[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.Siebenter Brief. Verzeih', Unsterbliche, daß ich heute mit mir beginne, nachher verweil' ich desto länger bei Dir. Ich schildere meine Leiden ausführlicher, um den Werth Deines Trostes in ein desto helleres Licht zu setzen. Es war schon spät,--doch weißt Du, mir ist Nacht, wie der Tag--die Flammen in meinem Ofen waren erloschen, die in meiner Brust loderten hell auf. Meine Zähne klapperten vor Winterfrost, in meinen Adern rollte es wie Gluthenstrom. Ich trat hinaus in die heilige Stille meines Gartenparadieses. An seiner Himmelspforte hielt der Mond mit brennender Fackel schon Wache. Die Sterne waren seine Trabanten, was ich selbst astronomisch beweisen will. Siebenter Brief. Verzeih’, Unsterbliche, daß ich heute mit mir beginne, nachher verweil’ ich desto länger bei Dir. Ich schildere meine Leiden ausführlicher, um den Werth Deines Trostes in ein desto helleres Licht zu setzen. Es war schon spät,—doch weißt Du, mir ist Nacht, wie der Tag—die Flammen in meinem Ofen waren erloschen, die in meiner Brust loderten hell auf. Meine Zähne klapperten vor Winterfrost, in meinen Adern rollte es wie Gluthenstrom. Ich trat hinaus in die heilige Stille meines Gartenparadieses. An seiner Himmelspforte hielt der Mond mit brennender Fackel schon Wache. Die Sterne waren seine Trabanten, was ich selbst astronomisch beweisen will. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0077" n="64"/> <head> <hi rendition="#g">Siebenter Brief.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Verzeih’, Unsterbliche, daß ich heute mit mir beginne, nachher verweil’ ich desto länger bei Dir. Ich schildere meine Leiden ausführlicher, um den Werth Deines Trostes in ein desto helleres Licht zu setzen.</p> <p>Es war schon spät,—doch weißt Du, mir ist Nacht, wie der Tag—die Flammen in meinem Ofen waren erloschen, die in meiner Brust loderten hell auf. Meine Zähne klapperten vor Winterfrost, in meinen Adern rollte es wie Gluthenstrom.</p> <p>Ich trat hinaus in die heilige Stille meines Gartenparadieses. An seiner Himmelspforte hielt der Mond mit brennender Fackel schon Wache. Die Sterne waren seine Trabanten, was ich selbst astronomisch beweisen will.</p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0077]
Siebenter Brief.
Verzeih’, Unsterbliche, daß ich heute mit mir beginne, nachher verweil’ ich desto länger bei Dir. Ich schildere meine Leiden ausführlicher, um den Werth Deines Trostes in ein desto helleres Licht zu setzen.
Es war schon spät,—doch weißt Du, mir ist Nacht, wie der Tag—die Flammen in meinem Ofen waren erloschen, die in meiner Brust loderten hell auf. Meine Zähne klapperten vor Winterfrost, in meinen Adern rollte es wie Gluthenstrom.
Ich trat hinaus in die heilige Stille meines Gartenparadieses. An seiner Himmelspforte hielt der Mond mit brennender Fackel schon Wache. Die Sterne waren seine Trabanten, was ich selbst astronomisch beweisen will.
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