Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.die allbewunderte Arbeit eines jungen Künstlers trugen, im Eingang des Ausstellungsgebäudes niedergleiten! Der nachfolgende Schöpfer stand vor einem Haufen Lehm. Seit dieser Zeit war ein krankhafter Zug in den trefflichen Mann gekommen. Später verheirathet, Familienvater, kämpfte er vielleicht mit Sorgen. Althing wurde in dem Montagskreise, so selten er kam, niemals übersehen. Seine Einsilbigkeit schien immer nur die Vorbereitung zu den zündendsten Gedanken, die zuweilen über seine Lippen polterten. Während sich die Gesellschaft allmälig zerstreute, hatte sich Althing seiner Wohnung zugewendet und befolgte dabei heute gleich das vom Sanitätsrath empfohlene System der Isolirung. Er hielt sich an die Mitte der Straßen, obschon Wagenhindernisse, Schmutz und Geschrei auch hier dem Hypochonder genug entgegentraten. Plötzlich wurde ihm an einem ziemlich frei und still gelegenen Platze von einem jungen Mann unter den Arm gegriffen, der ihn mit frischgerötheter Wange und treuherzigem Lachen in's Antlitz sehend anredete: Guten Morgen, Papa! Wie geht's? Warst wohl heute in Deinem Montag? Ottomar -? Nicht im Gericht? Nicht bei Luzius? erwiderte der im Anschauen seines stattlichen Sohnes glückliche Vater. die allbewunderte Arbeit eines jungen Künstlers trugen, im Eingang des Ausstellungsgebäudes niedergleiten! Der nachfolgende Schöpfer stand vor einem Haufen Lehm. Seit dieser Zeit war ein krankhafter Zug in den trefflichen Mann gekommen. Später verheirathet, Familienvater, kämpfte er vielleicht mit Sorgen. Althing wurde in dem Montagskreise, so selten er kam, niemals übersehen. Seine Einsilbigkeit schien immer nur die Vorbereitung zu den zündendsten Gedanken, die zuweilen über seine Lippen polterten. Während sich die Gesellschaft allmälig zerstreute, hatte sich Althing seiner Wohnung zugewendet und befolgte dabei heute gleich das vom Sanitätsrath empfohlene System der Isolirung. Er hielt sich an die Mitte der Straßen, obschon Wagenhindernisse, Schmutz und Geschrei auch hier dem Hypochonder genug entgegentraten. Plötzlich wurde ihm an einem ziemlich frei und still gelegenen Platze von einem jungen Mann unter den Arm gegriffen, der ihn mit frischgerötheter Wange und treuherzigem Lachen in’s Antlitz sehend anredete: Guten Morgen, Papa! Wie geht’s? Warst wohl heute in Deinem Montag? Ottomar –? Nicht im Gericht? Nicht bei Luzius? erwiderte der im Anschauen seines stattlichen Sohnes glückliche Vater. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0019" n="13"/> die allbewunderte Arbeit eines jungen Künstlers trugen, im Eingang des Ausstellungsgebäudes niedergleiten! Der nachfolgende Schöpfer stand vor einem Haufen Lehm. Seit dieser Zeit war ein krankhafter Zug in den trefflichen Mann gekommen. Später verheirathet, Familienvater, kämpfte er vielleicht mit Sorgen. Althing wurde in dem Montagskreise, so selten er kam, niemals übersehen. Seine Einsilbigkeit schien immer nur die Vorbereitung zu den zündendsten Gedanken, die zuweilen über seine Lippen polterten. </p> <p>Während sich die Gesellschaft allmälig zerstreute, hatte sich Althing seiner Wohnung zugewendet und befolgte dabei heute gleich das vom Sanitätsrath empfohlene System der Isolirung. Er hielt sich an die Mitte der Straßen, obschon Wagenhindernisse, Schmutz und Geschrei auch hier dem Hypochonder genug entgegentraten. </p> <p>Plötzlich wurde ihm an einem ziemlich frei und still gelegenen Platze von einem jungen Mann unter den Arm gegriffen, der ihn mit frischgerötheter Wange und treuherzigem Lachen in’s Antlitz sehend anredete: Guten Morgen, Papa! Wie geht’s? Warst wohl heute in Deinem Montag? </p> <p>Ottomar –? Nicht im Gericht? Nicht bei Luzius? erwiderte der im Anschauen seines stattlichen Sohnes glückliche Vater. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0019]
die allbewunderte Arbeit eines jungen Künstlers trugen, im Eingang des Ausstellungsgebäudes niedergleiten! Der nachfolgende Schöpfer stand vor einem Haufen Lehm. Seit dieser Zeit war ein krankhafter Zug in den trefflichen Mann gekommen. Später verheirathet, Familienvater, kämpfte er vielleicht mit Sorgen. Althing wurde in dem Montagskreise, so selten er kam, niemals übersehen. Seine Einsilbigkeit schien immer nur die Vorbereitung zu den zündendsten Gedanken, die zuweilen über seine Lippen polterten.
Während sich die Gesellschaft allmälig zerstreute, hatte sich Althing seiner Wohnung zugewendet und befolgte dabei heute gleich das vom Sanitätsrath empfohlene System der Isolirung. Er hielt sich an die Mitte der Straßen, obschon Wagenhindernisse, Schmutz und Geschrei auch hier dem Hypochonder genug entgegentraten.
Plötzlich wurde ihm an einem ziemlich frei und still gelegenen Platze von einem jungen Mann unter den Arm gegriffen, der ihn mit frischgerötheter Wange und treuherzigem Lachen in’s Antlitz sehend anredete: Guten Morgen, Papa! Wie geht’s? Warst wohl heute in Deinem Montag?
Ottomar –? Nicht im Gericht? Nicht bei Luzius? erwiderte der im Anschauen seines stattlichen Sohnes glückliche Vater.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/19>, abgerufen am 16.07.2024. |