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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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hingegen die Tempel der Alten selbst zeugen konnten, wie hoch sie die Kunst als das Opfer schätzten, mit dem man den Göttern dienen müsse.

Die Musik ist freilich längst in ein Recht getreten, auf das sie seit dem ersten Tone, der durch die zitternde Luft flog, so begründete Ansprüche hat. Niemand wagt mehr in die Oper zu gehen, um sich ein Vergnügen zu verschaffen, ja die Welt weiß längst, daß die Bühne der Kanzel gleich kommt, einem Orte, von dem nur Belehrung ausgeht: einen Prediger zu hören, macht ja so selten Vergnügen.

Auch die bildenden Künste haben eine willkommene Stellung gewonnen. Wir haben nicht nur Maler, die in den schattigen Friedenspalmen, die zu den Thronen führen, ihre Staffelei aufrichten, sondern auch Könige, die ihre Throne nicht auf die Herzen der Unterthanen bauen, sondern auf die Ateliers derer, die unter ihnen mit Pinsel und Meißel umzugehen wissen. Die Orchestik aber ist in diesen Begünstigungen sehr zurückgeblieben, wie eine Tänzerin, die auf ihren Tänzer wartet. Nein, es scheint, als hätten Sie mich doch wahrlich vergessen!

Ich weiß wohl, daß die erste Sorge eines Finanzministers ein Plus für den Staat und die erste Tänzerin sein muß. Aber wie interessant sich

hingegen die Tempel der Alten selbst zeugen konnten, wie hoch sie die Kunst als das Opfer schätzten, mit dem man den Göttern dienen müsse.

Die Musik ist freilich längst in ein Recht getreten, auf das sie seit dem ersten Tone, der durch die zitternde Luft flog, so begründete Ansprüche hat. Niemand wagt mehr in die Oper zu gehen, um sich ein Vergnügen zu verschaffen, ja die Welt weiß längst, daß die Bühne der Kanzel gleich kommt, einem Orte, von dem nur Belehrung ausgeht: einen Prediger zu hören, macht ja so selten Vergnügen.

Auch die bildenden Künste haben eine willkommene Stellung gewonnen. Wir haben nicht nur Maler, die in den schattigen Friedenspalmen, die zu den Thronen führen, ihre Staffelei aufrichten, sondern auch Könige, die ihre Throne nicht auf die Herzen der Unterthanen bauen, sondern auf die Ateliers derer, die unter ihnen mit Pinsel und Meißel umzugehen wissen. Die Orchestik aber ist in diesen Begünstigungen sehr zurückgeblieben, wie eine Tänzerin, die auf ihren Tänzer wartet. Nein, es scheint, als hätten Sie mich doch wahrlich vergessen!

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[248/0261] hingegen die Tempel der Alten selbst zeugen konnten, wie hoch sie die Kunst als das Opfer schätzten, mit dem man den Göttern dienen müsse. Die Musik ist freilich längst in ein Recht getreten, auf das sie seit dem ersten Tone, der durch die zitternde Luft flog, so begründete Ansprüche hat. Niemand wagt mehr in die Oper zu gehen, um sich ein Vergnügen zu verschaffen, ja die Welt weiß längst, daß die Bühne der Kanzel gleich kommt, einem Orte, von dem nur Belehrung ausgeht: einen Prediger zu hören, macht ja so selten Vergnügen. Auch die bildenden Künste haben eine willkommene Stellung gewonnen. Wir haben nicht nur Maler, die in den schattigen Friedenspalmen, die zu den Thronen führen, ihre Staffelei aufrichten, sondern auch Könige, die ihre Throne nicht auf die Herzen der Unterthanen bauen, sondern auf die Ateliers derer, die unter ihnen mit Pinsel und Meißel umzugehen wissen. Die Orchestik aber ist in diesen Begünstigungen sehr zurückgeblieben, wie eine Tänzerin, die auf ihren Tänzer wartet. Nein, es scheint, als hätten Sie mich doch wahrlich vergessen! Ich weiß wohl, daß die erste Sorge eines Finanzministers ein Plus für den Staat und die erste Tänzerin sein muß. Aber wie interessant sich

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/261>, abgerufen am 22.11.2024.