[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.und ich werde jauchzen, wenn es Dir wärmer ums Herz wird. Auf den wallenden Fluthen Deines Busens werd' ich in den Hafen meines Glückes segeln, und Dir, dem freundlichen Elemente, eine dampfende Hekatombe opfern. * * * * * "Nun mag es schon eine halbe Stunde sein, daß meine sehnsuchtsvollen Beine auf Ew. Wohlgeboren endliches Erscheinen warten. Die meisten Paare sind schon ermüdet, es schwärmen die Tänzer mit ihren bis auf den Siedepunkt gekommenen Tänzerinnen schon durch das Dunkel der Seitenzimmer und Laubengänge, und neckend ziehen sie Alle an mir vorüber, die ich ihnen den Arm, ja den vielverlangten Arm abschlug, der zur ersten Ecossaise Ew. Wohlgeboren versprochen war. Was haben wir Weiber von den Versprechungen, die wir den Männern, und sie uns geben! Wer glaubt, Dem Treue halten zu müssen, der keine Mittel besitzt, für Treulosigkeit sich zu rächen! Die Mazurka beginnt, und noch weiß ich immer nicht, an welchen Mann ich meine Grazie bringen soll. Theseus, so holen Sie doch Ihre verlassene Ariadne! Wie die glücklichen Wirbler im Fluge vorüberrauschen! In einem einzigen Pas liegt ein Kampf und ich werde jauchzen, wenn es Dir wärmer ums Herz wird. Auf den wallenden Fluthen Deines Busens werd’ ich in den Hafen meines Glückes segeln, und Dir, dem freundlichen Elemente, eine dampfende Hekatombe opfern. * * * * * "Nun mag es schon eine halbe Stunde sein, daß meine sehnsuchtsvollen Beine auf Ew. Wohlgeboren endliches Erscheinen warten. Die meisten Paare sind schon ermüdet, es schwärmen die Tänzer mit ihren bis auf den Siedepunkt gekommenen Tänzerinnen schon durch das Dunkel der Seitenzimmer und Laubengänge, und neckend ziehen sie Alle an mir vorüber, die ich ihnen den Arm, ja den vielverlangten Arm abschlug, der zur ersten Ecossaise Ew. Wohlgeboren versprochen war. Was haben wir Weiber von den Versprechungen, die wir den Männern, und sie uns geben! Wer glaubt, Dem Treue halten zu müssen, der keine Mittel besitzt, für Treulosigkeit sich zu rächen! Die Mazurka beginnt, und noch weiß ich immer nicht, an welchen Mann ich meine Grazie bringen soll. Theseus, so holen Sie doch Ihre verlassene Ariadne! Wie die glücklichen Wirbler im Fluge vorüberrauschen! In einem einzigen Pas liegt ein Kampf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0259" n="246"/> und ich werde jauchzen, wenn es Dir wärmer ums Herz wird. Auf den wallenden Fluthen Deines Busens werd’ ich in den Hafen meines Glückes segeln, und Dir, dem freundlichen Elemente, eine dampfende Hekatombe opfern. </p> <p> * * *</p> <p> * *</p> <p>"Nun mag es schon eine halbe Stunde sein, daß meine sehnsuchtsvollen Beine auf Ew. Wohlgeboren endliches Erscheinen warten. Die meisten Paare sind schon ermüdet, es schwärmen die Tänzer mit ihren bis auf den Siedepunkt gekommenen Tänzerinnen schon durch das Dunkel der Seitenzimmer und Laubengänge, und neckend ziehen sie Alle an mir vorüber, die ich ihnen den Arm, ja den vielverlangten Arm abschlug, der zur ersten Ecossaise Ew. Wohlgeboren versprochen war. Was haben wir Weiber von den Versprechungen, die wir den Männern, und sie uns geben! Wer glaubt, Dem Treue halten zu müssen, der keine Mittel besitzt, für Treulosigkeit sich zu rächen!</p> <p>Die Mazurka beginnt, und noch weiß ich immer nicht, an welchen Mann ich meine Grazie bringen soll. Theseus, so holen Sie doch Ihre verlassene Ariadne!</p> <p>Wie die glücklichen Wirbler im Fluge vorüberrauschen! In einem einzigen Pas liegt ein Kampf </p> </div> </body> </text> </TEI> [246/0259]
und ich werde jauchzen, wenn es Dir wärmer ums Herz wird. Auf den wallenden Fluthen Deines Busens werd’ ich in den Hafen meines Glückes segeln, und Dir, dem freundlichen Elemente, eine dampfende Hekatombe opfern.
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"Nun mag es schon eine halbe Stunde sein, daß meine sehnsuchtsvollen Beine auf Ew. Wohlgeboren endliches Erscheinen warten. Die meisten Paare sind schon ermüdet, es schwärmen die Tänzer mit ihren bis auf den Siedepunkt gekommenen Tänzerinnen schon durch das Dunkel der Seitenzimmer und Laubengänge, und neckend ziehen sie Alle an mir vorüber, die ich ihnen den Arm, ja den vielverlangten Arm abschlug, der zur ersten Ecossaise Ew. Wohlgeboren versprochen war. Was haben wir Weiber von den Versprechungen, die wir den Männern, und sie uns geben! Wer glaubt, Dem Treue halten zu müssen, der keine Mittel besitzt, für Treulosigkeit sich zu rächen!
Die Mazurka beginnt, und noch weiß ich immer nicht, an welchen Mann ich meine Grazie bringen soll. Theseus, so holen Sie doch Ihre verlassene Ariadne!
Wie die glücklichen Wirbler im Fluge vorüberrauschen! In einem einzigen Pas liegt ein Kampf
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