[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.Dritter Brief. Deutschen Gruß und Handschlag zuvor, edle Biederfrau! Ich schätze in Dir mehr, als man an Wesen Deines Geschlechts zu schätzen gewohnt ist. Du bist nicht unbekannt mit den Grazien, und doch ein Frauenzimmer von der ernsthaften Gattung. Du gleichst dem chinesischen Glockentempel, wenn er den Ernst bedeuten soll, eben so sehr wie der Maiblume, wenn ich darunter die Freude verstehe; nur daß die letzte duftende Glocke oben im Wipfel sich den Strahlen der Sonne öffnet, und ich schmeichle mir, diese Sonne immer für Dich gewesen zu sein. Du sendest mir eine Haarlocke, mit einem rosaseidenen Bande geziert. Sie muß auf der Dritter Brief. Deutschen Gruß und Handschlag zuvor, edle Biederfrau! Ich schätze in Dir mehr, als man an Wesen Deines Geschlechts zu schätzen gewohnt ist. Du bist nicht unbekannt mit den Grazien, und doch ein Frauenzimmer von der ernsthaften Gattung. Du gleichst dem chinesischen Glockentempel, wenn er den Ernst bedeuten soll, eben so sehr wie der Maiblume, wenn ich darunter die Freude verstehe; nur daß die letzte duftende Glocke oben im Wipfel sich den Strahlen der Sonne öffnet, und ich schmeichle mir, diese Sonne immer für Dich gewesen zu sein. Du sendest mir eine Haarlocke, mit einem rosaseidenen Bande geziert. Sie muß auf der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0036" n="23"/> <head> <hi rendition="#g">Dritter Brief.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Deutschen Gruß und Handschlag zuvor, edle Biederfrau!</p> <p>Ich schätze in Dir mehr, als man an Wesen Deines Geschlechts zu schätzen gewohnt ist. Du bist nicht unbekannt mit den Grazien, und doch ein Frauenzimmer von der ernsthaften Gattung. Du gleichst dem chinesischen Glockentempel, wenn er den Ernst bedeuten soll, eben so sehr wie der Maiblume, wenn ich darunter die Freude verstehe; nur daß die letzte duftende Glocke oben im Wipfel sich den Strahlen der Sonne öffnet, und ich schmeichle mir, diese Sonne immer für Dich gewesen zu sein.</p> <p>Du sendest mir eine Haarlocke, mit einem rosaseidenen Bande geziert. Sie muß auf der </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0036]
Dritter Brief.
Deutschen Gruß und Handschlag zuvor, edle Biederfrau!
Ich schätze in Dir mehr, als man an Wesen Deines Geschlechts zu schätzen gewohnt ist. Du bist nicht unbekannt mit den Grazien, und doch ein Frauenzimmer von der ernsthaften Gattung. Du gleichst dem chinesischen Glockentempel, wenn er den Ernst bedeuten soll, eben so sehr wie der Maiblume, wenn ich darunter die Freude verstehe; nur daß die letzte duftende Glocke oben im Wipfel sich den Strahlen der Sonne öffnet, und ich schmeichle mir, diese Sonne immer für Dich gewesen zu sein.
Du sendest mir eine Haarlocke, mit einem rosaseidenen Bande geziert. Sie muß auf der
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Zitationshilfe: | [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/36>, abgerufen am 16.02.2025. |