Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebentes Kapitel.

Ottomar hatte das Haus gefunden, aber - sich noch nicht hineingewagt. Es war zu lebhaft ringsum. Er wollte das Abenddunkel abwarten.

Das betreffende Haus war eine jener Miethskasernen, die für alle Schichten der Bevölkerung zugleich gebaut scheinen. Im Keller, unter'm Dach, im Hinterhofe Proletarierexistenzen, in den sorgfältig verschlossenen Etagen Börsenspeculanten, Militärs mittlern Ranges, Beamte. Im Innern der Etagen gewiß sehr elegant, aber dem Hause fehlte der - Verschluß. Es ist also nicht "hochfein". Ein sogenannter "stiller Portier" zählt die Bewohner auf, eine Sitte, die dem "Vicewirth" das ewige Auskunftgebenmüssen über etwaige Einwohner ersparte. Da stand: Frau Geometer Marloff - und im dritten Stock: Raimund Ehlerdt. Der Namen waren wohl zwanzig beisammen. Der Hof war düster und übervölkert. Frau Geometer Marloff wohnte in der Beletage. Durch ein Guckloch sah Ottomar, der so that,

Siebentes Kapitel.

Ottomar hatte das Haus gefunden, aber – sich noch nicht hineingewagt. Es war zu lebhaft ringsum. Er wollte das Abenddunkel abwarten.

Das betreffende Haus war eine jener Miethskasernen, die für alle Schichten der Bevölkerung zugleich gebaut scheinen. Im Keller, unter’m Dach, im Hinterhofe Proletarierexistenzen, in den sorgfältig verschlossenen Etagen Börsenspeculanten, Militärs mittlern Ranges, Beamte. Im Innern der Etagen gewiß sehr elegant, aber dem Hause fehlte der – Verschluß. Es ist also nicht „hochfein“. Ein sogenannter „stiller Portier“ zählt die Bewohner auf, eine Sitte, die dem „Vicewirth“ das ewige Auskunftgebenmüssen über etwaige Einwohner ersparte. Da stand: Frau Geometer Marloff – und im dritten Stock: Raimund Ehlerdt. Der Namen waren wohl zwanzig beisammen. Der Hof war düster und übervölkert. Frau Geometer Marloff wohnte in der Beletage. Durch ein Guckloch sah Ottomar, der so that,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0158" n="152"/>
        <head>Siebentes Kapitel.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">O</hi>ttomar hatte das Haus gefunden, aber &#x2013; sich noch nicht hineingewagt. Es war zu lebhaft ringsum. Er wollte das Abenddunkel abwarten. </p>
        <p>Das betreffende Haus war eine jener <ref xml:id="TEXTMiethskasernen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLMiethskasernen">Miethskasernen</ref>, die für alle Schichten der Bevölkerung zugleich gebaut scheinen. Im Keller, unter&#x2019;m Dach, im Hinterhofe Proletarierexistenzen, in den sorgfältig verschlossenen Etagen Börsenspeculanten, Militärs mittlern Ranges, Beamte. Im Innern der Etagen gewiß sehr elegant, <ref xml:id="TEXTaberdiesemBISersparte" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLaberdiesemBISersparte">aber dem Hause fehlte der &#x2013; Verschluß. Es ist also nicht &#x201E;hochfein&#x201C;. Ein sogenannter &#x201E;stiller Portier&#x201C; zählt die Bewohner auf, eine Sitte, die dem &#x201E;Vicewirth&#x201C; das ewige Auskunftgebenmüssen über etwaige Einwohner ersparte</ref>. Da stand: Frau Geometer Marloff &#x2013; und im dritten Stock: Raimund Ehlerdt. Der Namen waren wohl zwanzig beisammen. Der Hof war düster und übervölkert. Frau Geometer Marloff wohnte <ref xml:id="TEXTinderBeletage" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLinderBeletage">in der Beletage</ref>. Durch ein Guckloch sah Ottomar, der so that,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0158] Siebentes Kapitel. Ottomar hatte das Haus gefunden, aber – sich noch nicht hineingewagt. Es war zu lebhaft ringsum. Er wollte das Abenddunkel abwarten. Das betreffende Haus war eine jener Miethskasernen, die für alle Schichten der Bevölkerung zugleich gebaut scheinen. Im Keller, unter’m Dach, im Hinterhofe Proletarierexistenzen, in den sorgfältig verschlossenen Etagen Börsenspeculanten, Militärs mittlern Ranges, Beamte. Im Innern der Etagen gewiß sehr elegant, aber dem Hause fehlte der – Verschluß. Es ist also nicht „hochfein“. Ein sogenannter „stiller Portier“ zählt die Bewohner auf, eine Sitte, die dem „Vicewirth“ das ewige Auskunftgebenmüssen über etwaige Einwohner ersparte. Da stand: Frau Geometer Marloff – und im dritten Stock: Raimund Ehlerdt. Der Namen waren wohl zwanzig beisammen. Der Hof war düster und übervölkert. Frau Geometer Marloff wohnte in der Beletage. Durch ein Guckloch sah Ottomar, der so that,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/158
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/158>, abgerufen am 24.11.2024.