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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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auf eine neue Schöpfung. Ihr erstes Werk, innerhalb der Menschengeschichte muß der dritte Adam sein, der in der Welt erschienen ist. Wie in Christo die Menschheit in die Einheit gesetzt wurde, so muß sie einst in die Besonderheit gesetzt werden. Wer da weiß, was er sagt, wenn er Ich sagt, ist ein neuer Heiland der Welt. Ob dieser Ausbruch des allgemeinsten Fichtianismus auch jener Augenblick ist, wo Alles, was sonst der Mensch aus der Vergangenheit als geschichtliches Erbe auf seinen Lebenspfad miterhält, rein verschwunden ist, wo alte gesellschaftliche Ordnung, Christenthum, wissenschaftliche Bildung nur wie ferne Erinnerung an die menschliche Seele klingen wird, wo man Nichts mehr findet, als die Sehnsucht nach einer neuen Erfüllung des ausgeleerten Bewußtseins? ( vielleicht weiß Dein Scharfsinn mir darüber Auskunft zu geben. Wird man wieder eine Idee brauchen, um damit die Welt zu regieren? werden die Gesetze in todten Buchstaben, oder in den Herzen der Menschen beschrieben sein? Wird es wieder Personen geben, die man für die sichtbaren Träger des Gesetzes hält? Werden überhaupt die kleineren Geister wieder größere zu Vormündern, zu Gesetzvollstreckern wählen, oder wird man alles Redens und Strafens überhoben sein? Gib mir Antwort, Beste!

auf eine neue Schöpfung. Ihr erstes Werk, innerhalb der Menschengeschichte muß der dritte Adam sein, der in der Welt erschienen ist. Wie in Christo die Menschheit in die Einheit gesetzt wurde, so muß sie einst in die Besonderheit gesetzt werden. Wer da weiß, was er sagt, wenn er Ich sagt, ist ein neuer Heiland der Welt. Ob dieser Ausbruch des allgemeinsten Fichtianismus auch jener Augenblick ist, wo Alles, was sonst der Mensch aus der Vergangenheit als geschichtliches Erbe auf seinen Lebenspfad miterhält, rein verschwunden ist, wo alte gesellschaftliche Ordnung, Christenthum, wissenschaftliche Bildung nur wie ferne Erinnerung an die menschliche Seele klingen wird, wo man Nichts mehr findet, als die Sehnsucht nach einer neuen Erfüllung des ausgeleerten Bewußtseins? ( vielleicht weiß Dein Scharfsinn mir darüber Auskunft zu geben. Wird man wieder eine Idee brauchen, um damit die Welt zu regieren? werden die Gesetze in todten Buchstaben, oder in den Herzen der Menschen beschrieben sein? Wird es wieder Personen geben, die man für die sichtbaren Träger des Gesetzes hält? Werden überhaupt die kleineren Geister wieder größere zu Vormündern, zu Gesetzvollstreckern wählen, oder wird man alles Redens und Strafens überhoben sein? Gib mir Antwort, Beste!

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[218/0231] auf eine neue Schöpfung. Ihr erstes Werk, innerhalb der Menschengeschichte muß der dritte Adam sein, der in der Welt erschienen ist. Wie in Christo die Menschheit in die Einheit gesetzt wurde, so muß sie einst in die Besonderheit gesetzt werden. Wer da weiß, was er sagt, wenn er Ich sagt, ist ein neuer Heiland der Welt. Ob dieser Ausbruch des allgemeinsten Fichtianismus auch jener Augenblick ist, wo Alles, was sonst der Mensch aus der Vergangenheit als geschichtliches Erbe auf seinen Lebenspfad miterhält, rein verschwunden ist, wo alte gesellschaftliche Ordnung, Christenthum, wissenschaftliche Bildung nur wie ferne Erinnerung an die menschliche Seele klingen wird, wo man Nichts mehr findet, als die Sehnsucht nach einer neuen Erfüllung des ausgeleerten Bewußtseins? ( vielleicht weiß Dein Scharfsinn mir darüber Auskunft zu geben. Wird man wieder eine Idee brauchen, um damit die Welt zu regieren? werden die Gesetze in todten Buchstaben, oder in den Herzen der Menschen beschrieben sein? Wird es wieder Personen geben, die man für die sichtbaren Träger des Gesetzes hält? Werden überhaupt die kleineren Geister wieder größere zu Vormündern, zu Gesetzvollstreckern wählen, oder wird man alles Redens und Strafens überhoben sein? Gib mir Antwort, Beste!

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  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/231>, abgerufen am 22.11.2024.