe und Max von Forbeck waren erschienen. Dem Staatsanwalt Stracks fiel auf, daß Beide oft die Köpfe mit Raimund Ehlerdt zusammensteckten, einem auf seiner Liste stehenden Observanden. Aber </p> </div> </body> </text> </TEI> [224/0230]
einfacher Toilette. Er war anziehend durch seine wohlgebaute Gestalt, durch sein offenes klares Auge, edle ruhige Züge, durch die Abwesenheit jeder Apathie und Blasirtheit. Mit seinem Eintreten in die überfüllten, von glänzenden Lichtwirkungen widerstrahlenden Räume kam in die überaus zahlreiche und wenigstens äußerlich glänzende Gesellschaft gleichsam ein Impuls zu einer Bewegung. Seine Tänze waren schon vorher vergeben. Er machte sie nicht alle durch. Denn Ada selbst wollte ja nicht tanzen, nur mit ihm plaudern.
Fast das ganze Haus, im obern und untern Stockwerk, war zu den Festräumlichkeiten hinzugezogen.
Dietericis Frack war schon im vollen Zuge, bewundert zu werden. Jean Vogler, sein College, der junge Epikuräer, ging wie sein Prophet durch die sich vom Tanz zuweilen ausruhenden Reihen und fragte Jedermann mit einer Art erhabener Andacht: Haben Sie schon Theodorichs Pariser Frack gesehen? Vogler that, als handelte es sich um das achte Wunder der Welt. Komisch war, daß Dieterici diese Bewunderung halb und halb als ächt einkassirte.
Auch der Assessor Rabe und Max von Forbeck waren erschienen. Dem Staatsanwalt Stracks fiel auf, daß Beide oft die Köpfe mit Raimund Ehlerdt zusammensteckten, einem auf seiner Liste stehenden Observanden. Aber
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/230>, abgerufen am 16.07.2024. |