Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Graf Udo war aufgesprunqen. Er hielt sich beide Hände vor die Augen. Ein: Schaudervoll! löste sich langsam von seinen Lippen. Freund, Freund, ich kenne die Geschichte - der - Lucrezia Borgia -! Ottomar schwieg. Hier spielt empörender Betrug die Hauptrolle! rief der Graf, entsetzt zugleich, daß er sich nicht mäßigte, wohl gar der Gräfin hörbar wurde. Ottomars Schweigen brachte ihn auf's Aeußerste der schmerzlichen Spannung. Mäßige Deine Gefühle! sprach Ottomar mit beruhigender Stimme. Hier liegen Räthsel verborgen. Sammle Dich! Die Thatsache steht fest, aber Dein Onkel bleibt, scheint mir, ein edler guter Mensch! Ich glaube dafür bürgen zu können! Gott im Himmel, was trägt nicht Alles diese Erde -! Graf Udo athmete auf, während dann auch Ottomar aufgesprungen war und sich geschüttelt und durchfröstelt fühlte von der Macht der Erinnerung. Nimm erst etwas Detail in Kauf! sagte er nach einer Pause und sogar wieder scherzend. Das Zimmer roch noch stark nach Petroleum und sogar die weißen langen Finger der Dame rochen zwar nicht nach diesem, aber nach der Seife, mit welcher sie sich eben erst von den Spuren des Wettkampfs mit ihrer Magd im "Es werde Licht!" gereinigt haben mochte. Das Zimmer war Graf Udo war aufgesprunqen. Er hielt sich beide Hände vor die Augen. Ein: Schaudervoll! löste sich langsam von seinen Lippen. Freund, Freund, ich kenne die Geschichte – der – Lucrezia Borgia –! Ottomar schwieg. Hier spielt empörender Betrug die Hauptrolle! rief der Graf, entsetzt zugleich, daß er sich nicht mäßigte, wohl gar der Gräfin hörbar wurde. Ottomars Schweigen brachte ihn auf’s Aeußerste der schmerzlichen Spannung. Mäßige Deine Gefühle! sprach Ottomar mit beruhigender Stimme. Hier liegen Räthsel verborgen. Sammle Dich! Die Thatsache steht fest, aber Dein Onkel bleibt, scheint mir, ein edler guter Mensch! Ich glaube dafür bürgen zu können! Gott im Himmel, was trägt nicht Alles diese Erde –! Graf Udo athmete auf, während dann auch Ottomar aufgesprungen war und sich geschüttelt und durchfröstelt fühlte von der Macht der Erinnerung. Nimm erst etwas Detail in Kauf! sagte er nach einer Pause und sogar wieder scherzend. Das Zimmer roch noch stark nach Petroleum und sogar die weißen langen Finger der Dame rochen zwar nicht nach diesem, aber nach der Seife, mit welcher sie sich eben erst von den Spuren des Wettkampfs mit ihrer Magd im „Es werde Licht!“ gereinigt haben mochte. Das Zimmer war <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="191"/> Graf Udo war aufgesprunqen. Er hielt sich beide Hände vor die Augen. Ein: Schaudervoll! löste sich langsam von seinen Lippen. Freund, Freund, ich kenne die Geschichte – der – <ref xml:id="TEXTLucreziaBorgia" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLLucreziaBorgia">Lucrezia Borgia</ref> –! </p> <p>Ottomar schwieg. </p> <p>Hier spielt empörender Betrug die Hauptrolle! rief der Graf, entsetzt zugleich, daß er sich nicht mäßigte, wohl gar der Gräfin hörbar wurde. Ottomars Schweigen brachte ihn auf’s Aeußerste der schmerzlichen Spannung. </p> <p>Mäßige Deine Gefühle! sprach Ottomar mit beruhigender Stimme. Hier liegen Räthsel verborgen. Sammle Dich! Die Thatsache steht fest, aber Dein Onkel bleibt, scheint mir, ein edler guter Mensch! Ich glaube dafür bürgen zu können! Gott im Himmel, was trägt nicht Alles diese Erde –! </p> <p>Graf Udo athmete auf, während dann auch Ottomar aufgesprungen war und sich geschüttelt und durchfröstelt fühlte von der Macht der Erinnerung. </p> <p>Nimm erst etwas Detail in Kauf! sagte er nach einer Pause und sogar wieder scherzend. Das Zimmer roch noch stark nach Petroleum und sogar die weißen langen Finger der Dame rochen zwar nicht nach diesem, aber nach der Seife, mit welcher sie sich eben erst von den Spuren des Wettkampfs mit ihrer Magd im „Es werde Licht!“ gereinigt haben mochte. Das Zimmer war </p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0197]
Graf Udo war aufgesprunqen. Er hielt sich beide Hände vor die Augen. Ein: Schaudervoll! löste sich langsam von seinen Lippen. Freund, Freund, ich kenne die Geschichte – der – Lucrezia Borgia –!
Ottomar schwieg.
Hier spielt empörender Betrug die Hauptrolle! rief der Graf, entsetzt zugleich, daß er sich nicht mäßigte, wohl gar der Gräfin hörbar wurde. Ottomars Schweigen brachte ihn auf’s Aeußerste der schmerzlichen Spannung.
Mäßige Deine Gefühle! sprach Ottomar mit beruhigender Stimme. Hier liegen Räthsel verborgen. Sammle Dich! Die Thatsache steht fest, aber Dein Onkel bleibt, scheint mir, ein edler guter Mensch! Ich glaube dafür bürgen zu können! Gott im Himmel, was trägt nicht Alles diese Erde –!
Graf Udo athmete auf, während dann auch Ottomar aufgesprungen war und sich geschüttelt und durchfröstelt fühlte von der Macht der Erinnerung.
Nimm erst etwas Detail in Kauf! sagte er nach einer Pause und sogar wieder scherzend. Das Zimmer roch noch stark nach Petroleum und sogar die weißen langen Finger der Dame rochen zwar nicht nach diesem, aber nach der Seife, mit welcher sie sich eben erst von den Spuren des Wettkampfs mit ihrer Magd im „Es werde Licht!“ gereinigt haben mochte. Das Zimmer war
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