Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Pariser Mode! Es sieht wie ein Hofkleid aus! Haben Sie schon Ihre Tänze in Ordnung? unterbrach er seinen Beweis guter Laune.

Da verlasse ich mich auf Zerline und Sascha! entgegnete Ottomar. Die haben immer soviel Freundinnen unterzubringen, daß ich beim Eintreten in den Saal meine Tabletten voll habe, ich weiß nicht wie.

Würde sich nicht der Gedanke empfehlen, meinte Dieterici, eine Tafel am Eingang des Tanzsaals mit allen Damennamen aufzuhängen und jede auszustreichen, die besetzt ist?

Oder wie an der Börse ausschreien zu lassen! meinte Ottomar.

Apropos, fiel Dieterici ein, wie kommt es, daß Ihr Fräulein Schwester niemals auf Bällen erscheint -? Und indem der etwas weingeröthete College einen seiner lyrischen Blicke in die Höhe warf, gab er zu: Sie ist doch so wunderbar anziehend!

Mein Vater liebt den Tanz überhaupt nicht und meine Schwester hat ebenfalls keine Neigung dafür -!

Das ist sehr unrecht! Principiell unrecht! Der Tanz ist die Turnkunst wider Willen! Man kann sie gar nicht oft genug üben! Die eleganteste Zimmergymnastik! Das Unbewußte auch im Leiblichen, wie ich z. B. heute früh eine Stahlfeder mit der rechten Hand erneuern will und sie mit

Pariser Mode! Es sieht wie ein Hofkleid aus! Haben Sie schon Ihre Tänze in Ordnung? unterbrach er seinen Beweis guter Laune.

Da verlasse ich mich auf Zerline und Sascha! entgegnete Ottomar. Die haben immer soviel Freundinnen unterzubringen, daß ich beim Eintreten in den Saal meine Tabletten voll habe, ich weiß nicht wie.

Würde sich nicht der Gedanke empfehlen, meinte Dieterici, eine Tafel am Eingang des Tanzsaals mit allen Damennamen aufzuhängen und jede auszustreichen, die besetzt ist?

Oder wie an der Börse ausschreien zu lassen! meinte Ottomar.

Apropos, fiel Dieterici ein, wie kommt es, daß Ihr Fräulein Schwester niemals auf Bällen erscheint –? Und indem der etwas weingeröthete College einen seiner lyrischen Blicke in die Höhe warf, gab er zu: Sie ist doch so wunderbar anziehend!

Mein Vater liebt den Tanz überhaupt nicht und meine Schwester hat ebenfalls keine Neigung dafür –!

Das ist sehr unrecht! Principiell unrecht! Der Tanz ist die Turnkunst wider Willen! Man kann sie gar nicht oft genug üben! Die eleganteste Zimmergymnastik! Das Unbewußte auch im Leiblichen, wie ich z. B. heute früh eine Stahlfeder mit der rechten Hand erneuern will und sie mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><ref xml:id="TEXTImperialistischePariserMode" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLImperialistischePariserMode"><pb facs="#f0220" n="214"/>
Pariser Mode</ref>! Es sieht wie ein Hofkleid aus! Haben Sie schon Ihre Tänze in Ordnung? unterbrach er seinen Beweis guter Laune. </p>
        <p>Da verlasse ich mich auf Zerline und Sascha! entgegnete Ottomar. Die haben immer soviel Freundinnen unterzubringen, daß ich beim Eintreten in den Saal meine <ref xml:id="TEXTTabletten" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLTabletten">Tabletten</ref> voll habe, ich weiß nicht wie. </p>
        <p>Würde sich nicht der Gedanke empfehlen, meinte Dieterici, eine Tafel am Eingang des Tanzsaals mit allen Damennamen aufzuhängen und jede auszustreichen, die besetzt ist? </p>
        <p>Oder wie an der Börse ausschreien zu lassen! meinte Ottomar. </p>
        <p>Apropos, fiel Dieterici ein, wie kommt es, daß Ihr Fräulein Schwester niemals auf Bällen erscheint &#x2013;? Und indem der etwas weingeröthete College einen seiner lyrischen Blicke in die Höhe warf, gab er zu: Sie ist doch so wunderbar anziehend! </p>
        <p>Mein Vater liebt den Tanz überhaupt nicht und meine Schwester hat ebenfalls keine Neigung dafür &#x2013;! </p>
        <p>Das ist sehr unrecht! Principiell unrecht! <ref xml:id="TEXTDerTanzBISWillen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDerTanzBISWillen">Der Tanz ist die Turnkunst wider Willen</ref>! Man kann sie gar nicht oft genug üben! Die eleganteste Zimmergymnastik! <ref xml:id="TEXTDasUnbewussteBISLeiblichen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDasUnbewussteBISLeiblichen">Das Unbewußte auch im Leiblichen</ref>, wie ich z. B. heute früh eine Stahlfeder mit der rechten Hand erneuern will und sie mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0220] Pariser Mode! Es sieht wie ein Hofkleid aus! Haben Sie schon Ihre Tänze in Ordnung? unterbrach er seinen Beweis guter Laune. Da verlasse ich mich auf Zerline und Sascha! entgegnete Ottomar. Die haben immer soviel Freundinnen unterzubringen, daß ich beim Eintreten in den Saal meine Tabletten voll habe, ich weiß nicht wie. Würde sich nicht der Gedanke empfehlen, meinte Dieterici, eine Tafel am Eingang des Tanzsaals mit allen Damennamen aufzuhängen und jede auszustreichen, die besetzt ist? Oder wie an der Börse ausschreien zu lassen! meinte Ottomar. Apropos, fiel Dieterici ein, wie kommt es, daß Ihr Fräulein Schwester niemals auf Bällen erscheint –? Und indem der etwas weingeröthete College einen seiner lyrischen Blicke in die Höhe warf, gab er zu: Sie ist doch so wunderbar anziehend! Mein Vater liebt den Tanz überhaupt nicht und meine Schwester hat ebenfalls keine Neigung dafür –! Das ist sehr unrecht! Principiell unrecht! Der Tanz ist die Turnkunst wider Willen! Man kann sie gar nicht oft genug üben! Die eleganteste Zimmergymnastik! Das Unbewußte auch im Leiblichen, wie ich z. B. heute früh eine Stahlfeder mit der rechten Hand erneuern will und sie mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/220
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/220>, abgerufen am 22.11.2024.