ein Weib. Nun zogen wir auf unser Gespräch andere Saiten. Wir sprachen von Freundschaft und Liebe. Dich, Freundin, gebraucht' ich für alle meine Behauptungen zum Beispiel. Ich schilderte Deine Schönheit, ohne Dir zu schmeicheln, pries die Milde und Zartheit Deines Gefühls, und sprach von der Sehnsucht, die mein Herz nach Dir empfände. Da verhüllte die weibliche Gestalt am jenseitigen Ufer ihr Haupt und weinte. So gingen wir den Strom hinauf und dem Sonnenaufgang entgegen, schweigend und zur Erde blickend. Siehe! da standen wir endlich an der Quelle des Baches, schlugen unsere Augen auf, und lagen uns in den Armen. Aus der Tiefe des Thals leuchteten schon die Strahlen der aufgehenden Sonne herauf, sie küßten uns den Morgenthau von den Wangen. Jetzt hatten wir uns wiedergefunden, und werden uns nie, nie mehr verlieren. Wache und träume Dein Leben in meinen Armen, ich trage den Himmel in Dir! Du Getreue!
ein Weib. Nun zogen wir auf unser Gespräch andere Saiten. Wir sprachen von Freundschaft und Liebe. Dich, Freundin, gebraucht’ ich für alle meine Behauptungen zum Beispiel. Ich schilderte Deine Schönheit, ohne Dir zu schmeicheln, pries die Milde und Zartheit Deines Gefühls, und sprach von der Sehnsucht, die mein Herz nach Dir empfände. Da verhüllte die weibliche Gestalt am jenseitigen Ufer ihr Haupt und weinte. So gingen wir den Strom hinauf und dem Sonnenaufgang entgegen, schweigend und zur Erde blickend. Siehe! da standen wir endlich an der Quelle des Baches, schlugen unsere Augen auf, und lagen uns in den Armen. Aus der Tiefe des Thals leuchteten schon die Strahlen der aufgehenden Sonne herauf, sie küßten uns den Morgenthau von den Wangen. Jetzt hatten wir uns wiedergefunden, und werden uns nie, nie mehr verlieren. Wache und träume Dein Leben in meinen Armen, ich trage den Himmel in Dir! Du Getreue!
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ein Weib. Nun zogen wir auf unser Gespräch andere Saiten. Wir sprachen von Freundschaft und Liebe. Dich, Freundin, gebraucht’ ich für alle meine Behauptungen zum Beispiel. Ich schilderte Deine Schönheit, ohne Dir zu schmeicheln, pries die Milde und Zartheit Deines Gefühls, und sprach von der Sehnsucht, die mein Herz nach Dir empfände. Da verhüllte die weibliche Gestalt am jenseitigen Ufer ihr Haupt und weinte. So gingen wir den Strom hinauf und dem Sonnenaufgang entgegen, schweigend und zur Erde blickend. Siehe! da standen wir endlich an der Quelle des Baches, schlugen unsere Augen auf, und lagen uns in den Armen. Aus der Tiefe des Thals leuchteten schon die Strahlen der aufgehenden Sonne herauf, sie küßten uns den Morgenthau von den Wangen. Jetzt hatten wir uns wiedergefunden, und werden uns nie, nie mehr verlieren. Wache und träume Dein Leben in meinen Armen, ich trage den Himmel in Dir! Du Getreue!</p><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divn="1"></div></body></text></TEI>
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ein Weib. Nun zogen wir auf unser Gespräch andere Saiten. Wir sprachen von Freundschaft und Liebe. Dich, Freundin, gebraucht’ ich für alle meine Behauptungen zum Beispiel. Ich schilderte Deine Schönheit, ohne Dir zu schmeicheln, pries die Milde und Zartheit Deines Gefühls, und sprach von der Sehnsucht, die mein Herz nach Dir empfände. Da verhüllte die weibliche Gestalt am jenseitigen Ufer ihr Haupt und weinte. So gingen wir den Strom hinauf und dem Sonnenaufgang entgegen, schweigend und zur Erde blickend. Siehe! da standen wir endlich an der Quelle des Baches, schlugen unsere Augen auf, und lagen uns in den Armen. Aus der Tiefe des Thals leuchteten schon die Strahlen der aufgehenden Sonne herauf, sie küßten uns den Morgenthau von den Wangen. Jetzt hatten wir uns wiedergefunden, und werden uns nie, nie mehr verlieren. Wache und träume Dein Leben in meinen Armen, ich trage den Himmel in Dir! Du Getreue!
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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/246>, abgerufen am 16.02.2025.
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