Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.von Nürnberger Bleisoldaten, sondern eine in Staub gehüllte malte, wo die Gestalten nur ungefähr zu erkennen waren. Die Kritiker waren schon außer sich über den "genialen Gedanken"! So war man darauf gekommen, den Weltgeist zu preisen, der durch die furchtbare Last des Militärbudgets, die auf den Völkern läge, doch der Barbarei wehre, Segen verbreite, Haltung, Ehre, Conduite, Sittenstrenge, Anstand, Bildung, Verkehrsmöglichkeit, Sinn für die Traditionen der Geschichte befördere. Das ging so fort und Ottomar hörte nur zu. Zuletzt durchbrach der kräftige Baß des Industriellen Schindler diese Schönfärbereien, wie er sie aus seiner Sphäre her zur Erweckung großer Heiterkeit nannte - er besaß eine großartige Färberei - und stellte im Gegentheil den Satz auf, daß die allgemeine Militärpflicht grade das Grundverderben des deutschen Volkes geworden sei, wie ja dieselbe schon eine faullenzende, in der Industrie um die Erlernung der nothwendigsten Handgriffe gebrachte Generation erzeugt habe. Der erregte Mann führte in sein Thema Zahlen und Namen ein wie aus dem statistischen Bureau. Ottomar war zu sehr in Apathie versunken, sonst hätten ihn diese Debatten reizen müssen, Antheil zu nehmen. Die Gegenstände, die da so heftig besprochen wurden, beschäftigten ihn ja sonst auf's Lebhafteste. Aber er war in Lebensverhältnisse, von Nürnberger Bleisoldaten, sondern eine in Staub gehüllte malte, wo die Gestalten nur ungefähr zu erkennen waren. Die Kritiker waren schon außer sich über den „genialen Gedanken“! So war man darauf gekommen, den Weltgeist zu preisen, der durch die furchtbare Last des Militärbudgets, die auf den Völkern läge, doch der Barbarei wehre, Segen verbreite, Haltung, Ehre, Conduite, Sittenstrenge, Anstand, Bildung, Verkehrsmöglichkeit, Sinn für die Traditionen der Geschichte befördere. Das ging so fort und Ottomar hörte nur zu. Zuletzt durchbrach der kräftige Baß des Industriellen Schindler diese Schönfärbereien, wie er sie aus seiner Sphäre her zur Erweckung großer Heiterkeit nannte – er besaß eine großartige Färberei – und stellte im Gegentheil den Satz auf, daß die allgemeine Militärpflicht grade das Grundverderben des deutschen Volkes geworden sei, wie ja dieselbe schon eine faullenzende, in der Industrie um die Erlernung der nothwendigsten Handgriffe gebrachte Generation erzeugt habe. Der erregte Mann führte in sein Thema Zahlen und Namen ein wie aus dem statistischen Bureau. Ottomar war zu sehr in Apathie versunken, sonst hätten ihn diese Debatten reizen müssen, Antheil zu nehmen. Die Gegenstände, die da so heftig besprochen wurden, beschäftigten ihn ja sonst auf’s Lebhafteste. Aber er war in Lebensverhältnisse, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><ref xml:id="TEXTdasserBISerkennenwaren" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdasserBISerkennenwaren"><pb facs="#f0211" n="205"/> von Nürnberger Bleisoldaten, sondern eine in Staub gehüllte malte, wo die Gestalten nur ungefähr zu erkennen waren</ref>. Die Kritiker waren schon außer sich über den „genialen Gedanken“! So war man darauf gekommen, <ref xml:id="TEXTdenWeltgeistzupreisen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdenWeltgeistzupreisen">den Weltgeist zu preisen</ref>, der durch die furchtbare Last des Militärbudgets, die auf den Völkern läge, doch der Barbarei wehre, Segen verbreite, Haltung, Ehre, <ref xml:id="TEXTConduite" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLConduite">Conduite</ref>, Sittenstrenge, Anstand, Bildung, Verkehrsmöglichkeit, Sinn für die Traditionen der Geschichte befördere. Das ging so fort und Ottomar hörte nur zu. </p> <p>Zuletzt durchbrach der kräftige Baß des Industriellen Schindler diese <ref xml:id="TEXTSchoenfaerbereien" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLSchoenfaerbereien">Schönfärbereien</ref>, wie er sie aus seiner Sphäre her zur Erweckung großer Heiterkeit nannte – er besaß eine großartige Färberei – und stellte im Gegentheil den Satz auf, daß die allgemeine Militärpflicht grade das Grundverderben des deutschen Volkes geworden sei, wie ja dieselbe schon eine faullenzende, in der Industrie um die Erlernung der nothwendigsten Handgriffe gebrachte Generation erzeugt habe. Der erregte Mann führte in sein Thema Zahlen und Namen ein wie aus dem <ref xml:id="TEXTstatistischenBureau" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLstatistischenBureau">statistischen Bureau</ref>. Ottomar war zu sehr in Apathie versunken, sonst hätten ihn diese Debatten reizen müssen, Antheil zu nehmen. Die Gegenstände, die da so heftig besprochen wurden, beschäftigten ihn ja sonst auf’s Lebhafteste. Aber er war in Lebensverhältnisse, </p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0211]
von Nürnberger Bleisoldaten, sondern eine in Staub gehüllte malte, wo die Gestalten nur ungefähr zu erkennen waren. Die Kritiker waren schon außer sich über den „genialen Gedanken“! So war man darauf gekommen, den Weltgeist zu preisen, der durch die furchtbare Last des Militärbudgets, die auf den Völkern läge, doch der Barbarei wehre, Segen verbreite, Haltung, Ehre, Conduite, Sittenstrenge, Anstand, Bildung, Verkehrsmöglichkeit, Sinn für die Traditionen der Geschichte befördere. Das ging so fort und Ottomar hörte nur zu.
Zuletzt durchbrach der kräftige Baß des Industriellen Schindler diese Schönfärbereien, wie er sie aus seiner Sphäre her zur Erweckung großer Heiterkeit nannte – er besaß eine großartige Färberei – und stellte im Gegentheil den Satz auf, daß die allgemeine Militärpflicht grade das Grundverderben des deutschen Volkes geworden sei, wie ja dieselbe schon eine faullenzende, in der Industrie um die Erlernung der nothwendigsten Handgriffe gebrachte Generation erzeugt habe. Der erregte Mann führte in sein Thema Zahlen und Namen ein wie aus dem statistischen Bureau. Ottomar war zu sehr in Apathie versunken, sonst hätten ihn diese Debatten reizen müssen, Antheil zu nehmen. Die Gegenstände, die da so heftig besprochen wurden, beschäftigten ihn ja sonst auf’s Lebhafteste. Aber er war in Lebensverhältnisse,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>)
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |