[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.rern Brüdern zur gemeinschaftlichen Uebung im christlichen Leben zu vereinigen. Nur durch den Satz von der Priesterschaft eines jeden Christen sind Conventikel möglich geworden, dadurch aber auch gegen jede Staatsreligion feindselig gestellt. Man versichert, und hängt mit voller Hingebung an dieser Lehre, daß die Berufung eine allgemeine sei, Jeder dürfe sich zu jeder Stunde als ein Gefäß des göttlichen Geistes ansehen. So lange dieser Glaube noch nicht untergraben ist, und damit kann es anstehen, weil er dem natürlichen Selbstgefühle die verklärteste Weihe gibt, so lange sind noch Elemente zu einer republicanischen Ordnung der Gesellschaft vorhanden. Man wird die Uebertragung des Lehramtes an gewisse durch menschliche Wahl Bestimmte, die ganze Form der Kirchenconstitution ewig nur als einen Uebergangspunkt ansehen, und gegen die weltliche Seite des Lebens, die jene Gestaltung der kirchlichen zur Garantie ihrer eignen Dauer bedarf, unablässig reagiren. Liebe und Vertrauen soll das schönste Band des Lebens bleiben, aber die Verbundenen müssen Alle Priester und Könige sein. Ich schreibe jetzt an einer Geschichte der Zukunft. Jede Gewalt wird in ihr an den zwei höchsten Mächten politischem und religiösem Fanatismus scheitern. Das Bedürfniß, glücklich zu leben rern Brüdern zur gemeinschaftlichen Uebung im christlichen Leben zu vereinigen. Nur durch den Satz von der Priesterschaft eines jeden Christen sind Conventikel möglich geworden, dadurch aber auch gegen jede Staatsreligion feindselig gestellt. Man versichert, und hängt mit voller Hingebung an dieser Lehre, daß die Berufung eine allgemeine sei, Jeder dürfe sich zu jeder Stunde als ein Gefäß des göttlichen Geistes ansehen. So lange dieser Glaube noch nicht untergraben ist, und damit kann es anstehen, weil er dem natürlichen Selbstgefühle die verklärteste Weihe gibt, so lange sind noch Elemente zu einer republicanischen Ordnung der Gesellschaft vorhanden. Man wird die Uebertragung des Lehramtes an gewisse durch menschliche Wahl Bestimmte, die ganze Form der Kirchenconstitution ewig nur als einen Uebergangspunkt ansehen, und gegen die weltliche Seite des Lebens, die jene Gestaltung der kirchlichen zur Garantie ihrer eignen Dauer bedarf, unablässig reagiren. Liebe und Vertrauen soll das schönste Band des Lebens bleiben, aber die Verbundenen müssen Alle Priester und Könige sein. Ich schreibe jetzt an einer Geschichte der Zukunft. Jede Gewalt wird in ihr an den zwei höchsten Mächten politischem und religiösem Fanatismus scheitern. Das Bedürfniß, glücklich zu leben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="37"/> rern Brüdern zur gemeinschaftlichen Uebung im christlichen Leben zu vereinigen. <ref xml:id="TEXTNurdurchBISvorhanden" target="BrN3E.htm#ERLNurdurchBISvorhanden">Nur durch den Satz von der Priesterschaft eines jeden Christen sind Conventikel möglich geworden, dadurch aber auch gegen jede Staatsreligion feindselig gestellt. Man versichert, und hängt mit voller Hingebung an dieser Lehre, daß die Berufung eine allgemeine sei, Jeder dürfe sich zu jeder Stunde als ein Gefäß des göttlichen Geistes ansehen. So lange dieser Glaube noch nicht untergraben ist, und damit kann es anstehen, weil er dem natürlichen Selbstgefühle die verklärteste Weihe gibt, so lange sind noch Elemente zu einer republicanischen Ordnung der Gesellschaft vorhanden.</ref> Man wird die Uebertragung des Lehramtes an gewisse durch menschliche Wahl Bestimmte, die ganze Form der Kirchenconstitution ewig nur als einen Uebergangspunkt ansehen, und gegen die weltliche Seite des Lebens, die jene Gestaltung der kirchlichen zur Garantie ihrer eignen Dauer bedarf, unablässig reagiren. Liebe und Vertrauen soll das schönste Band des Lebens bleiben, aber die Verbundenen müssen Alle Priester und Könige sein.</p> <p>Ich schreibe jetzt an einer Geschichte der Zukunft. Jede Gewalt wird in ihr an den zwei höchsten Mächten politischem und religiösem Fanatismus scheitern. Das Bedürfniß, glücklich zu leben </p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0050]
rern Brüdern zur gemeinschaftlichen Uebung im christlichen Leben zu vereinigen. Nur durch den Satz von der Priesterschaft eines jeden Christen sind Conventikel möglich geworden, dadurch aber auch gegen jede Staatsreligion feindselig gestellt. Man versichert, und hängt mit voller Hingebung an dieser Lehre, daß die Berufung eine allgemeine sei, Jeder dürfe sich zu jeder Stunde als ein Gefäß des göttlichen Geistes ansehen. So lange dieser Glaube noch nicht untergraben ist, und damit kann es anstehen, weil er dem natürlichen Selbstgefühle die verklärteste Weihe gibt, so lange sind noch Elemente zu einer republicanischen Ordnung der Gesellschaft vorhanden. Man wird die Uebertragung des Lehramtes an gewisse durch menschliche Wahl Bestimmte, die ganze Form der Kirchenconstitution ewig nur als einen Uebergangspunkt ansehen, und gegen die weltliche Seite des Lebens, die jene Gestaltung der kirchlichen zur Garantie ihrer eignen Dauer bedarf, unablässig reagiren. Liebe und Vertrauen soll das schönste Band des Lebens bleiben, aber die Verbundenen müssen Alle Priester und Könige sein.
Ich schreibe jetzt an einer Geschichte der Zukunft. Jede Gewalt wird in ihr an den zwei höchsten Mächten politischem und religiösem Fanatismus scheitern. Das Bedürfniß, glücklich zu leben
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Zitationshilfe: | [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/50>, abgerufen am 16.02.2025. |