Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Wieder freie Uebersetzung! rief Mahlo. Stift! Stift! Ich kenne Deinen Vater! Einen gesinnungstreuen Mitkämpfer! Wende Deinen Freimuth nicht an unrechter Stelle an! Wir sind ja Volksfreunde! Damit gab er dem Jungen ein Stück Zeitungspapier, um sich eine Cigarre, die er wieder aus dem Kästchen nahm, als etwas Kostbares einzuwickeln. Raimund las die Correctur. Streikt nur nicht, so lange Ihr den "Socialnivellirer" druckt! meinte Mahlo. Er war sogar nicht abgeneigt, Stiftchen ein Glas Wein einzuschenken, woran ihn jedoch Raimund verhinderte. Sein mit kräftiger Stimme Gerufenes: ich corrigire jetzt! und der dabei auf die Flasche geworfene Blick belehrten Mahlo, daß er sich hier nicht zu sehr Herr fühlen sollte. Das Werben eines Claqueurs für Mahlos zuweilen abblitzende Meinungsäußerungen im großen Verein, Gartenstraße 819, unterblieb. Es fehlen auch noch anderthalb Spalten, um die Nummer vollzukriegen! sagte Stift in anständigerm Tone. Er hatte eine Anzahl Cigarrenreste in Sicht genommen und annectirte diese mit Mahlos blinzelnder Zustimmung. Sonst pflegte Mahlo diese Lese selbst nicht zu verschmähen. Aber heute saß dieser, während Raimund corrigirte und dem "Unsinn" Aufhellung gab, so zu sagen im Vollen. Wieder freie Uebersetzung! rief Mahlo. Stift! Stift! Ich kenne Deinen Vater! Einen gesinnungstreuen Mitkämpfer! Wende Deinen Freimuth nicht an unrechter Stelle an! Wir sind ja Volksfreunde! Damit gab er dem Jungen ein Stück Zeitungspapier, um sich eine Cigarre, die er wieder aus dem Kästchen nahm, als etwas Kostbares einzuwickeln. Raimund las die Correctur. Streikt nur nicht, so lange Ihr den „Socialnivellirer“ druckt! meinte Mahlo. Er war sogar nicht abgeneigt, Stiftchen ein Glas Wein einzuschenken, woran ihn jedoch Raimund verhinderte. Sein mit kräftiger Stimme Gerufenes: ich corrigire jetzt! und der dabei auf die Flasche geworfene Blick belehrten Mahlo, daß er sich hier nicht zu sehr Herr fühlen sollte. Das Werben eines Claqueurs für Mahlos zuweilen abblitzende Meinungsäußerungen im großen Verein, Gartenstraße 819, unterblieb. Es fehlen auch noch anderthalb Spalten, um die Nummer vollzukriegen! sagte Stift in anständigerm Tone. Er hatte eine Anzahl Cigarrenreste in Sicht genommen und annectirte diese mit Mahlos blinzelnder Zustimmung. Sonst pflegte Mahlo diese Lese selbst nicht zu verschmähen. Aber heute saß dieser, während Raimund corrigirte und dem „Unsinn“ Aufhellung gab, so zu sagen im Vollen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="158"/> Wieder freie Uebersetzung! rief Mahlo. Stift! Stift! Ich kenne Deinen Vater! Einen gesinnungstreuen Mitkämpfer! Wende Deinen Freimuth nicht an unrechter Stelle an! Wir sind ja Volksfreunde! </p> <p>Damit gab er dem Jungen ein Stück Zeitungspapier, um sich eine Cigarre, die er wieder aus dem Kästchen nahm, als etwas Kostbares einzuwickeln. Raimund las die Correctur. </p> <p>Streikt nur nicht, so lange Ihr den „Socialnivellirer“ druckt! meinte Mahlo. Er war sogar nicht abgeneigt, Stiftchen ein Glas Wein einzuschenken, woran ihn jedoch Raimund verhinderte. Sein mit kräftiger Stimme Gerufenes: ich corrigire jetzt! und der dabei auf die Flasche geworfene Blick belehrten Mahlo, daß er sich hier nicht zu sehr Herr fühlen sollte. Das Werben eines <ref xml:id="TEXTClaqueurs" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLClaqueurs">Claqueurs</ref> für Mahlos zuweilen abblitzende Meinungsäußerungen im großen Verein, <ref xml:id="TEXTGartenstrasse819" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLGartenstrasse819">Gartenstraße 819</ref>, unterblieb. </p> <p>Es fehlen auch noch anderthalb Spalten, um die Nummer vollzukriegen! sagte Stift in anständigerm Tone. Er hatte eine Anzahl Cigarrenreste in Sicht genommen und annectirte diese mit Mahlos blinzelnder Zustimmung. Sonst pflegte Mahlo diese Lese selbst nicht zu verschmähen. Aber heute saß dieser, während Raimund corrigirte und dem „Unsinn“ Aufhellung gab, so zu sagen im Vollen. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0164]
Wieder freie Uebersetzung! rief Mahlo. Stift! Stift! Ich kenne Deinen Vater! Einen gesinnungstreuen Mitkämpfer! Wende Deinen Freimuth nicht an unrechter Stelle an! Wir sind ja Volksfreunde!
Damit gab er dem Jungen ein Stück Zeitungspapier, um sich eine Cigarre, die er wieder aus dem Kästchen nahm, als etwas Kostbares einzuwickeln. Raimund las die Correctur.
Streikt nur nicht, so lange Ihr den „Socialnivellirer“ druckt! meinte Mahlo. Er war sogar nicht abgeneigt, Stiftchen ein Glas Wein einzuschenken, woran ihn jedoch Raimund verhinderte. Sein mit kräftiger Stimme Gerufenes: ich corrigire jetzt! und der dabei auf die Flasche geworfene Blick belehrten Mahlo, daß er sich hier nicht zu sehr Herr fühlen sollte. Das Werben eines Claqueurs für Mahlos zuweilen abblitzende Meinungsäußerungen im großen Verein, Gartenstraße 819, unterblieb.
Es fehlen auch noch anderthalb Spalten, um die Nummer vollzukriegen! sagte Stift in anständigerm Tone. Er hatte eine Anzahl Cigarrenreste in Sicht genommen und annectirte diese mit Mahlos blinzelnder Zustimmung. Sonst pflegte Mahlo diese Lese selbst nicht zu verschmähen. Aber heute saß dieser, während Raimund corrigirte und dem „Unsinn“ Aufhellung gab, so zu sagen im Vollen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/164 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/164>, abgerufen am 16.02.2025. |